Aktuelle Beiträge:
Andreas Altmann: Von beiden Seiten der Tür Ein neuer Gedichtband von Andreas Altmann – und wer sich mit und vor allem in den Gedichten des in Berlin und in der Prignitz lebenden Autors auskennt, für den ist an dieser Stelle Vieles bereits gesagt, sind die Gedichte von Andreas Altmann im lyrischen Kanon doch längst zu einem Synonym für den gewissenhaften und jede Effekthascherei meidenden Umgang mit und die sorgsame Arbeit am Wort geworden, für einen eigenen Sprachkosmos, in dem er sich seit seinen ersten Bänden traumwandlerisch sicher bewegt; intensiv, souverän, freiwillig reduziert. [Stefan Heuer]
Jim Carrey und Dana Vachon: Memoiren und Falschinformationen: Ein (fast) autobiographischer Hollywood-Roman Jim Carrey hatte mir gerade seine Manga-Kollektion gezeigt. Hunderte, tausende Bände, darunter auch von ihm eigenhändig gezeichnete. „Ich wusste gar nicht, dass Sie Mangas zeichnen“, sagte ich. „Nein?“ Der Schauspieler sah mich müde aus den Augenwinkeln an. „Ich auch nicht.“ Er kraulte seine Dobermänner mit den Stahlgebissen, die friedlich ihre Zungen aus dem Maul hängen ließen. [Robert Mattheis]
Caroline Hartge: Chronologische Diffusion – Gedichte 2012 - 2020 Während sich andere in öffentlichen Diskussionen aufreiben, zu allem eine Meinung haben und diese ebenso ungefragt wie lautstark kundtun, arbeitet Caroline Hartge beharrlich und in aller Stille an dem, was einst als ihr Werk bezeichnet werden wird. [Stefan Heuer]
Keine lachenden Affen im Kopf Der neue Gedichtband Vielleicht ein paar Raben von Urs Böke, Stefan Heuer und Fabian Lenthe ist als Poème Collectif konzipiert und enthält drei farbige Collagen von Stefan Heuer und drei in schwarzweiß gehaltene Collagen von Urs Böke. Die Grafik auf dem Cover stammt ebenfalls von Stefan Heuer. [Hartwig Mauritz]
Andreas Heidtmann: Wie wir uns lange Zeit nicht küssten, als ABBA berühmt wurde Zusammen waren wir leichter als jeder für sich allein – Andreas Heidtmann und sein Debütroman über eine Jugend in den 1970ern. [stefan heuer]
»türken, feuer« von Özlem Özgül Dündar Das Hörspiel des Jahres 2020 – und warum jede Schulklasse in Deutschland es hören sollte. Seit 1988 gibt die Akademie der Darstellenden Künste alljährlich im Januar das Hörspiel des Jahres bekannt. Die Jury wählt es aus den zwölf Produktionen der ARD-Sender, die sie im abgelaufenen Jahr zu Hörspielen des Monats gekürt hat. [Gerald Fiebig]
„Heil COCA COLA“ Der Suhrkamp Verlag lässt von Frank M. Raddatz einen Heiner-Müller-Reader herausbringen, der Amerika gewidmet ist und die Welt erklärt. Zumindest die von Heiner Müller. Und der vor allem richtig, richtig gut ist. Was allen Beteiligten nur Probleme schafft. [Robert Mattheis]
radio satt #6: Lesung und Gespräch mit Veronika Reichl. Gesprächspartnerin: Lilian Peter. Erzählungen über Philosoph*innen und deren Lektüreerfahrungen mit Hegel und einigen seiner Exegeten, auf der Grenze zwischen Theorie, Biographie und Literatur: ein so kluger und origineller wie ironischer Beitrag zum Hegeljahr von Veronika Reichl. [Meinolf Reul]
Der singende Literaturnobelpreis Mit „Rough and Rowdy Ways“ bringt Bob Dylan, 79 Jahre alt, nach achtjähriger Abstinenz ein neues Werk in die immer noch ziemlich leeren Geschäfte. Schön. Nur die hymnischen Reaktionen auf das Doppelalbum klingen ein bisschen nach „canned laughter“. [Robert Mattheis]
Haus, das ganz Tür ist: Monika Rinck: Alle Türen Das lyrische Ich träumt von einer Textstelle bei Elke Erb und hält Zwiesprache mit der Seele, ängstigt sich vor rasenden Autos und blickt auf die Arbeitsmigranten, die bei Unterbezahlung Flughäfen auf Hochglanz polieren und Sorge tragen für den von den Reisenden entsorgten Müll … [Meinolf Reul]
Die Bejahung des Anderen Als ich zufällig entdeckte, dass Alexander Kluge ein neues Buch herausgebracht hat, schrieb ich direkt an die Pressestelle des Suhrkamp Verlags, ob ich „Russland-Kontainer“ für satt.org rezensieren dürfe. Der Rest war Schweigen. Kein: „Eine wunderbare Idee“, kein: „Warum jammerst du nicht jemand anderen voll, du Loser?“ Okay, sagte ich mir. In der Coronakrise hat ein so prestigeträchtiger Verlag sicher Besseres zu tun, als sich um die E-Mail-Anfragen von irgendwelchen Spinnern zu kümmern. [Robert Mattheis]
Stoff für viele Leben. Ludwig Lugmeiers Faktenroman Die Leben des Käpt’n Bilbo Er war Betrüger, Freiheitskämpfer, innovativer Galerist, Universitätsgründer, erfolgreicher Barbetreiber und vieles mehr: Jack Bilbo, geboren als Hugo Baruch, führte ein Leben, das in keine Schublade passt. Ludwig Lugmeier, dessen Biografie kaum weniger schillernd ist, hat die faszinierende Biografie des faszinierenden Käpt’n Bilbo im Verbrecher Verlag veröffentlicht. [Kirsten Reimers]
Die wiedergefundene Erschütterbarkeit Elisabeth Wandeler-Decks Visby infra-ordinaire ist ein Lebensbuch Visby infra-ordinaire ist ein anarchisch-struppiger, dabei wohlgeordneter Inseltext. Elisabeth Wandeler-Deck, Schriftstellerin, Architektin und Psychotherapeutin, tritt nicht als trockene Dokumentaristin, sondern als glückliche Sprayerin auf – mit Tags auf hundert Buchseiten – und gibt eine Demonstration dessen, dass Literatur nicht nur der Raum des Schönen, sondern auch des Freien ist. [Konstantin Ames]
Konzeptliteratur. Mara Genschels Gablenberger Tagblatt „Um euch zu irritieren / hab ich was vorbereitet; und aus meinem Fail / könnt ihr was lernen, sofern euch das möglich ist.“ So steht es in dem Hilfsheft, das die Dichterin Mara Genschel kürzlich bei einem Auftritt verteilen ließ; „partizipativ“ soll er gewesen sein. Mitwirkung ist auch beim Gablenberger Tagblatt gefragt, denn Genschels rahmensprengende Schriftinstallation wendet sich an die Bereitschaft des Lesers, sie selber in Szene zu setzen: eine Übung zur Demokratisierung des Textes (M.G.). [Meinolf Reul]
radio satt #5: Lesung und Gespräch mit Julia Veihelmann Gewitztheit der Form, eine beinahe altmeisterliche Erzählkunst und etwas unheimliche Charaktere - kann dies die faszinierende Wirkung von Julia Veihelmanns Erzählungen erklären? Für radio satt hat die Schriftstellerin und Sinologin »Karibischer Traum« gelesen, und den Anfang der Erzählung »Heldinnen«. Viel Vergnügen! [Meinolf Reul]
Hören Sie das Blut in den Adern knirschen? Die Grausamkeit der Schrift bei Roberto Saviano, Tom Rob Smith und Cormac McCarthy Quentin Tarantino weigert sich bekanntermaßen, mit Kritikern über sie zu sprechen, mit Verweis auf die Grausamkeit der Wirklichkeit: Aber in Wahrheit ist unsere Kultur längst infiziert vom Virus sinnloser Gewalt. Sie ist überall, vom harmlosen Thriller aus der Stalin-Eiszeit bis zur Reportage über das kriminelle Unterfutter unserer kokainierten Gesellschaft. Vollends die Neue Welt verwandelt sich täglich mehr in ein Schlammbad aus Blut. [Robert Mattheis]
Debüt ohne Saarlandität Ralph Schocks Kaffeeschmuggler und Steckdosenmäuse Was von den einen als aussparend-suggestiv erzählt gelobt wird, bemängelt Konstantin Ames als Beschreibungsverweigerung. Er kritisiert eine zur Pose erstarrte „süffisante Schnörkellosigkeit“, die es sogar verschmäht, aus den Eigenheiten des Saar-Dialekts Funken zu schlagen. So bleiben Schocks Erinnerungen an eine Kindheit im Anekdotischen stecken. [Konstantin Ames]
Literatur und Literatun In schwarz drosseln versammelt Frank Milautzcki staubaufwirbelnde Poesie Frank Milautzcki, wichtiger Mann bei Fixpoetry, hat ein neues – sein achtes – Gedichtbuch veröffentlicht. Konstantin Ames liest es, unter anderem, als „ein Dokument des Ringens um eine dogmenfreie politische Expressivität und eine beirrbare ästhetische Neugierde“. In schwarz drosseln realisiert der Dichter, unterstützt von Photographien und Montagen des Verlegers, seine Idee einer „ausbalancierten Kopfparty“ (F.M.). [Konstantin Ames]
»Vom Speerwurf zu Pferde« von Charlotte Warsen Charlotte Warsens Lyrikdebüt Vom Speerwurf zu Pferde ist ein durch Rückgriff auf bildnerische und musikalische Mittel intensiviertes Sprachkunstwerk. Warsen verwendet disparate Register zwischen expressiver Geste und Schnodderton, sie erschafft eine Fülle schnell getakteter, schwer zu deutender Bilder, die – gerade darum? – unmittelbar wirken. Warsens Gedichte sind widerständig und fesselnd, und sie haben Witz. [Meinolf Reul]
Das Glück des Glaziologen. Anne von Canals Roman „Whiteout“ Fido, die schon gestorben war und, als sie wirklich tot ist, wieder so präsent ist, als wäre sie noch am Leben. Dazu eine Gruppe Wissenschaftler, Ole, Thomas, Zappa und die Ich-Erzählerin, die die gemeinsame Arbeit und die Unwirtlichkeit der Antarktis zusammenzwingt. Mit ihrem zweiten Roman Whiteout legt Anne von Canal ein still erzähltes, psychologisch feines Kammerspiel vor. [Gunther Nickel]
Mordsmäßig Folge 76: »Der Sympathisant« von Viet Thanh Nguyen Eine andere Sicht auf den Vietnamkrieg, eine Auseinandersetzung mit Identität, Ideologie, Moral, Politik und Geschichte, Kulturkritik an den USA und an Vietnam, die Frage, was aus Revolutionären wird, wenn die Revolution gewonnen ist – Viet Thanh Nguyens Pulitzer-Preis-gekrönter Roman Der Sympathisant ist vielschichtig und großartig, findet Kirsten Reimers.
„Deutsche Unterwäsche ist das Beste für Auschwitz!“ Robert Menasses Roman Die Hauptstadt „In Vielfalt geeint“, lautet der Wahlspruch der Europäischen Union. Mit Blick auf ihren gegenwärtigen Zustand wäre eher zutreffend: „In Einfalt entzweit“. Die Hauptstadt spekuliert mit satirischem Einschlag über eine vertiefte europäische Einigung, wie Robert Menasse sie in seinen Essays anmahnt. Dieser Tage wurde der Roman mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. [Gunther Nickel]
„Die Lösung liegt nicht in Mexiko“. Das Kartell von Don Winslow Tage der Toten war Don Winslows erster Roman aus dem mexikanisch-nordamerikanischen Drogenkrieg. Das Kartell erzählt die blutige Geschichte für den Zeitraum 2004 bis 2012 weiter, im Mittelpunkt Drogenfahnder Art Keller und sein Gegenspieler Adán Barrera. Trotz einiger formaler Einwände: eine unbedingte Empfehlung unseres Rezensenten Robert Mattheis.
»Der Mann, der Verlorenes wiederfindet«
von Michael Köhlmeier In katholisch geprägten Gegenden wird der Heilige Antonius von Padua, nicht zu verwechseln mit dem „Schwienetönnes“, angerufen als Helfer bei verlorenen Sachen. Doch auch Seelen können verloren gehen. Michael Köhlmeier macht den Fischprediger zur Hauptperson seiner Novelle Der Mann, der Verlorenes wiederfindet. Gunther Nickel erkennt in ihm einen „wahrhaft lutheranischen Geist“ und Vorboten der Moderne.
»Blaupause« von Theresia Enzensberger Identifikatorische Lektüren von Texten sind tückisch: sie berauben sie ihrer Komplexität. Gunther Nickel erinnert an die Künstlichkeit von Literatur, an ihre Konstruiertheit. Mit Luhmannschem Versachlichungsblick attestiert er der Hauptfigur und Erzählerin von Theresia Enzensbergers Bauhaus-Roman Durchschnittlichkeit und Selbstüberschätzung – und manchem Kritiker blinde Schwärmerei.
Mordsmäßig Folge 75: »Beton Rouge« von Simone Buchholz Brütende Hitze, gefolterte Manager, Arschlochkinder – der siebte Kriminalroman von Simone Buchholz ist bei alle Wut differenziert und klug. Und ein Großstadtwesternkrimi. [Kirsten Reimers]
Noch einmal: „Jud Süß“. Sibylle Lewitscharoffs Roman Montgomery im Kontext der Jud Süß-Darstellungen von Wilhelm Hauff bis Veit Harlan Sibylle Lewitscharoff greift in gewitzter Form, aber mit tiefernstem Impetus, die literarischen und filmischen Adaptationen des Lebens von Joseph Süß Oppenheimer auf und führt sie ad absurdum. Ihr Roman Montgomery kann als Warnung vor falschen (Feind-) Bildern und 'alternativen Fakten' gelesen werden, die in der Figur des unzuverlässigen Erzählers eine traditionsreiche literarische Vorstufe haben. Eine Spurensuche von Gunther Nickel.
Das Abendland als Lebenswelt Thomas de Maizière entwirft einen „Zehn-Punkte-Plan“ für eine deutsche Leitkultur; Herfried Münkler spricht von „Identitätsmarkern“, die bestimmen sollen, wer deutsch ist; das 'Abendland' muss angeblich gerettet werden – vor dem 'Morgenland'. Es gibt genug politische Anlässe, um Michael Köhlmeiers Roman Abendland wieder zur Hand zu nehmen. Wenn Vereinfacher das große Wort führen, werden komplexe Erzählungen wie diese gebraucht. [Gunther Nickel]
»Ufer des fließenden übergangs« von Katja Horn Vor wenigen Wochen erschien bei Peter Engstler ein neues Gedichtbuch von Katja Horn – höchste Zeit, ein Versäumnis nachzuholen und auf ihren letztjährigen Band hinzuweisen: heiß-kalte Gedichte voller Bitterstoffe, zugespitzt und grimmig. [Meinolf Reul]
»Flusspferd im Frauenbad« von Jens Nielsen Jens Nielsens kleine Erzählungen gingen zuerst mündlich 'über die Bühne', im Schweizer Radio. In einer schönen Ausgabe des auf Spoken Word spezialisierten Verlags Der gesunde Menschenversand sind sie auch hier zu entdecken. Hervorragend. [Meinolf Reul]
Alina Herbing: Niemand ist bei den Kälbern „Ein Heimatroman aus einem unbekannten Deutschland. Dort leben? Nein danke. Davon lesen? Ja bitte. Unbedingt“, sagt David Wagner über Alina Herbings Debüt. Unsere Rezensentin Sonja Grebe hat es als „Heimatkollerroman“ gelesen. Sie lobt Herbings furchtlose Darstellung des Landlebens, gibt aber zu bedenken, dass es ein Weniger an Tristesse auch getan hätte. [Sonja Grebe]
Einmal alles in 100 Seiten Im vergangenen Jahr hat der Reclam Verlag mit 100 Seiten eine neue populärwissenschaftliche Reihe gestartet. Die einzelnen Bändchen widmen sich jeweils einem Gegenstand oder einer Person. Reichweite und Umfang sind dabei auffallend heterogen, sie reichen von der „Antike“ über die „Reformation“ bis zu „Sex“ oder den „Menschenrechten“. Mit „Superhelden“ von Dietmar Dath und „Asterix“ von Jörg Fündling liegen auch zwei Titel vor, die sich Comics widmen. [Felix Giesa]
Reflexive Schachzüge – Silke Scheuermanns Roman »Wovon wir lebten« Charles Dickens' Große Erwartungen sind die Folie für Silke Scheuermanns klug konstruierten Entwicklungsroman Wovon wir lebten. Scheuermanns Pip heißt Marten. Aus kleinen Verhältnissen kommend, steigt er zum populären Fernsehkoch auf. Aber die positive soziale Rolle, die Kunst, auch Kochkunst, haben kann, überfordert letztlich – die Kunst und den Künstler. Ein ungekürter Roman des Jahres. [Gunther Nickel]
Fremdbestimmt: »Nach einer wahren Geschichte« von Delphine de Vigan Das Lächeln meiner Mutter hieß der Romanbestseller, mit dem Delphine de Vigan auch bei uns bekannt wurde. In ihrem neuen Buch, vom Verlag als „raffiniertes literarisches Spiel mit Fiktion, Wirklichkeit und Identität“ angekündigt, dringt sie zum Fratzenhaften vor: Es erzählt von der feindlichen Übernahme eines Ichs unter dem Deckmantel selbstloser Frauenfreundschaft – bester Stoff für einen Thriller. [Andreas Jacke]
Du musst dein Leben gendern. Antje Rávic Strubels Episodenroman »In den Wäldern des menschlichen Herzens« Psychologie, Politik, Natur waren schon bisher Themen, die Antje Rávic Strubel in ihren Romanen beschäftigten, aber sie waren vielleicht nie so eng miteinander verzahnt wie in ihrem neuen Buch. Klar im Aufbau und doch vertrackt, entfaltet es Seelenabenteuer des Menschen vor dem Hintergrund einer wilden Natur, in einer Sprache, die so nüchtern wie literarisch ist. [Meinolf Reul]
Last Exit Eiland. Emma Braslavsky, Leben ist keine Art mit einem Tier umzugehen Eine bessere Welt oder erst mal nur eine bessere Insel? Emma Braslavsky bleibt ihrem Ruf treu, thematische Schwergewichte in eine farbenreiche Prosa zu fassen, die geistige Höhe mit Leichtigkeit verbindet. Auch in ihrem jüngsten Roman überschreibt sie mit Humor, Extravaganz und nerviger Intelligenz den Langweil-Rand graumelierten Erzählens und gibt so unserer Wirklichkeit Kontur. [Sonja Grebe]
Der WoW-Effekt oder Einladung, Wolfgang Welt zu lesen Am 19. Juni dieses Jahres starb Wolfgang Welt, Chronist des Ruhrgebiets und literarischer Erneuerer von Rang. Mit seinem Debütroman Peggy Sue wurde er zum Vorläufer der Popliteratur, hatte aber nie Teil an deren bald einsetzendem publizistischen Glanz. An die große, aber verborgene Figur Wolfgang Welt zu erinnern heißt auch, das Versagen engstirniger Kritiker und Preisjurys anzuklagen. Ein Nachruf und eine Würdigung von Marc Degens.
