James Kochalka Superstar:
Kissers
Comic-Zeichner Kochalka macht eine Lebensanschauung daraus,
sich dagegen zu verwehren, das „Handwerk“ zu erlernen,
weil die unnötige Beschäftigung mit der Technik ihn
nur daran hindern würde, seine unverbrauchte Sicht der Dinge
darzustellen.
Trotzdem (oder deshalb?) hat er inzwischen einen Zeichenstil
entwickelt, um den ihn viele beneiden würden. Bei der Musik
Kochalkas fällt dies noch stärker auf. Sicher, er beherrscht
seine zweieinhalb Akkorde, doch sein Gesang hört sich wirklich
gräßlicher an als das Badewannen-Gejaule eines größenwahnsinnigen
Lieblingsonkels. Umso überraschender erschien es mir, als
ich nach etwa zweimaligem Hören dieser CD fast jedes Lied
mitgrölen wollte, so sehr gefiel mir dieser Affront, der
selbst gestandenenen Punks die Schamesröte ins Gesicht treiben
würde.
Wie auch bei seinen Comics besticht Kochalka durch seine liebenswerte
Chuzpe und die Hingabe zu seiner Frau Amy, der er durch seine
mehr als nur autobiographisch „inspirierten“ Werke
ein ums andere Mal ein „I love you“ oder „sorry"
zukommen lässt.
"Have you ever kissed an idiot
or wished that you could?
Know: I could be your idiot
and I kiss good
I know that you are an intelligent girl
but welcome to my world
I could be an idiot in your bed /
and you never get this idiot out of your head
'cause you don´t know if intelligent men
could love you like I can"
(Gesungen hört sich sowas dann an wie eine
Mischung aus They Might Be Giants, Helge Schneider, Ramones und
Trio …)
Und als wäre diese Fun-Garagen-Punkpop-Liebeserklärung
nicht schon genug, muß man, um diese CD zu erstehen, nicht
nur ein kleines Booklet mit Comics des Multitalents über
sich ergehen lassen, nein, eigentlich ist die CD nur eine Dreingabe
zum gleichnamigen Comic. Und wer enttäuscht ist, jetzt hier
nicht die geringste Stellungnahme zu diesem Buch zu finden, tut
mir leid, denn die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen,
geht solchen Personen offensichtlich ab.