Zugegeben, "24 Std. COMIC" ist nicht gerade das, was man einen
aussagekräftigen Titel nennen würde, aber es liegt in der Natur der
Sache, daß man bei einem solchen, in 24 Stunden erdachten und
gefertigten Werk nicht über den gesetzten zeitlichen Rahmen (oder die
vorgegebenen 24 Seiten) hinaus noch mal schnell hier einen
Rechtschreibfehler korrigiert, diesen verunglückten Strich mit Tipp-Ex
korrigiert oder sich einen zugkräftigeren Titel überlegt. Anderenfalls
wäre ich vielleicht auf einen Titel wie "Allein gegen Berlin" oder
"Großstadtblues" gekommen, und an dieser Stelle muß ich dann einsehen,
daß "24 Std. COMIC" auch seinen Reiz als Titel hat.
Wenn ich mein Werk mit den anderen mir bekannten 24-Stunden-Comics vergleiche, kann ich natürlich nicht allen Ernstes
behaupten, daß ich mit prominenten Künstlern wie Neil Gaiman, Scott
McCloud oder auch nur Andreas Michalke mithalten kann, was die
Ausnutzung der künstlerischen Möglichkeiten des Mediums Comic angeht.
Aber mein Comic ist wohl mit Abstand der persönlichste davon, und
deshalb erschien er erstmals auch nur in einer Auflage von zehn
Exemplare, handsigniert und numeriert für meine besten Freunde. Zwei
Jahre später habe ich mich zu einer Neuauflage überreden lassen, und
inzwischen hatte ich wohl ein paar mehr Freunde angesammelt, darunter
auch die SUKULTUR-Pioniere Marc Degens und Torsten Franz (letzteren
kannte ich 1997 noch gar nicht persönlich), und jene nahmen es nun auch
auf sich, meinen "24 Std. COMIC" erstmals in einer großformatigen
Version herauszubringen, bei der auch die Details meiner Billigversion
des "DuoTone"-Verfahrens im Gegensatz zu den früheren in Copy-Shops
erstellten Auflagen sichtbar werden.
Auch die Auflage ist pünktlich zum Berliner Comic-Festival
größer als zuvor ausgefallen, und schon allein durch die zeitliche
Distanz zum Entstehen des Werkes wird sich diesmal wohl nicht der Effekt
einstellen, den SUKULTUR-Sympathisant Hajo Mönnighoff beim Erscheinen
meines Sequels zum 24-Stunden-Comic - dem 24-Stunden-Buch "HAMAIBSGW" -
heraufbeschwor: "Das ist sozialer Selbstmord!" (Ich denke dabei mit
Grauen an mein nicht eben schmeichelhaftes Selbstportrait auf der
letzten Seite …)
Voller mulmiger Erwartung sehe ich erneuten "Signierstunden"
entgegen, die diesmal auch noch von den in Comic-Kreisen so beliebten
Skizzen gekrönt sein werden, was angesichts meiner inzwischen etwas
eingerosteten Zeichenhand sicherlich zu einem waghalsigen Experiment für
beide Seiten (den "Cartoonisten" und den Comic-Fan) werden wird. Wenn
mich der aufgebrachte Mob lynchen will, weil ich ein paar schöne
Sketchbooks mit meinen ungelenken Kritzeleien verunziert habe, werde ich
hoffentlich noch Zeit genug haben, einige der misslungeneren Zeichnungen
in meinem Sketchbook zur Verteidigung vorzubringen, bevor ich den ersten
Märtyrer-Tod auf einem Comicfestival für mich in Anspruch nehmen kann.
Thomas Vorwerk