radio satt #4: Lesung und Gespräch mit Lilian Peter Folge #4 von radio satt ist der Schriftstellerin und Übersetzerin Lilian Peter gewidmet. Sie liest aus einem unbetitelten Romanmanuskript, dazu einige Gedichte: kluge, gedankentiefe, musikalische, sprachversessene, gewitzte und vertrackte Texte, entfernt theorieverwandt, nicht unironisch. [Meinolf Reul]
Anja Kümmel, V oder Die Vierte Wand Anja Kümmel verpasst dem stream of consciousness alten Stils eine abgespacete Zukunftsspritze. In V oder Die Vierte Wand wird die Erzählhaut gelöchert, bis die Fibern einer Zeiten und Räume ineinander schlingenden digitalen Raserei offenliegen. Das irre Prasseln visionärer Splitter berauscht, ließ unsere Kritikerin aber letztlich ernüchtert zurück. [Sonja Grebe]
radio satt #3: Lesung und Gespräch mit Deniz Ohde radio satt bringt Lesungen und Gespräche zur Literatur. Zu Gast in der Folge #3 die Schriftstellerin Deniz Ohde. Sie liest die Erzählung »Cry Baby« und Auszüge aus ihrem Tagebuch, in dem sich Alltagsnotat mit Kurzprosa und Prosagedicht mischt. [Meinolf Reul]
Glaube, Forschung, Liebe. Leider bin ich tot mixt Dathsche Formel und Dathsche Dröhnung: von Windspiel bis Black Metal-Messe Sonja Grebe hat Dietmar Daths neuen Roman Leider bin ich tot gelesen und darin sich zerstäubende Wirklichkeiten und beinharte Virtualitäten entdeckt. Es regnet nicht Hirn – das Wetter selbst ist ein Hirn: Erdlinge, Himmlische und Unterweltler müssen sich warm anziehen. Die Rationalisten bekehren sich, die Frommen widersagen. Ein ernsthaft verspieltes, spekulatives, blitzschlaues Buch. Leider geil.
Wir träumten der Welt einen Hafen – Anmerkungen zu Stefan Heuers neuem Gedichtband herzstück Wörter sind Behältnisse. Ist immer das gleich darin? Ist jemals nichts darin? Stefan Heuer spielt mit den Möglichkeiten der Sprachwirklichkeiten, nutzt das Potential von Collage und Kombinatorik. Sprichwörter? – können anders gesagt werden, mit anderem Ernst, werden so wieder fremd oder neu, wecken Staunen, werden Poesie. [Hartwig Mauritz]
Alexander Graeffs poetische Prosa: Runen Alexander Graeff, freier Autor, Dozent und Literaturveranstalter, hat jüngst, nach seinen Erzählungsbänden Minkowskis Zitronen (2011) und Kebehsenuf (2014), ein Buch mit Kurzprosa vorgelegt, Runen. Dominik Irtenkauf hat sich an die Dechiffrierung begeben. Begehung des Traumgeländes von einem, der die wirkliche Wirklichkeit und ihre Tatsachen schätzt.
Kleine Prosa ganz groß – Marie T. Martins Einblicke in eine durchwühlte Handtasche Man nehme Wirklichkeit, komprimiere sie, drehe an ihr, und man erhält Phantastik, z. B. „wie frisch geschlüpft“ wirkende Männer oder einen Beifahrer, der sich so breit macht, dass das Auto platzt. Die Miniaturen von Marie T. Martin – Woher nehmen Sie die Frechheit, meine Handtasche zu öffnen? – erzählen von „den alltäglichen Schrecken und Wundern des Lebens“, surreal, poetisch, albtraumhaft, grotesk. „Ein tolles Buch“, lobt Stefan Heuer.
Wilhelm Bartsch, Amerikatz. Ein abgrundtiefer Fall Unterhaltung, Überladung, Mustererkennung. Amerikatz ist ein wildwuchernd fabulierender Schelmen- und Detektivroman, der von Berlin-Charlatanburg in die Welt führt und wieder zurück, tollköpfig, kopflos, überkopf. Wilhelm Bartsch spinnt viele Erzählfäden und lässt viele Puppen tanzen, skurrile Typen wie Foggy Gellhorn, Kandida Goytia, Deodat Mason und natürlich Micah Microbius, Globetrotter und Privatermittler. Eine Münchhausiade mit Karl May. So was gibt's! [Sonja Grebe]
Kluges große Stunde. Neue Geschichten von Alexander Kluge Ein emphatisches Plädoyer für das Lesen der Bücher Alexander Kluges. „Für Kluge ist der Weg von Wolf Singer bis zum Opersänger kürzer als der vom Fernseher zum Kühlschrank. Kein Katzensprung – ein Mäusesalto!“, umreißt Robert Mattheis in seiner Besprechung von Kongs große Stunde einen Aspekt der Faszination, die von Kluges enzyklopädischem Geschichts- und Geschichtenwerk ausgeht, das er seit den 60er Jahren entfaltet hat. Die Bücher der letzten Jahre: eine Folge von opera magna.
Das Literarische Quartett: Alban Nikolai Herbst, Traumschiff Ein teils jenseitiges Literarisches Quartett diskutiert über den jüngsten Roman von Alban Nikolai Herbst. Ist die Reise Georg Lanmeisters eine Kreuzfahrt oder ein Übersetzen ins Totenreich? Traumschiff ist eine lebensbejahende metaphysische Phantasie, poetisch und klar. [David Peters]
Nele Brönner & Monika Rinck, I Am The Zoo Schneideblatt, Lochplatten-Spieldose oder Schallplatte? Wie auch immer, es dreht sich was in I Am The Zoo, geht rund und fliegt hoch, vom Tierpark – zackbumm! – in den Weltraum. Ein schöner abenteuerlicher Pas de deux der Zeichnerin Nele Brönner und der Dichterin Monika Rinck, voller Kurzweil und Gedankenspiel: „Auch die Treue könnte dein tierischer Anteil sein.“ [Meinolf Reul]
SUKULTUR wird 100.000! In diesem Monat feiert SUKULTUR ein rundes Jubiläum, denn im Oktober 2015 wurde das 100.000ste Leseheft in einem Berliner Süßwarenautomaten verkauft. Ab dem 1. November 2015 werden zudem Sofie Lichtenstein und Moritz Müller-Schwefe, die neuen Herausgeber der Leseheftreihen. Sie lösen damit Marc Degens ab, der von 1996 bis Oktober 2015 die Texte der Reihen ausgewählt und gemeinsam mit Torsten Franz und Frank Maleu insgesamt 158 Lesehefte herausgegeben hat. [alle3]
radio satt # 2: Interview mit Sofie Lichtenstein und Moritz Müller-Schwefe Am 19.9.2015 kamen Sofie Lichtenstein und Moritz Müller-Schwefe, designierte Herausgeber der Reihe Schöner Lesen des SUKULTUR Verlags, Berlin, zum Interview ins Studio Schöneberg. Für die zweite Ausgabe von radio satt sprachen sie über ihren Weg zur Literatur, erklärten, was ein Schöner Lesen-Heft ausmacht und gaben Einblick in ihre Pläne. Sofie Lichtenstein las eine Passage aus ihrer Erzählung Spontaner Trip nach Sachsenhausen - ein nachdenklich stimmender Beitrag zur Schoah-Erinnerungskultur, sarkastisch und melancholisch. [Meinolf Reul]
Andreas Altmann, Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so Ein großer Wurf, so urteilt stefan heuer über Andreas Altmanns jüngsten Gedichtband, Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so. Er erkennt darin den typischen Altmann-Sound aus Gefühl, Reflexion, Beobachtung und Sachlichkeit, registriert aber auch einen stärker politischen Zug.
Luise Boege, Kaspers Freundin In Kaspers Freundin dreht Luise Boege das Genre der gothic novel um eine Schraubenumdrehung weiter. Die Galoppierende Anämische Depression wirkt persönlichkeitsverändernd auf die Bewohner einer nicht näher bestimmten Stadt. Vampirismus? Der Wahnsinn der Zivilisation? – Ein Buch, das sein Geheimnis nicht preisgibt. „Makaber! Absurd! Grotesk!“ Ein phantastisches Debüt. [Meinolf Reul]
radio satt # 1: Luise Boege Lesung und Gespräch mit Luise Boege. radio satt bringt ab Sommer 2015 Lesungen und Gespräche zur Literatur. Die Folge #1 ist Luise Boege gewidmet. Sie liest aus ihrem Roman Kaspers Freundin und unterhält sich mit Meinolf Reul über ihr Schreiben. [Meinolf Reul]
Michael Rutschky, Mitgeschrieben Als Michael Rutschky während seiner Münchner Zeit (1979-1984) ein privates Tagebuch schrieb, geschah dies ohne die Absicht, es später zu publizieren. Nach gut dreißig Jahren hat er es sich zum Glück anders überlegt. Mitgeschrieben ist ein Sittenbild mit Intellektuellen, die feinsinnige Registratur des „Alltagsnichts'“ einer schon fernen Zeit, „in allen Facetten ihrer Verstaubtheit“. [Sonja Grebe]
Sonja vom Brocke, Ohne Tiere Mit ihrem Gedichtbuch Venice singt (2015) wurde Sonja vom Brocke einem breiteren Lyrik-Lesepublikum bekannt. Ihr Debüt war 2010 das Bändchen Ohne Tiere, das Texte von abstrahierender Reduktion und kieselhartem Gestus enthält, wie sie einem in Venice singt wiederbegegnen („Kameen“) – hermetisch verschlossene Sprachobjekte mit realen Einschlüssen: Vögel; Mieterhöhungsschreiben; Fotos; Lichter; die Glör, die durch Hagen fließt. [Meinolf Reul]
Mordsmäßig Folge 74: Die »Eva-Wylie-Trilogie« von Liza Cody Eva Wylie ist wieder da: groß, stark, hässlich, laut. Und wundervoll! Der Ariadne Verlag hat die Trilogie um die robuste Profi-Catcherin wieder aufgelegt – und das ist gut so. Denn sie ist immer noch aktuell und sehr erfrischend. [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 73: »Prime Cut« von Alan Carter Rohstoffboom, ein kopfloser Torso, Korruption, Filz und Rassismus sowie ein alter Mord: Die australische Einöde ist alles andere als staubig-langweilig – zumindest im Krimidebüt »Prime Cut« von Alan Carter. [Kirsten Reimers]
Blick auf Uwe Johnson. Eine Reise nach Klagenfurt und Skizze eines Verunglückten Als kleinere Bücher abseits seines Romanwerks, vor allem der Jahrestage-Tetralogie, entstanden Mitte der 70er / Anfang der 80er Jahre Uwe Johnsons zartfühlende, nüchterne, in ihrer tapferen Abstraktion beklemmende Hommage an Ingeborg Bachmann und eine heikle Geburtstagsgabe für Max Frisch. – Eine nachträgliche Verbeugung zum achtzigsten Geburtstag und dreißigsten Todestag Uwe Johnsons. [Meinolf Reul]
Achim Wagners Gedichtband flugschau Der bislang letzte Gedichtband von Achim Wagner ist 2013 erschienen – auf Türkisch, der Zweitsprache des in Berlin und Ankara lebenden, auch fotografisch arbeitenden, Autors. Zwei Jahre zuvor war im jungen [SIC]-Literaturverlag der Band flugschau herausgekommen. Gedichtbücher auch als Abbreviaturen von Romanen zu lesen: anhand von flugschau ließe sich die Probe aufs Exempel machen, ob diese reizvolle Idee von M. Rinck greift. [Meinolf Reul]
Mordsmäßig Folge 72: »Killer« von Dave Zeltserman Zwischen Vergangenheitsbewältigung und Überlebenskampf: Unverfroren, mit trockenem Humor und nicht ohne Gewalt versucht ein Mafiakiller, seine letzten Lebenstage hinter sich zu bringen. [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 71: »Lady Bag« von Liza Cody Ein Roman vom Rand der Gesellschaft, konsequent geschildert aus der Perspektive der Hauptfigur: temporeich, mit dunklem und sagenhaft komischen Witz, mit einem Gespür für absurde Situationen und gesellschaftliche Abgründe. [Kirsten Reimers]
Schwarze Zeiten: »Europe Central« von William T. Vollmann Europe Central heißt ein voluminöser Roman von William T. Vollmann, in dem der 1959 in Los Angeles geborene Schriftsteller und Sachbuchautor ein facetten- und personenreiches Panorama mitteleuropäischer (Kriegs-)Historie entwirft. Mittendrin die (verbürgte) Liebesgeschichte zwischen Dmitri Schostakowitsch und Elena Konstantinowskaja. Eine fiktionalisierte Rekonstruktion, der David Foster Wallace neidische Bewunderung zollte. [Sonja Grebe]
Mordsmäßig Folge 70: »Der Krake auf meinem Kopf« von Jim Nisbet Ein Roman noir wie ein Drogenrausch: schnell, bunt, schräg, hochkomisch, erschreckend brutal, voller Zartheit und Liebe sowie ein wenig melancholisch. Ein Abgesang auf San Francisco und alte Träume, ein unschönes Erwachsenwerden und ein »Dennoch!«. [Kirsten Reimers]
Storyatella. Literatur aus dem Bauch Berlins Die nächste und damit 13. Ausgabe der Storyatella wird am 29. November 2014 das Licht der Welt erblicken. Um 19.30 Uhr beginnt die Release-Veranstaltung im Zebrano-Theater, moderiert von Frank Nussbücker. [Maik Gerecke]
Forschungen eines Spätzünders: »Utopie oder Untergang« von Benjamin Kunkel In seiner Essaysammlung »Utopie oder Untergang« beschäftigt sich Benjamin Kunkel mit sieben Vertretern eines postmodernen Marxismus und versucht dem Leser mit dieser kritischen Bestandsaufnahme das intellektuelle Rüstzeug für eine politische Neuorientierung an die Hand zu geben. [Jörg Auberg]
»Medusa« von Ricardo Menéndez Salmón Das Leiden anderer betrachten (Susan Sontag), War Porn (Christoph Bangert) – Buchtitel der letzten zehn Jahre zum Thema Kriegsphotographie, die einem in den Sinn kommen, wenn man den Roman Medusa des spanischen Autors Ricardo Menéndez Salmón (Jg. 1971) aufschlägt. Elke Engelhardt über eine aufrüttelnde Lektüre, die die Frage aufwirft, ob die Dokumentation der Barbarei nicht die Verrohung des Augenzeugen voraussetzt und die des Betrachters nach sich zieht. [Elke Engelhardt]
20.000 Days on Earth (Iain Forsyth, Jane Pollard) Im Filmgeschäft ist Nick Cave einigermaßen beschäftigt mit Drehbüchern, Filmmusiken und hin und wieder auch einem kleinen Auftritt. Aber diesmal hat er sich mit einigen Handlangern zusammen einfach mal gleich ein filmisches Denkmal gesetzt, dass mit einem Dokumentarfilm so viel gemeinsam hat wie Goofy mit einem Hund. [Thomas Vorwerk]
»Decreation« von Anne Carson 2000 erschien mit »Glas, Ironie und Gott«, übersetzt von Alissa Walser und Gerhard Falkner, erstmals ein Buch der kanadischen Dichterin Anne Carson auf Deutsch. 2001 folgte »Rot. Ein Roman in Versen« (deutsch von Karen Lauer). Nun hat Anja Utler »Decreation« übertragen, das Poesie, Essay, Prosa, klassische Philologie und Bühnentext zu einem an Verweisen reichen Netz verknüpft, „in dem sich die Gedanken verfangen“. Ein inspirierendes, geistreiches, aufregendes Buch, und eine echte Entdeckung. [Elke Engelhardt]
»Fertig ist ein Buch eigentlich nie« – Marion Herbert über ihre Arbeit als Literaturübersetzerin Die Flut der Neuerscheinungen im deutschen Buchhandel ist in jedem Jahr gewaltig. Eine Vielzahl sind Übersetzungen, ca. 70 % davon aus der englischen Sprache. Wie wird man/frau eigentlich Literaturübersetzer, welche Fähigkeiten sind für diesen Beruf gefragt? Diese Fragen konnte Thomas Backs an Marion Herbert stellen.
Unbuntbereich des Kapitalismus. Peggy Neidels Lyrikdebüt weiß Sie arbeite mit „knappen, prägnanten Sprachbildern und szenischen Einfällen, die von Rhythmus und Klang vorangetrieben werden“, lobte Kritikerin Dorothea von Törne Peggy Neidels Gedichtband weiß. In seiner Besprechung zeigt sich stefan heuer von der Kompromisslosigkeit beeindruckt, mit der Neidel inneren Zwiespalt, Entfremdung und Auflösung thematisiert – die unschönen, brutalen Seiten der westlichen Lebenswelt.
