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Oktober 2005
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Jörg Digmayer
für satt.org |
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Daniel Bosshart: AlbertoIrgendwo in einem Café sitzt ganz allein ein nicht mehr ganz junger Mann, vielleicht Ende zwanzig, Anfang dreißig. Ihn treibt die Frage um, was er aus seinem Leben machen soll: materiellen Dingen nachstreben, gesellschaftlicher Anerkennung, oder "ist es nicht wichtiger, sich von allem zu lösen, um zu erfahren, um was es eigentlich geht?" Diese Frage können wir seinem auf rätoromanisch geführten Tagebuch entnehmen, wir folgern, das Ganze spielt in der Schweiz. Weitere Hinweise erhalten wir nicht, die Tagebuchseite bildet das einzige Textelement des Comics. In rein grafischer Form wird die essentielle Frage auf den folgenden Seiten des Albums ausgearbeitet, aus den Kohlensäureblasen im Glas des jungen Mannes entwickeln sich die verschiedenen Lebensmodelle als eine Art durchgespielter Traum. Wie wäre es, reich zu sein, in einem Schloss zu wohnen, Zigarren zu rauchen und dick zu werden? Oder der Weg der Kontemplation, der über eine kleine Dachkammer letztlich zur Existenz eines Eremiten im Leuchtturm führen könnte? Oder doch die Segnungen der technisierten Welt genießen? Daniel Bosshart, der Autor von "Alberto", verdient sein Geld als Architekt. Zeichnen kann er, er versteht es, Figuren und Dekor effektvoll in Szene zu setzen, seine Seitenaufteilung ist souverän, in spiegelbildlichen Darstellungen und Farbnegativ-Seiten spielt er sein Rondo verschiedener Szenarien bildlich geschickt durch. "Alberto" hätte ein bisschen wie der Film "Lola rennt" werden können, in dem ja auch verschiedene Möglichkeiten aus einer identischen Ausgangssituation ausprobiert wurden. Dazu hätte es aber einer Handlung bedurft, die den Leser fesselt, die ihn mitreißt und in die Geschichte zwingt. Die fehlt leider völlig, die (einzige) Hauptfigur bleibt in der Distanz - ob der gute "Alberto" nun als reicher Fettsack enden wird oder als hungernder Asket, kann und wird den Leser herzlich wenig rühren, und am Ende bleibt der Eindruck, mit diesem Album ein klischeetypisches Stück Schweiz in der Hand zu halten: Handwerklich grundsolide, korrekt, sauber - nur leider zum Gähnen langweilig. |
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