Traumataerzählung. Wir sind golden, wir sind aus Blut von Nancy Hünger Autoritär oder suizidal: Wenn Nancy Hünger – in Wir sind golden, wir sind aus Blut – ein „Familienalbum“ aufblättert, kommt deutsche Ungemütlichkeit auf. Eine verwesende Amsel hinter dem Ehebett der Eltern … eines von vielen starken Bildern in einem Text, den Hünger zwischen Kurzprosa und Lyrik, Fotografie und blinden Flecken entwickelt. [Anja Kümmel]
Dreißig für Wolfgang Welt Einen Literaturpreis hat Wolfgang Welt bis heute nicht erhalten. Wir, die Unterzeichner, schlagen deshalb Wolfgang Welt für den Literaturpreis Ruhr, der bedeutendsten Auszeichnung der Region vor. Wolfgang Welt hat den Preis verdient – und das Ruhrgebiet Wolfgang Welt.
Der Autor als Entertainer: »Call Me Burroughs« von Barry Miles In seiner Biografie »Call Me Burroughs« porträtiert Barry Miles den legendären Autor William S. Burroughs und versucht, eine kritische Position zu seinem Protagonisten einzunehmen. Zwar zeichnet er ein zuweilen unsympathisches Bild des Autors, doch erliegt er nicht der Versuchung, die Legende der Gegenkultur zu zertrümmern. [Jörg Auberg]
Klassische Moderne, aktualisiert: In seinem Erzählungsband „Kebehsenuf“ bietet Alexander Graeff einen zeitgemäßen Rückgriff auf die Reflexionsprosa des Expressionismus Ein Schutzgott der Toten in der ägyptischen Mythologie war Kebehsenuf, nach dem das jüngste Buch von Alexander Graeff betitelt ist – sein dritter Erzählband nach Gedanken aus Schwerkraftland (2007) und Minkowskis Zitronen (2011). Anja Kümmel lobt den gedanklichen Tiefgang der erzählerisch-essayistischen Texte, deren sprachliche Gestaltung sie als Gegenentwurf zum Schreibstandard lakonischer Coolness sieht. Eine Empfehlung.
LaborBefund. Literatur aus der Wirklichkeit #12: Marcus Mohr Noch eins für mich, Schatzi – postpostpostmoderne Reflexionen zu den Gedichten von Marcus Mohr unter strenger Berücksichtigung der Lyrik Durs Grünbeins und sämtlicher systemimmanenter Fehler des gegenwärtigen Literaturbetriebs, sowie der Tatsache, dass eine Dose STIEGL BIER, in österreichischen Supermarktregalen liegend, 1,05 Euro kostet. [Johannes Witek]
Àxel Sanjosés Gedichtband Anaptyxis – schöne Gedichte in der kleinen bunten Tüte Die Bezeichnung für den Einschub eines Vokals zwischen Konsonanten gibt dem neuen Gedichtband von Àxel Sanjosé seinen Titel. Rezensent stefan heuer bescheinigt den Texten Schönheit, freut sich an Wörtern wie „Zwischenmusik“, „Finsterwerden“ oder „Lurch“, an altmodischer Diktion und spielerischer Belehrung, hält das Ergebnis aber für disparat und für zu kurz.
Monika Rincks Witz-Theorie-Fibel Hasenhass In Hasenhass ist ein Prinzip wirksam, das seit jeher dazu beigetragen hat, die Dichtung beweglich und frisch zu erhalten: die Überraschung. Reichlich Absurdes, gezeichnete und erzählte Witze, der Witz als philosophisches und psychologisches Problem – dies alles findet sich hier, mit Grips und leichtem Sinn. [Meinolf Reul]
»223 oder Das Faustpfand« von Manfred Wieninger Zwischen Tatsachen und Erfindung: In seinem Roman 223 oder Das Faustpfand wendet sich der Schöpfer des Detektivs Marek Miert einem realen Verbrechen zu, das sich wenige Tage vor Ausrufung des Waffenstillstands im Mai 1945 bei St. Pölten zugetragen hat. Wieninger hat die Fakten recherchiert und zu einem dokumentarischen Roman verarbeitet. [Stefan Heuer]
Was ein Gedicht alles kann. Der Lyrik-Taschenkalender 2014 17 Dichterinnen und Dichter werden eingeladen, zwei Lieblingsgedichte auszuwählen und werden selber mit je einem kommentierten Gedicht vorgestellt. Dies das Prinzip des von Michael Braun herausgegebenen Lyrik-Taschenkalenders, der dieser Tage in zweiter Ausgabe erschienen ist: ein „Einblick in die substantielle Produktion der gegenwärtigen Literaturszene“, urteilt Karl Piberhofer in seiner Rezension.
»Kickback City« von Rory Gallagher, Ian Rankin, Aidan Quinn & Timothy Truman Man schnappt sich das Buch (von Ian Rankin, illustriert von Timothy Truman), hört zeitgleich das von Aidan Quinn eingesprochene Hörbuch, und wenn man noch einen zweiten CD-Player rumstehen hat, kann man das Ganze noch durch eine Kompilation untermalen, die Songs des 1995 verstorbenen Rory Gallagher umfasst und mit dessen Faible für hard-boiled detective stories die Inspiration für das Buch lieferten. [Thomas Vorwerk]
Die Welt muss oulipoetisiert werden. Über William Boyds Roman Eine große Zeit (co-starring Harry Mathews) Beim Lesen dieser überaus elegant und spannend geschriebenen Story tickert einem der Verdacht durchs Gehirn: „Da stimmt doch was nicht!“ Und wirklich sagt Boyd selbst: „So etwas wie objektive Wahrheit gibt es nicht, das wissen wir ja. Wir können für subjektive Wahrheiten einstehen, aber alles andere ist Ermessenssache.“ Robert Mattheis über die englische Mischung aus weltkluger Raffinesse und Lust am Erzählen.
Weil ich kalt und warm nicht ohne einander denken kann. »Schneebrand« von Knut Schaflinger Im Brotberuf Redakteur bei den Tagesthemen, hat der 1951 in Graz geborene Knut Schaflinger in achtzehn Jahren sechs Gedichtbände veröffentlicht, zuletzt Schneebrand. Stefan Heuer empfiehlt die Lektüre eines verborgenen Autors, der Absurditäten und Realitäten, Geschichte und Natur im Rösselsprung des Enjambements kunstvoll miteinander in Beziehung setzt.
Wohnzimmerreisen: »Kein Feuer, das nicht brennt« von Rayk Wieland Hartmuth Malorny über Rayk Wielands Roman des Schriftstellers W., der von zu Hause aus erfundene Reisereportagen schreibt und damit viel Erfolg hat, bis ein der Wahrheit entsprechendes Detail den ganzen Schwindel auffliegen lässt und W. zum ersten Mal in seinem Leben die (einstigen) Grenzen der DDR überschreitet – Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer.
Archäologie der literarischen Linken: »American Night« von Alan M. Wald Alan M. Wald beschreibt in seinem Buch »American Night«, dem letzten Teil seiner Trilogie über die amerikanische »literarische Linke«, die Zeit zwischen 1946 und 1956 und reißt (hierzulande weitestgehend unbekannte) Autoren wie Kenneth Fearing, Abraham Polonsky und Thomas McGrath aus der Vergessenheit. [Jörg Auberg]
Die Möglichkeit einer Insel: Beim Wiederlesen von E. M. Ciorans Aufzeichnungen aus Talamanca Insel, Sonne und Cafard. Emil Cioran verbrachte 1966 ein paar Sommermonate auf Ibiza und führte Tagebuch. Seine Aufzeichnungen kreisen um die eigene Philosophie, das Leben und die Möglichkeit des Glücks fernab von Paris. [Thomas Hinnerk Schmidt]
Die Untergegangenen und die Geretteten: »Sasha and Emma« von Paul und Karen Avrich In der von Paul Avrich begonnenen und seiner Tochter Karen Avrich vollendeten Doppelbiografie »Sasha and Emma« werden vor dem Hintergrund des amerikanischen Anarchismus des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts die Lebenswege der beiden Anarchisten Alexander Berkman und Emma Goldman und ihre lebenslange Freundschaft beschrieben, die erst durch den Tod beendet wurde. [Jörg Auberg]
»Horns« von Joe Hill Joe Hill ist der Sohn von Stephen King, und weil er ebenfalls Horror-Romane schreibt, verzichtete er auf seinen Nachnamen. Es hat sich auch so ausreichend herumgesprochen. Nach dem bereits ansprechenden Debüt Heart-Shaped Box und einer Kurzgeschichten-Zusammenstellung beweist spätestens sein zweiter Roman Horns, dass er sich vorm Papa nicht verstecken braucht. [Thomas Vorwerk]
Vorsicht Schußwaffen! Das Verschwinden des Philip S. von Ulrike Edschmid Unsentimental, doch mit Empathie, erzählt Ulrike Edschmid von dem aus großbürgerlichen Verhältnissen stammenden Philip S., der zu einem jener jungen Leute wurde, die auf Fahndungsplakaten der Polizei als „Terroristen“ gesucht wurden. Das Verschwinden des Philip S. ist die geglückte Rekonstruktion eines Lebens und einer Liebe. Ein diskretes, starkes Buch. [Andreas Wolf]
„träumen / tun“. Anmerkungen zu Mara Genschel, Referenzfläche (2# 14/50) Jeder Anflug von Rheinromantik bleibt (natürlich) ausgespart. Heißt es bei Heine: „Die Luft ist kühl und es dunkelt, / und ruhig fließt der Rhein[;]“, bleibt bei Genschel nur noch ein quasi-mathematisches „[Rhein]“ übrig – sein Fließen, das getriebene Silber seiner von Wind und Strömung aufgeschäumten Wasser, muss sich der Leser hinzudenken. „GEEST“ ist ein dezidiert unpoetisches visuelles Landschaftsgedicht, vielleicht auch ein Anti-Gedicht, wahrscheinlicher aber ein Anti-Landschaftsgedichte-Gedicht. [Meinolf Reul]
Bibliophilie in Zeiten der Cholera: »Book Was There« von Andrew Piper In seinem Buch »Book Was There« untersucht Andrew Piper vor dem kulturgeschichtlichen Hintergrund der vergangenen Jahrhunderte die technologisch bedingten Veränderungen des Lesens und versucht, Gefahren wie Potenziale der Digitalisierung des Buches zu eruieren. [Jörg Auberg]
Katastrophen einer Pubertät. Bücher von Corinna Engel & Christian Kaiser, Erlend Erichsen sowie ein wiederveröffentlichter Film von Joël Séria Die schrecklichen Kinder: Zwei Bücher und ein Film führen ihre Helden in dunkle, gewalttätige Welten. Anja, die an ihrer Schule Opfer von Mobbingattacken wird; Runar und „Vinterblod“, die in die Black Metal-Subkultur abtauchen und sich Eltern und Freunden entfremden; die teuflischen Klosterschülerinnen Anne und Lore, die die Lektüre von Lautréamonts Gesängen des Maldodor und Baudelaires Blumen des Bösen beim Wort nehmen und literarische und pubertäre Phantasien auf grausam-tödliche Weise in der Wirklichkeit erproben. Dominik Irtenkauf über Seelenvernichter, Nationalsatanisten und Teufelsbraten.
Eine Hinrichtung, irgendwo, in einem Land ohne Verfassung – persönlich-präventiver Doppelschlag von Urs Böke Urs Böke setzt in Eine Hinrichtung irgendwo Verzweifelungen, Zweifeln und Ängsten eine große Portion Kampfesmut, Ironie und Würde entgegen und lässt eine Zartheit zu, die bei ihm überrascht, und die in seinem neuesten Gedichtband wieder ganz zurücktritt: Land ohne Verfassung zeigt ihn als kämpferischen, politischen, bis zur Schmerzgrenze aggressiven Autor. „Provokanter als eine elektrische Banane“, so Böke selbst in Anspielung auf Mary Beach. Sein Rat: „Kaufen oder stehlen“. [Stefan Heuer]
»Hohlkörper« von Robert Mattheis Hohlkörper spielt zu großen Teilen in Büros und Konferenzzimmern von Medienkonzernen und Werbeagenturen, ist aber dennoch das komplette Gegenteil dessen, was man sich unter einem Büroroman vorstellt. Kein weinerliches Lamento über die öde Tretmühle der Arbeitswelt, sondern eine anarchische und völlig überdrehte Feier des Wahnsinns, der in diesen Büros tagtäglich stattfindet – saulustig und tragisch. [Andreas Wolf]
»Nützliche Ruinen« von István Kemény Keménys Gedichte sind ein Gespräch, mit dem Leser, mit der Zeit, mit der Geschichte, mit den Dingen, die uns umgeben, sei es ein Fernseher oder Plastik. Orsolya Kalász, Monika Rinck, Gerhard Falkner und Steffen Popp haben sie kongenial ins Deutsche übertragen. „Kemény ist einer der Besten seiner Generation. Ich lese ihn seit seinem Debüt und schätze seine feine und enigmatische Kunst sehr.“ (Péter Esterházy) [Elke Engelhardt]
SUKULTURs Vorschläge für den 18. Victor Otto Stomps-Preis der Landeshauptstadt Mainz Als derzeitiger Preisträger des V.O.Stomps-Förderpreis für eine kleinverlegerische Leistung erlauben wir uns, zwei Verlage für den diesjährigen V.O.Stomps-Preis vorzuschlagen. Es handelt sich dabei um »Das Fröhliche Wohnzimmer« und »Killroy Media«. [alle3]
»Theaterspielen heißt atmen«. Joseph O`Connors Roman Irrlicht Eine Ich-Erzählerin ist die einst gefeierte Bühnendarstellerin nicht, im fortlaufenden Selbstgespräch hat der Autor das »Du« als Anrede gewählt: »Was geschehen ist, ist geschehen, und du wirst immer Kingstown in deinem Herzen tragen, ganz gleich welchen Namen es noch bekommt. Und jetzt bist du wieder da, an einem Ort, der seinen Namen verloren hat, jetzt wo du durch den schmutzigen Nebel des Russell Square gehst.« [Thomas Backs]
Wie ein kleines Mädchen alles regelt! Dietmar Daths Kleine Polizei im Schnee Dath schreibt eine postmodern aufgeklärte Abenteuerliteratur, die nicht exotisch, sondern (fast) normal daherkommt, leicht verrückt, verfremdet realistisch, mit dem Blick für das alltägliche Detail - die entwaffnende Antwort auf jene Art von Literatur, die den Alltag schildern möchte und ihn doch nur dummdreist verklärt. Den Witz in all dem Schrecken der Zeit wiederzufinden: dies leistet die Kleine Polizei im Schnee. [Dominik Irtenkauf]
Steile Einstiege, viele Klammern, stimmige Schlüsse – Marcus Roloffs dritter Lyrikband im toten winkel des goldenen schnitts im toten winkel des goldenen schnitts ist ein gut strukturierter, stilistisch homogener Gedichtband, der mit steilen Einstiegen, plastischen Bildern, stimmigen und gleichzeitig überraschenden letzten Zeilen überzeugt. Roloff macht es dem Leser nicht (zu) leicht; seine Gedichte werfen sich niemandem an den Hals, fordern Konzentration – und lohnen es mit vielen gelungenen Szenen, Schnitten und Stills. [Stefan Heuer]
EIN BUCH aus Fritz Widhalms Wiener Wohnzimmer Ich überlege, ob ich, statt etwas über EIN BUCH zu schreiben, das Buch abschreiben soll. Das würde ich sehr, sehr gern tun. Denn EIN BUCH ist ein sehr schönes Buch. Ein aufregendes Buch, das zu denken gibt und zu Herzen geht. In diesem Buch finde ich alles, was ich als Leser suche. Darüber hinaus erfahre ich auch viel über das sonstige Leben von „fritz“. [Theo Breuer]
Fliegergarn. Teresa Präauers »Für den Herrscher aus Übersee« Die Wirklichkeit lässt Präauer keineswegs, so wenig wie eine Handlung, außer acht, doch treten beide gegenüber der Sprache nicht dominant auf, sondern laufen als „Beiwagerl“ (Präauer) mit. Die Art, in dieser Gewichtung Wörter und Sachen zusammenzubringen, kann poetisch genannt werden; sie ist viel seltener anzutreffen als die prosaische Betonung des Inhalts. Für den Herrscher aus Übersee ist so gesehen ein Ausnahme-Buch. [Meinolf Reul]
Im Stellwerk der Poesie: »Wechselgetriebe« von Hans Georg Bulla Im Garten ist für den Aufmerksamen alles schon vorhanden; eine Welt in der Welt. Wenn Bulla über den Garten schreibt, wird dieser zum Schauplatz einer sensiblen Filmszene, einer – wie wir ahnen – tiefen Beziehung zweier Menschen, die ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Orte hat. [Christine Kappe]
ich erzählte dir von den gästen in der lounge, die fiebernd warteten – Crauss und die juicy transversions seiner Lakritzvergiftung Crauss’ Gedichte leben in Gefühlslandschaften, in Stimmungen, sind sehr persönlich, lesen sich sehr intim – selbst flüchtige Begegnungen wirken zärtlicher als alles, was im ZDF auf der Romantik-Schiene zu sehen ist. [Stefan Heuer]
Henning Chadde und Jörg Smotlacha (Hgg.): Buch oder Bier? Die 2012 im Blaulicht-Verlag erschienene Anthologie Buch oder Bier? vereint 33 Texte von 13 Autorinnen und Autoren, die alle während der letzten Jahre bei öffentlichen Veranstaltungen in Hannover anlässlich des Welttags des Buches und des Tages des Deutschen Bieres vorgetragen wurden. Thematisch geht es in ihnen, wie könnte es anders sein, um Literatur und/oder Alkohol. [Stefan Heuer]
Menschliche Abgründe. Die Sammlung Dark Lies The Island von Kevin Barry Die heile Welt besteht in den Erzählungen von Kevin Barry (42) nie wirklich lange. Wer voller Misstrauen in seine Welten eintaucht, der wartet förmlich auf die Enthüllung, auf das Bröckeln der Fassaden. »Dark Lies The Island« heißt die titelgebende Geschichte dieser neuen Sammlung, und in der Düsternis liegt hier nicht nur ein kleines Eiland in der Clew Bay. [Thomas Backs]
Wäre da nicht der Konjunktiv: »Weiße Stunde« von Florian Scheibe »Die flirrende Hitze Siziliens und der bröckelnde Barock der Stadt Noto dienen als pittoreske Kulisse für ein komplexes Lügenkonstrukt: Florian Scheibe forscht in seinem spannungsgeladenen Debütroman nach allgemeiner Wahrheit und subjektiver Realität.« (Verlagstext) [Johanna Linnemann]
Doch die im Schatten kennt man nicht – »HinterNational«, ein Lesebuch zu Ehren des Schriftstellers Johannes Urzidil Nach Urzidils Tod im Jahr 1970 verschwand sein Name bis auf wenige Ausnahmen aus dem deutschsprachigen Feuilleton – die anderen Mitglieder des Prager Kreises, allen voran Werfel, Brod und natürlich Kafka, erwiesen sich als konkurrierende Schwergewichte mit langen Schatten. Ein von Klaus Johann und Vera Schneider zusammengestelltes und herausgegebenes Lesebuch soll nun dem Vergessen dieses deutsch-tschechischen Schriftstellers entgegenwirken. [Stefan Heuer]
Gold klauen und Blech reden. Andreas Niedermanns Roman Goldene Tage In seinem zehnten Buch lässt Niedermann den jungen Kriminellen Rambo Rimbaud über die „Goldenen Tage“ berichten, als dieser, inmitten der Jugendunruhen der achtziger Jahre, der Häuserbesetzungen und Straßenschlachten, unbeirrt an seinem Plan feilt, der Post jene sagenumwobene Goldladung zu stehlen, von der ihm der alternde und publikumsmüde Schriftsteller Andreas erzählt hat. [Robert Mattheis]
„Griffen – Auf den Spuren von Peter Handke“. Ein Film von Bernd Liepold-Mosser „Griffen“ beschmutzt das ehrenwerte Genre des Dokumentarfilms durch sein tendenziöses Vorgehen bis in die kleinste Kameraeinstellung hinein. Praktiziert wird hier ein widerliches Draufhalten ohne jeden Erkenntniswert in der Tradition eines Sudeljournalismus, der sich an (situativen) Unzulänglichkeiten von Protagonisten ergötzt und eine Kritik an diesen Methoden mit unschuldiger Miene als „Authentizität“ rechtfertigt. [Lothar Struck]
Die Vermessung des Geheuren. Sloterdijks Notizen Sloterdijk präsentiert sich in diesen Texten leicht, locker, persönlich. Wer den Eindruck hatte, in der Sphären-Trilogie einen gefesselten Prometheus sich abarbeiten zu sehen am factum brutum des Geborenseins, erlebt hier einen beschwingten Conferencier, der die große gedankliche Abendlandshow moderiert, einen Cicerone, der uns immer aufs Neue mit Schleichwegen überrascht, aus der Geistesgeschichte direkt in die Gegenwart. [Robert Mattheis]
Die Wunderwelt, durch die ich schwebte. Literarische Träume An Lesevergnügen hat diese Sammlung einiges zu bieten: Klassiker (Mörike, Baudelaire, Kafka, Valentin, Hofmannsthal) wechseln sich mit zeitgenössischen AutorInnen ab (Fels, Fix, Handke, Mayröcker, Schindel). Johann Nestroy eröffnet den Reigen mit seinen von Zahlen träumenden Gesellen, gefolgt von H. C. Artmann, der das Zahlen-Motiv aufnimmt, um anschließend das Musizieren auf einem Cello im Herzen einer Grille als einen häufig wiederkehrenden Traum zu beschreiben und im Verlauf seiner Schilderungen zu einer Täubchen fressenden Schlange überzuleiten. [Stefan Heuer]
Zwölf Grußworte aus dem Klub zum betreuten Dichten Sinn meint i. allg. etwas Nebulöses, Poesie meint i. allg. die Dichtkunst, Milch meint i. allg. Kuhmilch. Wo (besser: wodurch) entsteht ein Gedicht: Beim Schreiben? Beim Lesen? Oder erst, wenn es jemand versteht? Milch versiegt, wenn nicht gemolken wird. Ich habe aufgehört, nach einem Sinn zu suchen, nach dem Stil der Originalität, oder mit dem Arsch in Richtung Markt zu wedeln. Unsinn ist der einzige Hebel der Schönheit; der Stil hemmt die Kraft für den Wurf. [Kai Pohl]
Sexyboy27 und sein Treiben bei Nacht: »Dritte Haut« von Tobias Sommer An den ersten beiden Tagen seines Praktikums beschränkt Louis sich noch darauf, Mülleimer zu leeren und Schokoladentäfelchen zu verteilen, die Gästezimmer sind für ihn tabu. Am dritten Tag teilt er mit, der Hotelbesitzer sei mitsamt Familie auf unbestimmte Zeit verreist und er habe das Regiment übernommen. [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 69: »London Killing« von Oliver Harris Oliver Harris’ schwarz-ironisches Krimidebüt »London Killing« überrascht mit einer ebenso heruntergekommenen wie dreisten Hauptfigur, die trotz allem sympathisch ist, und zeichnet ein wenig schmeichelhaftes, aber sehr überzeugendes Bild des internationalen Finanzmarktes London. [Kirsten Reimers]
Die helle Lust: »Die hellen Haufen« von Volker Braun »Die hellen Haufen berichten von einem Aufstand, der nicht stattgefunden hat. Zwar streift ein Heerhaufen Entlassener und Arbeitsloser durch Mitteldeutschland – dass sie aber nicht kämpfen ist der bittere, süße Faden der Erzählung.« (Verlagstext) [Kai Pohl]
Eins, zwei, drei – Lyrik ahoi! »Das deutsche Dichterabzeichen« von Ulf Stolterfoht Der Lyrikvortrag als Leistungsschau, oder anders: Die Lyrik als Betrieb ist Stolterfohts Thema. Das Fiebrige des Höher-Schneller-Weiter teilt sich auf jeder Seite mit, eine aufgekratzte Reportersprache zerrt die introvertierte Arbeit des Dichtens ins Scheinwerferlicht. Das liest sich spaßig, doch das Bild, das Stolterfoht von der Existenz als Erwerbslyriker entwirft, ist eines zwischen Desillusioniert- und Desperatheit. [Meinolf Reul]
Ilse Aichinger: Es muss gar nichts bleiben. Interviews Trotzdem haben sie, so sagt Aichinger, „immer nur andere ‚Ichs’ interessiert, nicht das eigene“; dass das keine Floskel ist, dafür stehen die Texte ihres literarischen Werks, die extreme Beispiele einer Hinwendung zu fremden, auch sprachlosen, Existenzen sind, die dann doch auf verdeckte Weise zur Sprache kommen: ein Engel, ein „Vater aus Stroh“, das „Milchmädchen von St. Louis“ mit seinem zu großen Körper, eine mythische Gemeinschaft von Hasen. [Hannes Becker]
Dubliners today: Roddy Doyle schreibt Fortsetzungsgeschichten für das multikulturelle Magazin Metro Eireann In der Irish Times hatte Roddy Doyle im April 2000 von Abel Ugba und Chinedu Onyejelem gelesen, Journalisten aus Nigeria und Herausgeber des damals noch neuen Magazins. Doyle bot seine Mitarbeit an. Buchversion und Hörbuch sind eine erste Sammlung dieser Erzählungen, die im Magazin zunächst in Kapiteln von bis zu achthundert Wörtern erscheinen. „Diese Beschränkung macht für mich – unter anderem – den Reiz der Sache aus“, so Roddy Doyle. [Thomas Backs]
Mit der Straßenkarte von Groß-London durch den Harz. Eine Würdigung Alexander Kluges aus Anlass seines 80. Geburtstages Unermüdlich wandert Kluge, um eine seiner Lieblingsmetaphern zu zitieren, mit der Straßenkarte von Groß-London durch den Harz. Er spaziert durch die Welt und führt zusammen, was vielleicht nie beisammen war und dennoch zusammenpasst und kreiert so einen Surrealismus der Gelehrsamkeit, nicht unähnlich der berühmten zufälligen Begegnung auf einem Seziertisch zwischen einer Nähmaschine und einem Regenschirm. [Robert Mattheis]
Mordsmäßig Folge 68: »Unter dem Schatten des Todes« von Robert Brack Der dritte Roman spielt in Berlin im März 1933. Dorthin wird Klara Schindler – nach den Ereignissen des letzten Buches im dänischen Exil – von der Komintern, der Kommunistischen Internationale, geschickt. Ihre Aufgabe: undercover möglichst viel über den Reichstagsbrand und den mutmaßlichen Attentäter, den Holländer Marinus van der Lubbe, herausfinden. [Kirsten Reimers]
„Liebt Ihr Buchstaben?“ - Konstantin Ames’ Lyrikdebut Alsohäute Eines von Ames’ Gedichten heißt „leipziger langhaariges“, und das ist schon mal ein Statement. Doch anders als Kling, dessen frühe Punk-Attitüde auch etwas aggressiv Bleckendes, Bellendes haben konnte, kommt Ames eher als freundlicher Rocker daher, allein sein toller Übermut scheint aus derselben anarchischen Quelle zu schöpfen. [Meinolf Reul]
Der fragmentarische Phönix oder die Radikalisierung des Readers-Digest-Prinzips: »Alte Meister. Komödie« von Thomas Bernhard und Nicolas Mahler Nicolas Mahler hat es sich also zur Aufgabe gesetzt, ein komplexes poetisch-philosophisches Konzept von einem Medium in ein anderes zu überführen, was ihm allerdings nur mit Abstrichen gelingt. Andre Kagelmann bespricht ausführlich die Comicadaption von Thomas Bernhard’s Alte Meister. Komödie. [Andre Kagelmann]
Leitplanken für Zeitschleifen Wikipedias Liste deutschsprachiger Literaturzeitschriften führt insgesamt ca. 200 zeitgenössische Titel auf. Wenn man voraussetzt, dass außerdem etwa 100 weitere deutschsprachige literarische Zeitschriften oder Fanzines existieren, dann haben sich die Autoren im betrachteten Zeitraum mit ungefähr 17 Prozent aller existierenden Blätter wenigstens einmal beschäftigt. [Kai Pohl]
Milena Michiko Flašar: Ich nannte ihn Krawatte Milena Michiko Flašar hat sich schwerer, drängender Themen angenommen und sie in ein literarisches, sprachlich fein gearbeitetes Werk übersetzt, in dem selbst noch ein beschreibender, verhalten poetischer Satz wie: „Der Schlüssel griff mürbe ins Schloss“ die bis ins Mark gehende Müdigkeit und Melancholie seiner Helden widerspiegelt. [Meinolf Reul]
Der erstaunlichste Poet der Gegenwart: Johannes Witeks »Gebete an den Alligator und die Klimaanlage« Seinen Figuren fühlt er sich in Hassliebe verbunden, denn sie sind allesamt Österreicher; das erklärt wohl die Sorte Humor, die ihn antreibt: tiefschwarz. [Kai Pohl]
Der Deutsche Lyrikkalender – jetzt auch für junge Menschen! Beide Tischkalender, der für die Erwachsenen und auch der für die Kinder, bleiben dank Ringbindung formschön und auch nach Ablauf des Kalenderjahres als Anthologie erhalten … [Stefan Heuer]
Griechenland im Herbst. Impressionen mit Patrick Leigh Fermor Von einer solchen urwüchsigen Landschaft, der Mani, berichtet Patrick Leigh Fermor. Es ist eine raue, unzugängliche Halbinsel, eigentlich nur ein Fingerglied der Peloponnes. Gebirge erschweren die Zugänglichkeit. [Adrian Kasnitz]
Aus dem Leben der »Brookfield Boys«: Das außergewöhnliche Debüt des irischen Autors Kevin Power Sein Ich-Erzähler seziert geradezu das Schulsystem der irischen Eliten, ihr Selbstverständnis und damit einen ganz besonderen kulturellen Hintergrund, der selten öffentlich thematisiert wird. [Thomas Backs]
Bekenntnis zum Trash: Evolver Books Was heißt schon Schund? Dickens, Conan Doyle, Lovecraft, Dick, Hammett, Chandler, Thompson, Comics, Rock-Musik, TV-Serien usw. galt alles lange als Schund. Für das debile Bildungsbürgertum ist alles Schund, was nicht ihrer stupiden Ideologie entspricht. [Dominik Irtenkauf]
In glühenden Schuhen durch den Märchenwald: Johanna Schwedes' Lyrikdebüt »Den Mond unterm Arm« In jedem Wort steckt Zweifel, ist das Misstrauen spürbar, eine zeitlose Mixtur aus dem No-Future-Slogan der englischen Punk-Bewegung und existenziellen Grundängsten. [Stefan Heuer]
Jürgen Ploog: Unterwegssein ist alles »Es gibt Leute, die sehnlich auf einen Durchbruch warten. Durchbruch wohin? Um im Feuilleton der ZEIT oder der Süddeutschen abgehandelt zu werden? Ich glaube nicht, dass meine Texte dort etwas verloren haben.« [Stefan Heuer]
Jan Kuhlbrodt: Zentralantiquariat. Gedicht. Es ist lange her, dass ich ein so persönliches Gedicht gelesen habe, ein Gedicht, in dem der Autor so intensiv und vielschichtig auftaucht, in dem er ununterbrochen präsent ist. Schonungslos zu sich selbst spart Kuhlbrodt auch sein körperliches Leiden, die Nervenerkrankung Multiple Sklerose, nicht aus. [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 67: »Zeit des Zorns« von Don Winslow Mit »Tage der Toten« hat Don Winslow einen der wichtigsten und besten Romane dieser Zeit zum Drogenkrieg zwischen den USA und Mexiko geschrieben. In »Zeit des Zorns« greift er ein Mosaiksteinchen dort heraus und schildert die Auseinandersetzungen im Drogenmilieu im Kleinen. [Kirsten Reimers]
Kurze (nicht gehaltene) Ansprache anlässlich der »Latinale« 2011 im Haus der Redoute in Bonn am 15. November 2011 Was mich persönlich als Leser der lateinamerikanischen Lyrik bis heute begeistert, sind die kraftvolle, unumwundene, äußerst sinnliche Sprache und die rätselhaften, narrativen Elemente vieler Gedichte … [Marc Degens]
Der Ermittler auf der Suche nach dem besseren Menschen – Georg Haderers Krimiserie um Major Schäfer geht in die dritte Runde Haderer schreibt detailliert und in gelenkem, unaufgeregten Stil, sichere Dialoge, glaubwürdige Charaktere und eine mal feine, mal überdeutliche Ironie runden das Bild ab. [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 66: »Der Trümmermörder« von Cay Rademacher Vier Leichen werden innerhalb kurzer Zeit im Hamburg der Nachkriegszeit gefunden. Basierend auf einem tatsächlichen Fall legt Cay Rademacher einen historischen Krimi vor, der allerdings eher blass und kraftlos bleibt. [Kirsten Reimers]
»Es gibt eine andere Welt« – das große Hausbuch der zeitgenössischen sächsischen Lyrik Eine Anthologie mit breiter Basis, profitierend von hervorragender Textauswahl, angenehmer Typographie und einem ebenso fachkundigen wie unaufgeregten Nachwort von Peter Geist. [Stefan Heuer]
Klang des Ostens – Ildar Abusjarows ungewöhnliche Erzählungen »Trolleybus nach Osten« Mit virtuosen Texten, deren Klangfarben die Berliner Literaturwissenschaftlerin Hannelore Umbreit feinfühlig aus dem Russischen ins Deutsche übertrug, werden wir in Lebenswelten entführt, auf deren europäischen Grundton östlichere Kadenzen mitschwingen. [Martin Jankowski]
Crossmedia Pulp: »Inselzirkus« von Gisa Pauly In ihrem als »Sylt-Krimi« etikettierten Roman »Inselzirkus« vermag Gisa Pauly die Erwartungen eines Kriminalromans nicht zu erfüllen. [Jörg Auberg]
In den Fängen des Dibbuks: »Ein Amerikaner« von Henry Roth Der Roman »Ein Amerikaner« ist ein Substrat aus dem umfangreichen Nachlass Henry Roths, das sich in erster Linie an den Erfordernissen des kommerziellen Literaturbetriebs ausrichtet. [Jörg Auberg]
satt.tv präsentiert: Marc Degens: Das kaputte Knie Gottes (Romanauszug). Gelesen von Stefan Kaminski. »Dennis und ich trafen uns oft in der Eisdiele am Anfang der Bochumer Fußgängerzone, direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, mit den Aluminiumstühlen vor der Tür und der scheußlichen Volkshochschulkurskunst an den Wänden ...«
Schwerwiegende Fragen, ganz leicht: »Sieben Jahre« von Peter Stamm Da steht eine Frage, die unbeantwortet im Raum bleibt, da versucht einer einen Kuss, der ihm linkisch verwehrt wird – so skizziert Stamm vor allem durch Weglassen seine Charaktere und ihr Gefühlsleben in plastischer Klarheit. [Jörg Digmayer]
Mordsmäßig Folge 65: »Der Tod der Kitty Genovese« von Didier Decoin und »Ein Akt der Gewalt« von Ryan David Jahn Ignorant oder zu beschäftigt? Zwei Romane nähern sich auf völlig unterschiedliche Weise einem tatsächlichen Verbrechen. [Kirsten Reimers]
8 Fäuste für ein Halleluja: »Wir kamen in Frieden«. Gedichte von Urs Böke, Jerk Götterwind, Jörg Herbig und Markus Hintzen Es scheinen sich hier genau die Richtigen gefunden zu haben, denn die Texte passen zusammen wie Stulle und Nutella. [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 64: »Das finstere Tal« von Thomas Willmann Ein abgelegenes Hochtal, ein geheimnisvoller Fremder und eine undurchdringliche Gemeinschaft, beherrscht von einem Despoten – Thomas Willmanns Debüt ist ein gelungener Mix aus Heimatroman und Italowestern. [Kirsten Reimers]
Jack Black: Gesetzbuch und Ganovenehre Black garniert die Theorie mit kleinen Geschichten aus der Praxis. Geschichten um kleinere und größere Aufträge, das interkriminelle Miteinander, Gerichts- und Knastepisoden. [Stefan Heuer]
»Ein Publikum habe ich nicht, bestenfalls Leser.« Jürgen Ploog im Gespräch mit Hadayatullah Hübsch »Die ganz große Anerkennung durch den Literaturbetrieb blieb dir bislang versagt, oder sollte ich besser sagen, erspart? Dafür bist du in der Szene und dem, was früher Underground genannt wurde, eine gerühmte Instanz!«
»Zum Theater!« & »Alles ist Jazz« von Lili Grün Die bekannte österreichische Schriftstellerin Hilde Spiel, die Grün in dem Literatencafé Herrenhof kennenlernte, gesteht in einem Fernsehinterview im Jahr 1988 ein: »Später kam ein kleines Geschöpf hinzu, das hieß Lili Grün und schrieb Jungmädchenbücher.« [Dominik Irtenkauf]
Mordsmäßig Folge 63: »Der Turm der Seelen« von Phil Rickman Besessenheit oder Pubertät? Geistererscheinung oder PR-Gag? Erneut ist Merrily Watkins, die »Beraterin für spirituelle Grenzfragen« mit Phänomenen befasst, die sowohl paranormal als auch hysterisch bedingt sein könnten. Ein aufgeklärter, intelligenter Schauerroman mit leiser, aber nachdrücklicher Verunsicherung. [Kirsten Reimers]
Kunst und Kumpel – Stefan Heuers grundehrlicher Roman »Firnis« Schriftsteller, schreibt endlich über euer Leben, aus eurem Leben, über die Langeweile, das Konstruierte daran, über das »sich Schämen« auf den eigenen Vernissagen und Lesungen, die Suche nach einem leidigen Brotjob, die Langeweile des Alltags, das Warten auf einen Auftrag oder einen wahnsinnigen Verlag, der die eigenen unverkäuflichen Manuskripte annimmt … [Daniel Ketteler]
Andreas Noga: Lücken im Lärm. Gedichte Mit Vorliebe werden Gedichte gewidmet oder Nachdichtungen verfasst, immer wieder rückt Andreas Noga das Gedicht selbst in den Mittelpunkt, macht es zum Gegenstand seiner Dichtung … [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 62: »Das alte Kind« von Zoë Beck Zwei Frauen, zwei Alpträume – und ein ziemlich guter Psychothriller, der geschickt auf zwei Ebenen seine Stränge verwebt. [Kirsten Reimers]
Juliane Beer: Arbeit kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen Es geht um Auswege, um Ausreden, um Kompromisse; das gesamte Buch ist eine kritische Gesellschaftsstudie: Das falsche Leben im Wahren, die vor Fett triefende Ente trotz der Diät … [Stefan Heuer]
Bilderbücher Umschau Frühjahr 2011 Im zweiten Teil seiner Bilderbücher Umschau bespricht Felix Giesa Bücher, die Abkühlung verheißen, von echten Helden berichten, klappt sich durch ein kaum bekanntes Buch von Walter Trier und entdeckt einen Sandkasten-Titel aus der DDR wieder.
Bilderbücher Umschau Frühjahr 2011 Der Bilderbuchmarkt ist ähnlich unübersichtlich wie der gesamte Buchmarkt. Felix Giesa stellt im ersten Teil seiner Bilderbücher Umschau erstaunt fest, woher die Sprechblasen kommen, buchstabiert und zählt mit und bespricht ein etwas ungewöhnliches Buch …
Bret Easton Ellis: Imperial Bedrooms Wenn man »American Psycho« als Ellis' Hommage an »Moby Dick« begreift und »Lunar Park« als seinen Versuch akzeptiert, einen Stephen-King-Roman zu schreiben, dann ist »Imperial Bedrooms« seine Version eines Stoffes von Raymond Chandler. [Thomas Vorwerk]
Rainer Krispel (»Der Sommer als Joe Strummer kam«) im Interview Die Neubauten bei einem frühen Konzert in der Stadtwerkstatt habe ich persönlich nicht gesehen, aber es gibt die Anekdote, dass Mufti/FM Einheit eine Wand anzubohren begann, worauf ihn ein Stadtwerkstätter zurecht wies: »Hey, wir wohnen da!«. [Thomas Backs]
Peltzer lässt denken: »Angefangen wird mittendrin« von Ulrich Peltzer In seinen Frankfurter Poetik-Vorlesungen »Angefangen wird mittendrin« versucht Ulrich Peltzer eine zeitgenössische Poetik im Stile von William Gaddis und Don DeLillo zu entwickeln. [Jörg Auberg]
Mordsmäßig Folge 61: »Blinde Zeugen« von Stuart MacBride Hochsommer in Aberdeen: Hitze statt Dauerregen. Doch die Sonnenstrahlen lassen die Abgründe der schottischen Stadt in Stuart MacBrides neuem Krimi nur umso deutlicher hervortreten. Auch dieser fünfte Band um den vom Pech verfolgten Detective Sergeant Logan McRae ist schnell, überdreht, parodistisch und vor allem lesenswert. [Kirsten Reimers]
Martina Hefters Lyrikdebüt »Nach den Diskotheken« Hier geht es um das Tänzerische in Mensch und Tier, um fliehende Huftiere und das Gefühlsleben der Pflanzen, um geistige und manchmal sehr reale Differenzen, eben auch mal um den nächtlichen Nachhauseweg nach der Disko. [Stefan Heuer]
Gespenster der Sprache: Kafkas Erzählung »Unglücklichsein« Will man diesem Text mit Maßstäben des Realismus beikommen, geht das allenfalls dann, wenn man ihn als Studie einer Einbildung oder eines gestörten Bewusstseins liest – es sei denn, man glaubt an die Existenz von Gespenstern. [Gunther Nickel]
Mordsmäßig Folge 60: »Blut vergisst nicht« von Kathy Reichs Der Tote, der aus einem See bei Quebec, Kanada, gezogen wird, ist laut seiner Akte schon vor mehr als 40 Jahren in Vietnam gefallen. Offenbar liegt also jemand anders in seinem Grab – aber wer? Und warum? Ihren 13. Krimi aus der Tempe-Brennen-Serie hat Kathy Reichs mit den besten Absichten geschrieben, aber das merkt man dem Buch leider auch an. [Kirsten Reimers]
»Die Schöne und der Tod« von Bernhard Aichner Sonntag, ein kalter Januartag in einem Dorf in den Bergen, und Max Broll liegt nackt im Schnee – nicht ermordet, so wie man es vom Anfang eines Kriminalromans vermuten könnte, sondern quicklebendig und gutgelaunt nach einem Saunagang mit seiner aktuellen Ex Hanni … [Stefan Heuer]
ichotomische bücher über die taubheit, die einen von der welt scheidet manche lektüren fügen sich glücklich. so zuletzt Terézia Moras einziger mann auf dem kontinent (2009), dem Stefan Heuers firnis (2010) folgte und zuletzt A.M. Homes’ this book will save your life (2006). allen drei büchern eignet, dass sie mit wenig äusserer handlung auskommen und die jeweiligen protagonisten sichselbst aus dem fokus verloren haben. [Crauss]
Mordsmäßig Folge 59: »Schuld« von Ferdinand von Schirach Mit »Schuld« legt Strafverteidiger Ferdinand von Schirach seine zweite Sammlung von Stories vor. Wie schon sein aufsehenerregendes Debüt »Verbrechen« lebt es von der vermeintlichen, vermutbaren Authentizität. [Kirsten Reimers]
Christoph Leistens Gedichtband »bis zur schwerelosigkeit« Ein starker Auftakt, belebt von einem realistischen, in Teilen wissenschaftlichen Fokus auf die Wahrnehmung, perforiert von der unverblümten Aufforderung, den Blick hinter die Kulissen zu wagen. [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 58: »Ein reines Gewissen« von Ian Rankin Auftakt für Rankins Neuen: Malcolm Fox von der internen Ermittlung. Der soll einen Polizisten im Auge behalten, der vermutlich einem Padophilennetz angehört. Doch innerhalb kurzer Zeit entdeckt Fox, das mehr dahintersteckt. Gewohnt gekonnt startet Ian Rankin seine neue Reihe. [Kirsten Reimers]
Lyrikkalender 2011 – Jeder Tag ein Gedicht Nicht nur bei alkoholischen Longdrinks unter dem Weihnachtsbaum oder »Colorado« von Haribo, auch hier gilt: Die Mischung macht’s! [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 57: »Totentanz für Dr. Siri« von Colin Cotterill Ein mumifizierter Arm ragt aus einem Betonweg – und das ausgerechnet direkt vor dem Anwesen des laotischen Präsidenten. Deshalb soll Dr. Siri, der einzige Pathologe von ganz Laos, möglichst schnell herausfinden, was dahintersteckt. Das ist nicht ganz einfach, weil die Geisterwelt sehr eigenwillig dazwischenfunkt. Auch der dritte Krimi von Colin Cotterill ist charmant abstrus und schön verschroben. [Kirsten Reimers]
Christoph Wenzels neuer Gedichtband »tagebrüche« Gänzlich unprätentiös kann darauf verzichtet werden, den 1979 geborenen Christoph Wenzel als Heilsbringer, Speerspitze eines neuen Realismus oder Sprachrohr einer Generation auszurufen – ihn als guten, bild- und wortreichen Lyriker zu bezeichnen, trifft es präzise und reicht voll aus … [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 56: »Finstere Orte« von Gillian Flynn Libby Day ist die Überlebende eines Familienmassakers im Jahr 1985. Bis heute hat sie gut von ihrem Opferstatus und den reichlich fließenden Spenden gelebt. Doch jetzt ist das Geld aufgebraucht, und sie muss sich etwas Neues einfallen lassen. Zum Beispiel gegen Bares mit dem mutmaßlichen Täter sprechen. Dabei erfährt sie Dinge, die ihre gesamtes Weltbild auf den Kopf stellen und ein völlig anderes Licht auf die Ereignisse jener Januarnacht Mitte der Achtziger werfen. [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 55: »Die fünfte Kirche« von Phil Rickman Eine ausgemusterte Kirche wird zum Anlass für eine handfeste Auseinandersetzung zwischen fanatischen Christen und sturen Wiccarianern. Als die Massenmedien sich einschalten, scheint ein Rückfall ins finsterste Mittelalter unausweichlich. Auch der dritte Band von Phil Rickmans Romanen um die moderne Exorzistin Merrily Watkins überzeugt durch Intelligenz und dezente Paranoia. [Kirsten Reimers]
Die Generation »danach«: Junge AutorInnen aus Argentinien So ist das Bild, das man aus der Lektüre der neuen argentinischen Titel in Deutschland gewinnen kann, ein partielles. Auch wenn viele junge AutorInnen nun zum Teil erstmals ins Deutsche übersetzt wurden, sind vor allem experimentellere und neobarocke Schreibweisen unter den Neuerscheinungen wenig vertreten. [Timo Berger]
Depression, die Quote und das Kartenspiel: Georg Haderer – Ohnmachtspiele »Ohnmachtspiele« liest sich gut weg und brilliert dabei durch mehrere Dinge: durch sicher durchdeklinierte, glaubwürdige Dialoge, durch glaubwürdige, nicht zu aufdringliche Charaktere, vor allem aber durch einen eigenwilligen Humor, der mal bissig, mal politisch daherkommt. [Stefan Heuer]
Klischee ist, wenn die Masse lacht: Stefan Schwarz – Hüftkreisen mit Nancy »Hüftkreisen mit Nancy« ist ein mittelschwerer Rohrkrepierer, eine vergeudete Chance, geschuldet dem Versuch, eine aufs Detail pointierte Monatskolumne auf Romanlänge zu bringen … [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 54: »Da darf man beim Erzählen nicht lang fackeln« – Interview mit Max Bronski Seit 2006 erscheinen im Münchner Verlag Antje Kunstmann die Krimis von Max Bronski. Wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Jeder Kontakt zum Autor geht ausschließlich über den Verlag, der nicht das winzigste Bisschen Information herausgibt. Per E-Mail erhielt Kirsten Reimers folgende Antworten auf ihre Fragen.
Don’t cry, work! Zum Tod Martin Büssers (1968 – 2010) Martin Büsser war ein linker Popkritiker, er war kein Poplinker. Der Unterschied ist wesentlich. [Klaus Walter]
Rukolasalat mit Ohrfeigen: floppy myriapoda #15 / Straßenschaden LP Mit einem Paukenschlag hebt das neue Heft der kulturpolitischen Zeitschrift floppy myriapoda an. Das selbstbetitelte Debüt der lässigen Combo Straßenschaden gibt sich atmosphärisch-verspielt. [Marek Flohner]
Ein Dichter am Rande des Nervenzusammenbruchs: »Unsichtbar« von Paul Auster In seinem Roman »Unsichtbar« kehrt Paul Auster zu seinen literarischen Anfängen zurück und beschreibt das Scheitern eines hoffnungsvollen Talents. [Jörg Auberg]
Mordsmäßig Folge 53: »Das Alphabet der Knochen« von Louise Welsh Eigentlich will Dr. Murray Watson die Biografie eines Lyrikers schreiben, der Anfang der siebziger Jahre unter mysteriösen Umständen verschollen ist. Doch jeder Schritt, mit dem sich Dr. Watson näher an seinem Forschungsgegenstand wähnt, zieht ihn weiter hinein in einen Sumpf aus Lügen, Sex, Okkultismus und Literaturwissenschaft. [Kirsten Reimers]
Die Kinder der Wende weiten den Blick: »Die komische Frau« von Ricarda Junge So wie Ricarda Junge die Geschichte dieses Hauses erzählt, vermag sie es, dem komplexen Spannungsfeld von Architektur und Totalitarismus, für das die Gebäude des Karl-Marx-Allee-Ensembles heute stehen, ein Gesicht zu geben. [Patrick Baumgärtel]
Giwi Margwelaschwili: Der verwunderte Mauerzeitungsleser Auf Häuserwänden findet man häufig Slogans. Margwelaschwili geht auf den besonderen Charakter dieser Artefakte ein. Sie werden im Vorübergehen gelesen … [Dominik Irtenkauf]
Der überraschende Klang beim Brechen der Zeile – Neue Gedichte von Knut Schaflinger Schaflingers »Flüchtige Substanzen« versammelt 53, in drei Kapitel unterteilte Gedichte – jedes von ihnen ausgestattet mit Sinn für Wort und Klang, mit Emotion und, ja, auch mit Ironie. [Stefan Heuer]
Alles andere als intim: »Die Vulgarität der davongeschwommenen Felle« von Michael Arenz Wenn dem so ist, frage ich mich, warum veröffentlicht Michael Arenz dann seine Gedichte? Wenn ihm an Intimität gelegen ist, reicht es doch vollkommen, sie seiner Frau, seinem Hund oder seinen Freunden (zu denen ich mich durchaus zähle) vorzulesen. [Florian Günther]
Sarah Manguso: Zwei Arten von Verfall Die Leichtigkeit, die es unmöglich macht, den Roman als Krankengeschichte zu lesen, entsteht durch das unbedingte Verharren der Protagonistin in der absoluten Gegenwart. Es weist kaum ein Gedanke in die gesunde Vergangenheit, kaum einer führt in die ungewisse Zukunft … [Sarah Strebelow]
Mordsmäßig Folge 52: »Schneller als der Tod« von Josh Bazell Früher Profikiller für die Mafia, heute Assistenzarzt an einem New Yorker Krankenhaus – Dr. Peter Brown führt in der Tat ein neues Leben. Dumm nur, dass er wiedererkannt wird, und das auch noch von einem Mobster. Josh Bazells Debüt ist rasant, witzig, unverfroren und unbedingt lesenswert. [Kirsten Reimers]
Eduard Kotschergin: Die Engelspuppe Wie allen großen Autoren geht es ihm weniger um Kritik, als vielmehr um die Würdigung von Schicksalen. Ein kraft- und – trotz allem – humorvolles Buch, für das Kotschergin den russischen Kulturpreis »Triumph« erhalten und, noch viel wichtiger, zahlreiche begeisterte Leser gefunden hat … [Florian Günther]
»ich greife mir barsche aus dem himmel«: Exkursion in die Welt des Crauss Crauss’ Prosa, das ist Gesellschaft; Philosophie und Banalitäten; persönliche Momentaufnahmen und Rückblicke auf Kindheit und Jugend und die Diagnose des Erwachsenwerdens; Krötenlecken; die ersten Schamhaare; immer wieder Versatzstücke aus HipHop und Pop … [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 51: »Julia« von Anne Fortier und »Hingabe« von Esther Verhoef Zwei Romane nehmen in diesem Sommer nur schwer zu überbietende Superlative für sich in Anspruch – zumindest laut Werbung der Verlage: Esther Verhoefs »Hingabe« wird als der beste niederländische Frauenthriller seit Jahren gehandelt; Anne Fortiers »Julia« soll gar das Buchereignis des Jahres sein. Aber halten diese Bücher wirklich ihre vollmundigen Versprechen? [Kirsten Reimers]
RUHR.2010: »Frohnhausen« (Ruhrtext) von Florian Neuner Essen West. Eine Bahnhofshalle, als wäre das ein Bahnhof von Bedeutung & nicht bloß ein S-Bahn-Halt. Reisemöglichkeiten nach Hattingen, Oberhausen, Bottrop usf. Der Spielraum wird zuerst durch den Ausgangspunkt bestimmt. Spiele, Konflikte, Reisen …
Das mutwillige Missverstehen. Peter Handke, seine »Jugoslawien«-Bücher und die Vorwürfe von Jürgen Brokoff In einem Punkt hat Jürgen Brokoff recht: Peter Handkes sogenannte »Jugoslawien-Bücher« sollten tatsächlich nicht vom Œuvre des Schriftstellers abgekoppelt werden. Der Versuch einiger Literaturwissenschaftler, das Poetische und das Politische zu trennen um das Poetische über diese »Hintertür« zu retten, ist unangebracht … [Lothar Struck]
Mordsmäßig Folge 50: Finnisch-russische, britisch-chinesisch-tibetische und französisch-serbische Morde Für alle, die im Sommer nicht verreisen können, gibt es diesmal drei Krimis, die in sehr verschiedenen Ländern angesiedelt sind und ein sehr unterschiedliches Bild von Gegenwart und Wirklichkeit zeichnen. [Kirsten Reimers]
Bernd Erhard und Angelika Fischer: Das Irland des Heinrich Böll Auf der Suche nach einem Internet-Café war Thomas Backs, als er auf Achill Island eine neue Ausgabe der Reihe „wegmarken“ der Edition A B Fischer aus Berlin entdeckte. Sein Fazit: Der freundliche Elektrofachhändler auf der Rückseite des Tourismusverbandes „Achill Tourism“ bietet angenehme Bildschirmarbeitsplätze. Und „Das Irland des Heinrich Böll“ ist eine lesenswerte Lektüre.
Mordsmäßig Folge 49: »Das verlorene Symbol« von Dan Brown Nichts weniger als der Untergang der Zivilisation steht bevor, als Symbologe Robert Langdon auf eine Rätselralley durch Washington geschickt wird. Auf seiner dritten Puzzlemission geht es um die Geheimnisse der Freimaurer und uraltes, äußerst machtvolles Wissen. Und um Langeweile. Schwulstige Langeweile. [Kirsten Reimers]
Andreas Altmann: Das zweite Meer. Gedichte Altmann transkribiert eine Momentaufnahme, ist dabei exakt und detailverliebt, gibt wieder und eröffnet Räume, hat aber gleichzeitig genug Vertrauen in seine Leserschaft, um sie nicht über die Schwelle schubsen zu müssen … [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 48: »Frucht der Sünde« & »Mittwinternacht« von Phil Rickman Abdrücke von »Ruhelosen«, Spuren von »Besuchern« oder gar von »Invasoren« – als »Beraterin für spirituelle Grenzfragen«, sprich: als Exorzistin, ist die junge Pfarrerin Merrily Watkins im beschaulichen Dörfchen Ledwardine an der walisisch-englischen Grenze mit allerhand Merkwürdigem konfrontiert. Eine grandios-wunderbare Krimireihe im Grenzbereich von Psychologie und Übersinnlichem. [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 47: »Was mit Kate geschah« von Catherine O’Flynn Kate ist elf, als sie die Detektei Falcon-Ermittlungen gründet und auf Verbrecherjagd im Einkaufszentrum Green Oaks geht. Eines Tages verschwindet sie spurlos. Fast 20 Jahre später entdeckt Wachmann Kurt eines Nachts ein kleines Mädchen auf einem seiner Überwachungsmonitore – kann das Kate sein? [Kirsten Reimers]
italo.log: bis – Eine kleine Ahnenkunde Zum Abschluss des italo.log eine besondere Folge mit Gedichten von Giovanni Pascoli, Gabriele D’Annunzio, Filippo Tommaso Marinetti, Guido Gozzano, Umberto Saba, Dino Campana, Virgilio Giotti, Aldo Palazzeschi, Clemente Rebora, Vincenzo Cardarelli, Camillo Sbarbaro, Giuseppe Ungaretti, Eugenio Montale und Salvatore Quasimodo …
Haimo Kinzler und Leo Leowald: Gustav und ... Leo Leowald ist Comiczeichner. Er ist auch Vater. Was liegt da näher, als eigene Kinderbücher zu illustrieren? Anscheinend gar nichts … [Felix Giesa]
Kersten Flenter: Glückselige Waisen der Verwirrung Viele One-Hit-Wonder werden auf der Strecke bleiben, aber diese Texte haben durch ihre Zeitlosigkeit gute Chancen, in der Chart Show 2028 aufzutauchen … [Stefan Heuer]
Mordsmäßig Folge 46: »Die Dramaturgie des Tötens von Jincy Willett Anonym terrorisiert ein Teilnehmer eines Abendkurses für kreatives Schreiben seine Mitschüler – mit zunächst boshaft-witzigen Attacken, die jedoch im Laufe der Zeit an Gemeinheit und Tücke gewinnen. Leider verliert das Geschehen im gleichen Zuge an Spannung und Stringenz … [Kirsten Reimers]
STROBO: Der Blog, das Buch, Airens erster Roman "Strobo" ist ein von mehreren Personen, auch von mir lektorierter episodenhafter Roman, der redigiert, umgestellt, ergänzt und gekürzt wurde. Und das in einem langwierigen, mehrere Monate dauernden Prozess … [Marc Degens | Franziska Felber]
Ulrike Almut Sandig: Flamingos Sehr gut ist das Erzählen auch, wenn Sandig Zeitkolorit und Geschichte mitschwingen und auftreten lässt, von Kindheiten und Familien in der DDR oder dem abseitigen, halbbewussten Erleben von Wende und Wiedervereinigung erzählt … [René Hamann]
Susanne Messmer: Chinageschichten Wenn Literatur als die Reduktion auf das Wesentliche, das heißt das Lebensbewegende verstanden wird, so liefern die chinesischen alten Leute, die von Messmer zum Erzählen ihrer Lebensgeschichten eingeladen wurden, ein besonders eindrückliches Beispiel guter Literatur … [Dominik Irtenkauf]
Experimente am Sprachrand: Daniel Falbs »Bancor« Gegliedert in drei Kapitel erwarten uns Wortgeflechte, die weder von den üblichen Formen aus Metaphern, Strophen, Zeilenbrüchen, lyrischem Ich usw. geprägt sind, noch einfache Angebote machen … [Martin Jankowski]
Mordsmäßig Folge 45: »Totengleich« von Tana French In ihrem zweiten Roman schickt Tana French Detective Cassie Maddox auf die Suche nach einem Mörder und den eigenen Sehnsüchten. Das gelingt der Autorin hervorragend dank ihrer unglaublichen Fähigkeit, sich in ihre Figuren hineinzuversetzen … [Kirsten Reimers]
Der »Blinde Passagier« von Dominic Angeloch Beeindruckend atmosphärisch und dicht ist die Story, die in ihrer Schilderung von seelischer Verwirrtheit und südländischer Exotik an einigen Stellen an Camus’ "Der Fremde" erinnert … [Stefan Heuer]
Michael Braun & Michael Buselmeier: Der gelbe Akrobat" Sekundärliteratur zu lyrischen Texten, die in Text und jeweiligem Titel selbst poetisch anspruchsvoll daherkommt. Ein kluges Buch; nicht altklug, nicht neunmalklug – einfach nur klug und fachkundig … [Stefan Heuer]
Hans Waals ausgebufft witziger Roman „Die Nachhut“ Steht der Russe schon vor Berlin? Haben etwa die Amerikaner gesiegt? Oder befindet sich das deutsche Volk noch im tapferen Widerstand? Mühsam versuchen sie die Zeichen der neuen Zeiten zu deuten – unserer Zeiten … [Martin Jankowski]
Von kleinen Bildern und großen Bildwelten Noch vor dem Schrifterwerb und neben dem Spracherwerb, lernen Kinder im Erkennen von Bildern eine wichtige Kulturtechnik … [Felix Giesa]
Mordsmäßig Folge 44: »Mit Teufelsg’walt« von Christine Lehmann In den frühen Morgenstunden wird Lisa Nerz von einem höllischen Gepolter in der Wohnung über ihr aus dem Schlaf gerissen: Das Jugendamt ist bei ihrer Nachbarin eingefallen und versucht, den kleinen Tobias in Obhut zu nehmen. Bestürzt über die Machtfülle der staatlichen Fürsorgeeinrichtung beginnt Schwabenreporterin Lisa Nerz zu recherchieren. und gerät in Teufels Küche … [Kirsten Reimers]
italo.log 104: Toti Scialoja Jede Woche präsentieren Theresia Prammer und Roberto Galaverni jeweils ein Gedicht eines/r italienischen Autors/Autorin im Original und in deutscher Übersetzung …
SUKULTUR-Presseerklärung Am Samstag, den 6. Februar 2010, wurden wir mit einem erstaunlichen Link geweckt: Es geht um den Roman "Axolotl Roadkill" von Helene Hegemann. In einem Blog-Artikel von Deef Pirmasens werden Plagiatsvorwürfe gegen das Buch erhoben – und zwar sollen Passagen von dem Blogger Airen abgeschrieben worden sein. Dessen Roman STROBO (samt den zitierten Passagen) haben wir im Sommer 2009 in unserem Verlag (SUKULTUR) veröffentlicht …
Mordsmäßig Folge 43: »Was die Toten wissen« von Laura Lippman Im Jahr 1975 verschwinden zwei junge Schwestern. Dreißig Jahre lang gibt es keinerlei Spuren – doch dann taucht eine Frau auf, die behauptet die jüngere der beiden zu sein. Von einem wahren Fall angeregt, aber sehr eigenständig beschreibt Laura Lippman, was geschehen sein könnte in der Zwischenzeit … [Kirsten Reimers]
Der entzündete Winter – floppy myriapoda #13 Krankheit, Kunst und Tod oder umgekehrt Putz, Schlupf und Stunk: In Berlin wird das Jubiläumsheft der Zeitschrift floppy myriapoda vorgestellt. Bei Graden unter Null. Die sorgen bekanntlich für einen klaren Kopf … [Robert Mießner]
»Die Bundesrepublik Deutschland« von Frank Witzel, Klaus Walter, Thomas Meinecke Jubeljahr 2009: 60 Jahre Bundesrepublik, 20 Jahre Mauerfall. Frank Witzel, Klaus Walter und Thomas Meinecke werfen aus der zweiten Reihe einen Blick zurück und rekonstruieren neben der BRD ihre eigenen politischen Biografien … [Kirsten Reimers]
italo.log 99: Simone Cattaneo Jede Woche präsentieren Theresia Prammer und Roberto Galaverni jeweils ein Gedicht eines/r italienischen Autors/Autorin im Original und in deutscher Übersetzung …
Mordsmäßig Folge 42: »Ich bin kein Serienmörder« von Dan Wells Seltsame Morde, verschwundene Körperteile und ein Jugendlicher, der sich für einen potenziellen Serienmörder hält. Was anfängt wie ein halbwegs typischer Metzelkrimi, entpuppt sich als unentschiedenes Herumgetappe zwischen Horror-, Serienkiller- und Entwicklungsroman … [Kirsten Reimers]
italo.log 97: Nino Pedretti Jede Woche präsentieren Theresia Prammer und Roberto Galaverni jeweils ein Gedicht eines/r italienischen Autors/Autorin im Original und in deutscher Übersetzung …
»Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat«
& »Freispruch für den Hund der Baskervilles« von Pierre Bayard Shakespeare, Balzac, Musil: Weltliteratur, hohes Bildungsgut: geschätzt, verehrt – und nicht gelesen. Zentnerschwer scheint die Last, die auf einen niederzugehen droht, sobald man solche Bücher aufschlägt. Von Langeweile ganz zu schweigen. Der französischen Literaturprofessor und Psychoanalytiker Pierre Bayard plädiert darum für eine respektlosere Aneignung von Literatur … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 41: »Von Arsen bis Zielfahndung« von Christine Lehmann und Manfred Büttner Spurensicherung, Bestimmung des Todeszeitpunktes, Obduktionen, Haftbefehle – passionierte Krimileser kennen sich aus mit Polizeialltag und Forensik. Den Y-Schnitt können sie im Schlaf. Aber was in Krimis dargestellt wird, ist oft kriminell weit von der Realität entfernt. Das Handbuch von Christine Lehmann und Manfred Büttner schafft Abhilfe – kenntnisreich, profund und amüsant … [Kirsten Reimers]
Christian Klippel: Es hatte Sinn (1979/1984) »Es hatte Sinn, in ’ner WG zu wohnen, ZDF zu sehen, TAZ zu lesen, es hatte Sinn, Palästinensertücher, Parkas, Transparente zu tragen. Marx hatte Sinn, Hegel, die Bremer Stadtmusikanten. Alles hatte Sinn.«
Mordsmäßig Folge 40: »Die Studentin« von Christian Schünemann Zum dritten Mal schickt Christian Schünemann seinen Ermittler, den Starfrisör Tomas Prinz, auf Mörderjagd. Diesmal erkundet der Coiffeur der Extraklasse in seiner dezenten und unaufdringlichen Art das Uni-Milieu und muss feststellen, dass auch im Elfenbeinturm der Literaturwissenschaft Neid und Intrigen gang und gäbe sind – und mancher Geisteswissenschaftler schreckt gar vor Handgreiflichkeiten nicht zurück … [Kirsten Reimers]
Latin.Log Nachschlag: Folge 122-125 Vier Mal lateinamerikanische Lyrik mit Silvana Franzetti, Gabriel Calderón, Antonio José Ponte und Ezequiel Zaidenwerg …
Mordsmäßig Folge 39: »Im Blutrausch« von Rex Miller Mit »Im Blutrausch« legt die Edition Phantasia den zweiten Roman von Rex Miller vor. Wieder kongenial übersetzt von Joachim Körber, wieder hervorragend blutig, grotesk, eklig und hoch literarisch. Eigentlich wie Millers Debüt »Fettsack«, nur besser – aber das ist leider auch das Problem … [Kirsten Reimers]
Carola Veit: Kraft der Melone. Samuel Beckett im Kino Es fällt auf, dass ihm vor allem Rollen, die sich auf das Wesentliche reduzieren, beeindrucken. Die Reduktion wird sich auch in späteren Werken von ihm niederschlagen … [Dominik Irtenkauf]
Mordsmäßig Folge 38: »Tokio im Jahr Null« von David Peace Mit »Tokio im Jahr Null« legt David Peace den ersten Band seiner Tokio-Trilogie vor. Wie schon in seinem preisgekrönten »Red Riding Quartet« macht der britische Autor es weder seinen Figuren noch dem Leser leicht: In knapper, harter Sprache, stakkatohaft, pulsierend, schildert er in angestrengter Grimmigkeit das Leben in den Ruinen Tokios im Jahr 1946 akustisch, olfaktorisch, emotional und psychisch als Hölle … [Kirsten Reimers]
Nick Cave: Der Tod des Bunny Munro Nick Caves Œuvre war immer schon stark visuell geprägt. Davon leben auch die Filmmusiken, die er mit Warren Ellis schreibt. Und sein zweiter Roman … [Christina Mohr und Robert Mießner]
Mordsmäßig Folge 37: »Der Brenner und der liebe Gott« von Wolf Haas Sechs Jahre nach »Das ewige Leben« legt Wolf Haas einen neuen Simon-Brenner-Krimi vor. Obwohl damals der Erzähler gestorben ist, fügt sich dieser Roman reibungslos ein in die Reihe der bisherigen Brenner-Krimis. Das ist toll und enttäuschend zugleich … [Kirsten Reimers]
Giwi Margwelaschwili: Der Kantakt. Claire und Wolfgang bemerken zwar Margwelaschwili als stillen Beobachter, doch können sie sich, da sie Figuren der Buchwelt sind, nicht an ihm vergreifen … [Dominik Irtenkauf]
Kraftvolle Leerstellen, berührende Kälte: »Unruhe« von Julia Leigh Julia Leigh zählt zu den wichtigsten jungen Autorinnen Australiens. Ihr Debütroman Der Jäger“, der 2002 auch auf Deutsch erschien, wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. Nun liegt auch ihr zweiter Roman vor: »Unruhe« – eine irritierende und verstörend nahgehende Geschichte um Trauer, Abschied und Neuanfang … [Kirsten Reimers]
Verlag sucht Autor Marc Degens hält Ausschau nach einem Musik liebenden Literaten. Dietmar Dath, Martin Z. Schröder, Iris Hanika, Daniel Ketteler und Enno Stahl kennen ihn nicht …
LOVE, SOFTNESS, MADNESS: Miranda July Marc Degens hat sich in das Werk von Miranda July verliebt …
Mordsmäßig Folge 36: »Paris Trout« von Pete Dexter Weil ihm ein junger Schwarzer Geld schuldet, sucht Paris Trout dessen Familie auf und schießt mehrfach auf sie. Ein vierzehnjähriges Mädchen kommt dabei zu Tode – keine große Sache für Paris Trout. Und im Grunde auch kein wirklicher Skandal im Südstaatenörtchen Cotton Point in den fünfziger Jahren. Pete Dexter entwirft in seinem großartigen Roman ein beeindruckendes und verstörendes Sittengemälde der US-Gesellschaft … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 35: »Die Vipern von Montesecco«, »Die Drachen von Montesecco« und »Die Augen der Medusa« von Bernhard Jaumann Montesecco ist ein winziges Dörfchen in den italienischen Marken. Fast vergessen liegt es abgelegen in den Bergen, gezeichnet von stillem Verfall. Nur noch siebenundzwanzig Menschen leben hier ständig – zumindest zu Beginn von Bernhard Jaumanns Trilogie. Am Ende werden es deutlich weniger sein … [Kirsten Reimers]
Mordecai Richler: Der Traum des Jakob Hersch Zu Beginn der 1960er Jahre hat es Jake Hersh zum anerkannten, wenn auch nicht übermäßig künstlerisch ambitionierten Filmregisseur in London gebracht und verbringt mit Frau und Kindern ein mehr oder minder unbeschwertes Leben, ehe ein Skandal seine Existenz zu vernichten droht. Zusammen mit dem Hochstapler Harry Stein wird er beschuldigt, ein deutsches Au-pair-Mädchen sexuell genötigt und vergewaltigt zu haben … [Jörg Auberg]
Mordsmäßig Folge 34: »Der erste Tropfen Blut« und »Blut und Knochen« von Stuart MacBride Regen und Blut, kalter Wind und bizarre Verbrechen, geboren aus der Absurdität das schlichten Alltags kennzeichnen die Krimis von Stuart MacBride: hochgrotesk und mit intelligentem, untrüglichem Blick für die tatsächlichen Verhältnisse … [Kirsten Reimers]
Lisa Röper: Polarreise Soundtrack plus Buch oder Buch plus Soundtrack? Lisa Röper hat beides einfach zusammengepackt und sich auf eine Reise an den Polarkreis gemacht … [Christopher Pramstaller]
Mordsmäßig Folge 33: »Dein Wille geschehe« von Michael Robotham Via Handy, allein durch Worte treibt ein Unbekannter zwei Frauen in den Tod. Ohne viel Blut und Gemetzel legt Michael Robotham in seinem vierten Thriller um den klinischen Psychologen Joe O’Loughlin ein hochspannendes Buch vor, das einen auf den ersten Seiten ganz perfide bei tiefen Ängsten packt und festhält … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 32: »Restlicht« von Jochen Rausch Vor dreißig Jahren verschwand seine Freundin ohne ein Wort. Seitdem ist Peter Bloom besessen: von Astrid, von ihrem Verschwinden, von der Vergangenheit. Ein Roman über das unbewegliche Verharren im Niemandsland der Verdrängung und Verklärung … [Kirsten Reimers]
König ohne Land: Sebastian Horsley - Dandy in der Unterwelt Als der Blumenbar Verlag ihm mitteilte, dass seine unauthorisierte Autobiographie erst im Juni 2009 erscheinen werde, antwortete Sebastian Horsley: »Ob ich da noch am Leben bin?« Keine Sorge, dieser Tage stellt er das Buch in Berlin und München vor … [Robert Mießner]
Mordsmäßig Folge 31: »Die Herzen aller Mädchen« von Monika Geier Eine Briefbombe, ein Buch, das aus dem Jenseits diktiert wurde, eine eventuell gestohlene mittelalterliche Handschrift der „Ars amatoria“ von Ovid, die in Gefahr steht, erneut entwendet zu werden, sowie ein kettenrauchender, charmant-melancholischer Buchwissenschaftler machen Kriminalkommissarin Bettina Boll das Leben ebenso schwer wie süß. Der fünfte Kriminalroman von Monika Geier – und einer der besten einer sowieso schon wunderbaren Autorin … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 30: »Die Zelle« von Charles den Tex Als er Zeuge eines Autounfalls wird, beginnt die Welt des Amsterdamer Unternehmensberaters Michael Bellicher auseinander zu brechen. Innerhalb weniger Tage ist er eines Verbrechens verdächtig, verliert jegliches Vermögen, ist ohne sein Zutun hochverschuldet – und niemand glaubt seinen Unschuldsbeteuerungen. Datendiebstahl im Internet, Kontrollverlust, Terrorhysterie – dem Niederländer Charles den Tex ist ein ziemlich beklemmend-spannender Thriller vor einem wohl leider sehr realistischen Hintergrund gelungen … [Kirsten Reimers]
Latin.Log Folge 121: Víctor Rodríguez Núñez Eine neue Folge der von Timo Berger und Rike Bolte betreuten Anthologie lateinamerikanischer Poesie …
Mordsmäßig Folge 29: »Der Mann, der starb wie ein Lachs« von Mikael Niemi Trotz ekligem, blutreichem Mord, der nach 350 Seiten geklärt ist, ist das aktuelle Buch von Mikael Niemi kein typischer Schwedenkrimi. In seinem Zentrum steht ein anderer Tod: der von Sprache und Kultur der Tornedalfinnen im hohen Nordosten Schwedens. Spannend, skurril, bodenständig, sinnlich und surreal … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 28: »Der Tod kommt wie gerufen« von Kathy Reichs Ein menschlicher Schädel, eine Leiche ohne Kopf, Hinweise auf Santería, Satanismus, Hexenkult, dazu ein erzkonservativer christlicher Politiker auf Stimmenfang – eine gefährlich brodelnde Mischung, in der Tempe Brennan in ihrem elften Fall rühren muss, verworren in der Handlung, klar in der Aussage … [Kirsten Reimers]
Die Kunst geht nach Brot Anspruch, Wirklichkeit und Probleme der Literaturförderung in Deutschland … [Gunther Nickel]
Mordsmäßig Folge 27: »Shakespeares Labyrinth« von Michael Gruber Zufällig gefundene Briefe aus dem 17. Jahrhundert legen die Vermutung nah, dass es ein unentdecktes Drama von William Shakespeare gibt, womöglich gar in seiner eigenen Handschrift. Eine Sensation. In Kürze jagen zahlreiche Menschen hinter dem Manuskript her. Das hätte der Auftakt zu einer aufregenden Suche werden können. Doch statt intelligenter Spannung gebiert die Geschichte nur gepflegte Banalität … [Kirsten Reimers]
Latin.Log Folge 120: Eduardo Fariña Eine neue Folge der von Timo Berger und Rike Bolte betreuten Anthologie lateinamerikanischer Poesie …
Mordsmäßig Folge 26: »Sorry« von Zoran Drvenkar Der Umgang mit Schuldgefühlen, andere um Verzeihung bitten müssen – wie unschön und störend für smarte Geschäftsleute. Wie schön, dass vier Menschen in Berlin eine Agentur gründen, die genau dies anbietet: Entschuldigungen – Entlastung im Überfluss zu einem angemessenen Preis. Alles läuft wunderbar, bis jemand die Agentur damit beauftragt, sich bei Menschen zu entschuldigen, die er gerade umgebracht hat. Danach bleibt nichts mehr, wie es war … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 25: „Nebenan ein Mädchen“ von Stefan Kiesbye Ein Sommer Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre in einer norddeutschen Kleinstadt. Unter der blankgeschrubbten Oberfläche mit den bunten Pril-Blumen sind die Folgen des Zweiten Weltkriegs noch zu spüren. Die Menschen sind in ihrem Inneren so vernarbt wie die Landschaft, die mit Bunkern übersät ist. Unter ihnen: Moritz und seine Freunde, die nach diesem Sommer keine Kindheit mehr haben werden. So realistisch und beklemmend geschildert, dass einem die Luft wegbleibt … [Kirsten Reimers]
Anatomie Titus Fall Of Rome (Brigitte Maria Mayer) Brigitte Maria Mayers filmische Installation nach einem Text ihres Mannes Heiner Müller erzählt von der Gefahr des Triumphs und zeigt, welche Welt vor den Toren Europas liegt. Es ist eine atemberaubend schöne wie verstörende, eine, die auch auf uns Konsumenten schaut. [Robert Mießner]
Mordsmäßig Folge 24: „Piercing“ von Ryu Murakami Der junge erfolgreiche Werbegrafiker Kawashima wird von Gewaltphantasien verfolgt. Um sie zu befriedigen, plant er akribisch den Mord einer Prostituierten. Doch Chiaki, die Kawashima schließlich bei einer SM-Agentur bucht, reagiert vollkommen anders als erwartet. Denn auch sie wird von inneren Dämonen zu Zwangshandlungen getrieben. Der aktuell erschienene Roman von Ryu Murakami ist ein alptraumhaftes Kammerspiel, kalt, distanziert und von verstörender Gewalt … [Kirsten Reimers]
„Rinforzando – Gedichte und Geschichten“ von René Steininger René Steininger tritt mit diesem Erstlingswerk als vitalistischer Hungerkünstler ans Licht. Schon der erste Eindruck dieses vom kleinen Vorarlberger Bucher Verlages schön edierten Bandes weist in diese Richtung: schlanke Wortketten wie zum Trocknen aufgehängt, deren Stabilität zunächst ganz fragwürdig scheint. Nach einer Lesung flüstert eine ältere Dame dem jungen Autor ins Ohr: „Sie sind aber kein Mann großer Worte!“ … [Robert Schwarz]
Mordsmäßig Folge 23: „Mariaschwarz“ von Heinrich Steinfest Im österreichischen Örtchen Hiltroff verharrt seit drei Jahren diszipliniert trinkend Vinzent Olander. Sein Sturz ins schwarze Wasser des nahen Bergsees, ein Seeungeheuer und ein Skelett bringen Kommissar Lukastik dazu, zu hinterfragen, was ist, was war, was sein könnte. Zwingend-abstrus, nervig manieriert und doch fesselnd … [Kirsten Reimers]
Latin.Log Folge 119: Diego Palmath Anlässlich der Lesung am Freitag, den 20. März in der berliner Lettrétage erblickt eine weitere Latin.Log-Folge die Welt …
Stewart O’Nan: Alle, alle lieben dich Ein junges Mädchen verschwindet in dem Sommer, bevor sie das Haus ihrer Eltern verlassen und aufs College gehen will, auf dem kurzen Weg zu ihrem Job und taucht nie wieder auf … [Martin Jankowski]
Mordsmäßig Folge 22: „Lebenslänglich“ von Philipp Moog Klein, dick, blass, mit rötlichem Haar – der namenlose Bankangestellt rangiert ganz unten in der Hierarchie der potenziellen Geschlechtspartner. Um seine Chancen bei den Kolleginnen zu verbessern, wählt er einen ganz eigenen Weg. Ein kleiner, feiner, bitterböser Roman über den Versuch, geliebt zu werden … [Kirsten Reimers]
italo.log 55: Gregorio Scalise Jeden Sonntag präsentieren Theresia Prammer und Roberto Galaverni jeweils ein Gedicht eines/r italienischen Autors/Autorin im Original und in deutscher Übersetzung …
Giwi Margwelaschwili: Der Tod des alten Lesers. Erzählungen Trotz seines Alters arbeitet Giwi Margwelaschwili konstant an seinem ,Programm‘ weiter: der Ontotextologie, die soviel besagt, daß Personen in Büchern nicht nur die ihnen zugeschriebenen Rollen einnehmen, sondern weitergehende Interessen verfolgen. Wie genau diese ausschauen, ist Thema seines neuen Erzählbandes „Der Tod des alten Lesers“ … [Dominik Irtenkauf]
Mordsmäßig Folge 21: „Das Mörderische neben dem Leben“ von Thomas Wörtche Kriminalliteratur ist weltweit die meistgelesene Literatur und gleichzeitig die Literatur, die am wenigsten ernst genommen wird – als Literatur. Doch zum Glück gibt es Thomas Wörtche. Seit Jahrzehnten reflektiert und urteilt der Krimipapst über Krimis und Kriminalliteratur. Im Schweizer Verlag Libelle sind erstmals Aufsätze, Artikel, Vorträge aus rund fünfzehn Jahren erschienen … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 20: „Verstummt“ von Karin Slaughter Vergewaltigte Mädchen, denen die Zunge herausgebissen wurde, eine ermordete Prostituierte, die in grotesker Stellung in einer Blutlache vor ihrer Haustür gefunden wird. Missbrauch, Drogen, von Gewalt gezeichnete und zerstörte Leiber und Leben – Karin Slaughter schreibt keine Thriller für Menschen mit schwachem Magen. Sie erhebt den Anspruch, mit ihren Büchern auf soziale Missstände hinzuweisen. Aber auf welche? [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 19: „Deine Augen hat der Tod“ von James Sallis Es beginnt wie ein klassischer Spionageroman: Dave, Agent für eine namenlose Regierungsorganisation, wird nach Jahren der Ruhe wieder reaktiviert, um einen Agenten aufzuspüren, der offenbar Amok läuft. Doch als er sich auf die Suche nach dem anderen begibt, wird aus dem Thriller ein Roadmovie, eine Reise nach innen: ins Herz Amerikas, in die Vergangenheit des Agenten, poetisch und rasant zugleich … [Kirsten Reimers]
Franziska Augstein: Von Treue und Verrat. Jorge Semprún ... Franziska Augstein feiert Semprún als Individuum, dessen bemerkenswerte Biografie zugleich exemplarisch und herausragend für ein Leben im 20. Jahrhundert zu stehen scheint … [Jörg Auberg]
Mordsmäßig Folge 18: „Grabesgrün“ von Tana French Eine geschändete Kinderleiche auf einem urzeitlichen Opferaltar, ein Ermittler mit einem dunklen Geheimnis – was auf den ersten Blick wie Dutzendware wirkt, entwickelt eine beeindruckende Tiefe und Intensität weit entfernt von jedem Blutstromdebakel. Tana French spielt mit Krimierwartungen und -elementen, um gekonnt zu enttäuschen und zu begeistern … [Kirsten Reimers]
Latin.Log Folge 115: Diana Lichy Latin.Log Folge 114: Rafael Muñoz Zayas In dieser Woche präsentieren Rike Bolte und Timo Berger noch einmal ausgewählte Lyrik aus Lateinamerika …
Mordsmäßig Folge 17: „Fettsack“ von Rex Miller Der Alptraum des Bürgertums, die fleischgewordene Perversion, der personifizierte Tod – er terrorisiert Chicago und meuchelt Menschen ohne Gnade: Fettsack Daniel „Chaingang“ Bunkowski. Ein bluttriefender Splatterroman, ästhetisch und moralisch kompromisslos – und literarisch umwerfend … [Kirsten Reimers]
Mike Mignola, Christopher Golden: Baltimore Mike Mignola, Hellboy-Schöpfer und Meister des Grusel-Comics, hat zusammen mit Christopher Golden die Vampir-Gothic Novel „Baltimore, oder, Der Standhafte Zinnsoldat und der Vampir“ geschaffen … [Felix Giesa]
Mordsmäßig Folge 16: „Lebenslügen“ von Kate Atkinson Ein altes Verbrechen, eine verschwundene Frau, ein Zugunglück, eine unklare Vaterschaft und grundlegende Romane der englischsprachigen Literatur, aber auch einige zentrale Texte der Antike verwirren sich zu einem Verbrechen. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 15: „Vita Nuova“ von Magdalen Nabb Una „vita nuova“, ein neues Leben, das suchen gleich mehrere Personen in Magdalen Nabbs letztem Kriminalroman um den Maresciallo Salvatore Guarnaccia. Für manche ist es eine Flucht, für andere ein Exil, für wieder andere eine Hoffnung. Die einen sind erleichtert, dass es nicht Wahrheit wird, für andere entpuppt sich der Traum als Albtraum … [Kirsten Reimers]
Kinderbuch: Bilderbücher für Groß und Klein (II) Felix Giesa stellt in der Vorweihnachtszeit elf Bilderbücher vor. Dabei wird es um siebenköpfige Drachen, seltsame Omas, „das Heidi“, Panther, die keine Vegetarier sein wollen, komische Löcher oder auch die „Farbe“ Schwarz gehen …
Die Kinderbuchreihe des KOOKbooks-Verlags Was ist das für ein Verlag, der sich in einem so hart umkämpften Markt wie dem Kinderbuchmarkt behaupten kann und dann auch noch mit jeder Veröffentlichung einen Preis absahnt? [Felix Giesa]
Mordsmäßig Folge 14: „Kreuzigers Tod“ von Peter Oberdorfer Franz Kreuziger wird mit einer Axt im Kopf gefunden. Wer hätte ein Interesse daran, diesen scheuen, verschüchterten Mann umzubringen? Und dazu noch auf eine so archaisch-gewaltvolle Art? Doch an Verdächtigen mangelt es tatsächlich nicht – ebenso wenig an verschrobenen Charakteren, obskuren Begebenheiten und einem morbid-untergründigen Humor … [Kirsten Reimers]
Kinderbuch: Bilderbücher für Groß und Klein Felix Giesa stellt in der Vorweihnachtszeit elf Bilderbücher vor. Dabei wird es um siebenköpfige Drachen, seltsame Omas, „das Heidi“, Panther, die keine Vegetarier sein wollen, komische Löcher oder auch die „Farbe“ Schwarz gehen …
Nachruf auf Bruno Runzheimer (1947-2008) Mit grüner Tinte waren seine Briefe stets unterschrieben, und der letzte Satz lautete immer „bleib mir gewogen“ … [Ní Gudix]
Mordsmäßig Folge 13: „Der Frisör“ & „Der Bruder“ von Christian Schünemann Eine erschlagene Beauty-Redakteurin und ein ertränkter Maler – zwei Fälle, zwei Bücher, ein Ermittler: Tomas Prinz, Frisör. Eher unabsichtlich rutscht der Mann mit dem unbeirrbaren Blick für Frisuren und Haarbeschaffenheiten in die Aufklärung der Todesfälle hinein. Zwei Whodunits zwischen Glätteisen und Kokosextrakt … [Kirsten Reimers]
Kinderbuch: Pop-up-Bilderbücher Pop-up-Bilderbücher sind seit einiger das ganz große Ding auf dem Bilderbuchmarkt. Der modernen Papierverarbeitung gelingen immer neue Papierfaltwunder … [Felix Giesa]
Latin.Log Nachschlag 2: Kattia Piñago Pinto Anlässlich der diesjährigen LATINALE (15. – 23. November) präsentieren Timo Berger und Rike Bolte noch einmal fünf ausgewählte DichterInnen aus Lateinamerika …
Der aktive Leser: Ein Portrait des Autors Dato Barbakadse Für die Dichtung des Georgiers ist seine eigene Übersetzungsarbeit aus dem Deutschen von nicht geringer Bedeutung. Nach eigener Aussage dienten ihm diese Arbeiten zur Emanzipation von den genannten Dichtern … [Dominik Irtenkauf]
Lob des Taifuns – Haikus von Durs Grünbein Der japanische Dichter zählt Laute, der europäische Silben. Übertragbar ist das nicht. Deshalb ist sklavische Formstrenge im deutschen Haiku ein Zahlen in falscher Währung … [Frank Milautzcki]
Jack Black: Der große Ausbruch aus Folsom Prison Der Outlaw ist eine Bedrohung nicht durch sein Tun, sondern durch die innere Freiheit, seine Losgelöstheit von Recht und Ordnung, die er verkörpert und muß deshalb erniedrigt und in seinen Grundfesten geschleift werden … [Frank Milautzcki]
Buchexistenzen in Krimis und Zuschauerräumen Was passiert, wenn Buchinhalte in die Realwelt eingehen? Besitzen die Figuren aus literarischen Texten auch eine Existenzberechtigung außerhalb der Buchseiten? Ein Porträt des Autors Giwi Margwelaschwili … [Dominik Irtenkauf]
Allan Bennett: Die souveräne Leserin Das Buch ist die Unabhängigkeitserklärung einer noch unmündigen Schar von Lesern. Fast scheint es, als wolle er uns zurufen: Leser aller Länder vereinigt euch … [Guido Rohm]
Knödel aus einem vergessenen Gedichtband Wir tranken Wodka mit Pampelmusensaft, Wodka mit Apfelsinensaft, Wodka mit Apfelsaft, Wodka mit Wodka. „Wodka auf Eis ist was für Weicheier“, sagte Adam … [Timo Berger]
Buchmesse Frankfurt 2008: Belletristik Ist die Frankfurter Buchmesse die eigentliche PopKomm? Anhand des Popstaraufgebots (Bohlen, Bushido, Strunk, Roche und viele andere) konnte man das beinah glauben... hier kommen poppige Romane, Short Story-Sammlungen und fast wahre Geschichten von Sven Regener, Thomas Meinecke, Klotz & Dabeler und anderen … [Christina Mohr]
Mordsmäßig Folge 12: „Tiburn“ von Iain Levison Ein intelligenter Gewaltverbrecher versteckt sich im Haus eines jungen Geschichtsprofessors. Auf ihrer Suche nach dem flüchtigen Bankräuber kommt eine FBI-Agentin hinzu – und schon ist sie bereitet: die Ausgangssituation für einen kleinen rotzigen und sehr amüsanten Thriller … [Kirsten Reimers]
Melancholie und Dissidenz: Leonard Cohen - Buch der Sehnsüchte Natürlich nützt die Liebe nichts nur in Gedanken. Dann aber will von ihr gesungen werden. Leonard Cohen tut dies seit Jahrzehnten, ob auf Platte oder in seinen Büchern. Er hat auch noch mehr zu sagen. Das »Buch der Sehnsüchte« wird mindestens bis zum nächsten Frühjahr auf dem Nachttisch liegen und nicht einstauben … [Robert Mießner]
Mordsmäßig Folge 11: „Leichenraub“ von Tess Gerritsen Beim Graben im Garten ihres neuen Hauses entdeckt Julia Hamill menschliche Knochen. Offensichtlich handelt es sich um eine Frau, die um 1830 erschlagen und dann hier verscharrt wurde. Die Spuren führen zu einem unheimlichen Serienmörder des 19. Jahrhunderts und hinein in die Geschichte der Medizin … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 10: „abgemurkst. Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben“ von Minck & Minck Eine abgetrennte männliche Hand, die auffällige Häufung von Unfalltoden männlicher Mitmenschen – und dazwischen Maggie Abendroth: Drehbuchautorin im Bochumer Exil mit Liebeskummer und schön schrägen Freunden. Wider Erwarten ein richtig witziger Whodunit mit perfektem Timing … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 9: „Schlaf nicht zu lange“ von John Harvey Eine verschwundene Frau, die plötzlich wieder auftaucht – erwürgt, aber liebevoll zur Ruhe gebettet; ein alter Fall, der wieder aufgerollt wird; drei Verdächtige, von denen jeder die Erwachsenenversion des verhaltensgestörten Jungen sein könnte, der vor dreißig Jahren vielleicht von seiner Mutter missbraucht wurde und heute immer noch auf der Suche nach mütterlicher Liebe zu sein scheint … [Kirsten Reimers]
Uwe Tellkamp: Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land Der Gegenstand des Romans, das sind die Widersprüche zwischen hoher Kultur und realem Sozialismus, Geist und Ideologie, individueller Selbstbehauptung und gesellschaftlicher Unterwerfung in der dekadenten Endphase der DDR. Hier wird ein Stück jüngster deutscher Geschichte in einer Komplexität erzählt, wie es literarisch bisher nur selten gelang … [Martin Jankowski]
Mordsmäßig Folge 8: »Sieben Tage« von Jonny Glynn Sieben Tage bleiben Peter Crumb noch. Dann ist er tot. Sieben Tage, während derer für ihn keine Grenzen mehr gelten, es keine moralische Zurückhaltung mehr gibt. Mordend und prügelnd zieht er durch London, auf der Suche nach dem nächsten Opfer, nach Drogen, nach Erniedrigung. Schockierend, ekelerregend und verdammt gut … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 7: »Der 13. Brief« von Lucie Klassen Lieber Bochum als Bielefeld, denkt sich Lila, als sie gegen die Pläne ihrer Eltern aufmuckt und das Jurastudium gar nicht erst antritt. Stattdessen mogelt sie sich in eine Privatdetektei ein und ermittelt bald undercover in ihrem ersten Fall: der fragliche Selbstmord einer jungen Schülerin … [Kirsten Reimers]
Will Self: Dorian. Eine Nachahmung Während es bei Wilde noch zentral um die psychologische Verführung ging, um die philosophische Frage nach dem Verhältnis von Ästhetik und Ethik, stehen bei Self ganz allein der Körper und die körperliche Zerstörung im Mittelpunkt … [Anne Hahn]
Der Sonnenküsser. Im Gespräch mit Jürgen Landt Anfang des Jahres erschien mit „Der Sonnenküsser“ das Roman-Debüt Jürgen Landts, der in den letzten zwanzig Jahren vor allem in der Kurz-Prosa brillierte. Das erste längere Werk des norddeutschen Autors fokussiert eine Kindheit im Mecklenburg-Vorpommern in den 1960ern … [Ronald Klein]
Mordsmäßig Folge 6: Schwarzer Sommer von Camilla Way „Als der Sommer in jenem Jahr zu Ende ging, waren drei von uns tot.“ Mit diesen Worten schickt Camilla Way ihre Leser auf die staubigen, glühenden Straßen Londons im heißen Sommer 1986. Und jeder Schritt führt weiter in eine Katastrophe. Ein verstörender, bedrängender Psychothriller … [Kirsten Reimers]
Mordsmäßig Folge 5: Die Haut, in der ich wohne von Thierry Jonquet Ein Schönheitschirurg hält eine junge Frau gefangen. Ein Bankräuber ist auf der Suche nach einer neuen Identität. Ein junger Mann ist seit Jahren in einem Keller angekettet. Diese drei Handlungsstränge verwebt Thierry Jonquet kunstvoll zu einem beängstigenden Thriller, der seine Leser wie ein Netz gefangen nimmt – aber letztlich nicht festhält … [Kirsten Reimers]
Das Künstlerdrama in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur Über Wolfgang Bauers „Change”, Albert Ostermaiers „The Making of.. B-Movie“, Rainald Goetz’ „Jeff Koons“ und Falk Richters „Gott ist ein DJ“ … [Gunther Nickel]
Norbert Kron: Der Begleiter Es geht um Sinnliches und Sinn. Wozu lebt die reiche Frau? Was kann sie mit Reichtum bewirken? Wie sinnlich ist bestellte Liebe? Wieviel Nähe kann ein verletzter Mensch ertragen? Oder kaufen … [Anne Hahn]
Kinderbuch: Marie-Thérèse Schins: Eine Kiste für Opa In Zeiten der „radikalen Enttabuisierung des Todes“ sind es gerade immer wieder Kinderbücher, die das Thema Sterben aufgreifen und so einen wichtigen Gegenpol zur „Endlichkeit als Selbstverwaltungsakt“ liefern … [Felix Giesa]
Benjamin Kunkel, Keith Gessen (Hg.): Ein Schritt weiter. Die n+1-Anthologie „n+1“, das im Herbst 2004 begründete New Yorker „Journal für Politik, Literatur und Kultur“ von dem es seither 6 Ausgaben gibt, wurde wegen seiner provokanten Autoren, die zumeist über Harvard- und Yale-Abschlüsse verfügen und zudem eine gediegene europäische Kulturbildung ihr Eigen nennen, rasch bekannt und als das intellektuelle enfant terrible der New Yorker Szene berühmt … [Martin Jankowski]
Olja Savičević: Augustschnee. Erzählungen. Ihre Sätze sind erweiterte Lyrik, ihre kurzen Geschichten schillern wie Diamanten. Olja Savičević ist eine Entdeckung, die das Herz weitet … [Anne Hahn]
Donna Leon: Lasset die Kinder zu mir kommen Was ist geschehen, wenn schwerbewaffnete Carabinieri die Wohnung eines angesehenen Kinderarztes stürmen und ihm sein achtzehn Monate altes Baby entreißen? Ein neuer Fall für Commissario Brunetti … [Kirsten Reimers]
Marjaleena Lembcke, Heike Ellermann: Der Gänsegeneral Kriegsliteratur für Kinder sieht sich einer Reflexhandlung ausgesetzt: Krieg und Gewalt sollen keine Themen für Kinder sein. Ihnen aber die Auseinandersetzung mit diesem Thema zu verbieten, heißt Kindern eine Kompetenz zur Entschlüsselung allgemein präsenter Gesellschaftsmuster vorzuenthalten. Das Bilderbuch „Der Gänsegeneral“ ist ein gelungenes Beispiel, wie eine kindgerechte Darstellung gelingen kann … [Felix Giesa]
Peter Kurzeck: Ein Sommer, der bleibt In dem Hörbuch erzählt Peter Kurzeck von seiner Kindheit auf dem Dorf – oder besser, wie es der Untertitel ganz richtig suggeriert: Er „erzählt das Dorf … [Tina Manske]
Edo Popović: Kalda. Roman. So schnoddrig und brutal sein Autor ihn auch durchs Leben stolpern lässt, er fängt ihn immer wieder auf. Welche Überraschungen der Roman bereithält, soll hier nicht verraten werden, vertrauen Sie sich Popović an … [Anne Hahn]
Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten In wenigen Wochen fällt Sitka, jüdischer Distrikt in Alaska (Amtssprache: Jiddisch) wieder an die USA zurück. Da stört ein ermordeter Junkie, der womöglich der Messias war … [Kirsten Reimers]
Virginia Woolf: Die Feder wittert die Fährte Besonders wertvoll sind die Beschreibungen der Autorin, die Einblick in ihre eigene Werkstatt erlauben. Wann beginnt ein schöpferisches Leben? [Anne Hahn]
Olaf neopan Schwanke: Verse. Voll. Jetzt. Das Wissen darum, dass auch der geilste Augenblick oft nur für ein Auge ausreicht, ist es, das ein Lamentieren übers Altern verhindert, das aus Mythen mythologics macht … [Crauss]
Jörg Albrecht: Sternstaub, Goldfunk, Silberstreif. Und wenn sich am Ende die Fußnotensternchen gar in wahre Sternbilder auflösen, ist der Himmel der deutschen Popliteratur erreicht … [Martin Jankowski]
Alexander Graeff: Gedanken aus Schwerkraftland Es ist eine Freude, an Graeffs Spaziergängen durch Gedankenländer teilzunehmen, wenn auch manchmal das Bedürfnis aufkommt, etwas stärker an der Hand genommen zu werden … [Dominik Irtenkauf]
Mordsmäßig Folge 2 Eine ermordete Turiner Bankiersfrau im Nutten-Outfit, mehrere bizarre Morde in St. Pauli und ein toter Rentner: drei Kriminalromane, drei Debüts und drei äußerst unterschiedliche Autoren … [Kirsten Reimers]
Kinderbuch: Antje Damm: Räuberkinder Antje Damm stellt uns zwei Geschwister vor, ein Mädchen und einen Jungen. Und die benehmen sich so gar nicht, wie das die Mütter und Väter von PISA und Kopfnoten wahrscheinlich gerne hätten: Ihr Ziel heißt ,Lust’ und das Ergebnis ist Anarchie … [Felix Giesa]
Mordsmäßig Folge 1 Die neue Krimikolumne auf satt.org. Den Auftakt machen drei Bücher von vier Autoren, die im angloamerikanischen Raum zum Teil sehr populär, hierzulande aber nur wenig bekannt sind: „Abzocker“ von Lawrence Block, „Flop“ von Ken Bruen und Jason Starr sowie „Abschied ohne Küsse“ von Allan Guthrie … [Kirsten Reimers]
Thomas Backs im Gespräch mit Judith Liere „Klar hätte ich Cobra auch eine Demo gegen Praktikantenausbeute organisieren lassen können – aber ich finde diese Entscheidung im Privaten, diese „Kapitulation“ im Tocotronic’schen Sinne, viel nachvollziehbarer.“
Kinderbuch: Heinz Janisch und Isabel Pin: Eine Wolke in meinem Bett Heinz Janisch ist so etwas wie der Lyriker unter den deutschsprachigen Kinderbuchautoren. Was liegt da näher, als das dieser Sprachpoet ein Buch zusammen mit einer der aktuell vielversprechendsten Bilderbuchillustratorinnen macht? [Felix Giesa]
Franz Dobler: Aufräumen Seit Erscheinen seines ersten Romans „Tollwut“ sind 17 Jahre vergangen – nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, schließlich ließ Thomas Pynchon eine ebenso lange Pause zwischen „Gravity’s Rainbow“ und „Vineland“. Gerald Fiebig bespricht den neuen Roman von Franz Dobler und interviewt den Autor …
Die Nominierungen für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2008 Seit letztem Jahr finden sich Comics auf den Nominierungslisten. Auf den ersten Blick ist dies für den Comicfreund sehr erfreulich! Doch bei genauerer Betrachtung offenbart sich ein Dilemma sowohl für den Jugendliteraturpreis als auch für den Comic in Deutschland … [Felix Giesa]
Triumph der Rache: Joachim Wilhelm von Brawe Vor 250 Jahren starb mit gerade 20 Jahren der Dramatiker Joachim Wilhelm von Brawe in Dresden. In seinen Stücken bringen fundamentalistische Rächer die bürgerliche Gesellschaft ins Wanken … [Frank Fischer]
Das Kapital von Karl Marx als Hörspiel Rimini-Protokoll. Sie machen Theater, weil sie das Theater nicht mögen, sie produzieren vermutlich auch aus diesem Grund jährlich mindestens ein Hörspiel. Ihr aktuelles Stück, „Karl Marx. Das Kapital. Erster Band“, wurde nun mit dem diesjährigen Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet … [Anke Wülpern]
Wer ist on, wer ist off? Le Off du livre de Bruxelles. Zeitgleich zur belgischen Buchmesse in den Brüsseler Messehallen Tour & Taxis fand vom 4. bis 9. März 2008 in einem linken Kulturzentrum nur ein paar Schritte von den Offiziellen entfernt, die erste Ausgabe der alternativen Buchmesse LE OFF statt … [Adrian Kasnitz]
Buchmesse Leipzig - musikliterarisches Resümée Die Leipziger Buchmesse ist vorbei und hinterlässt jede Menge Altpapier - aber natürlich auch lesenswerte Bücher in großer Zahl! Christina Mohr war vor Ort und hat ein paar Musikbücher eingepackt …
Stimmen zum Latin.Log Mehr als zwei Jahre lang verfolgte und publizierte Latin.Log aktuelle Poesie aus Mexiko, Mittel- und Südamerika und der Karibik. Die elektronische Anthologie versammelt 111 Gedichte in ihrer spanisch- oder portugiesischsprachigen Originalfassung, dazu gibt es meist dicht am Original angesiedelte Übertragungen ins Deutsche …
Kinderbuch: Ein Pinguin kommt selten allein Tiere spielen in Kinderbüchern seit jeher eine große Rolle, ermöglichen sie doch, Geschichten durch die animalischen Figuren mit Distanz zu erzählen. Seit einiger Zeit scheint es jedoch saisonal bedingt Vorlieben für eine Gattung zu geben … [Felix Giesa]
Neue Berliner Lyrik Fragender Frühling, Denkerherz mit Dichterschnauze, verreiste Wörter. Zu neuen Gedichtbänden von Tom Bresemann, Rainer Stolz und Michael Speier … [Martin Jankowski]
Léda Forgó: Der Körper meines Bruders Die Sätze, die sie formt und die bildhaften Szenen, die sie baut, sind eigenwillig und nicht immer elegant, aber eben deshalb besitzt diese besondere Art des Erzählens eine eigene Würze … [Martin Jankowski]
Marc Buhl: drei sieben fünf. Roman. Die Sprache Marc Buhls ist zart und konkret. Hart und gemein, wo von Folter und Verhör die Rede ist. Leise, wo die Liebe Platz findet, melancholisch und poetisch … [Anne Hahn]
italo.log: Italienische Lyrik von 1968 bis heute Heute startet auf satt.org das italo.log, das von nun an jeden Sonntag jeweils ein Gedicht eines/r zeitgenössischen italienischen Autors/Autorin im Original und in deutscher Übersetzung veröffentlichen wird. Wir sind überzeugt, daß die von Theresia Prammer und Roberto Galaverni herausgegebene Lyriksammlung ebenso viele Leser wie das Latin.Log oder das von Ron Winkler herausgegebene Lyrik.Log begeistern wird …
Kleine Bücherschau Die Leipziger Buchmesse wirft ihre Schatten voraus: ab Mitte März werden wir über Neuerscheinungen aus dem weiten Feld des Musikbuchgenres berichten. Vorab - aber viel mehr als nur Zwischenprogramm - eine Aus- und Nachlese bereits erschienener Titel von Dietmar Dath/Daniela Burger, Evelin, John Niven, Charlotte Roche, Richard Williams, Legs McNeil/Gillian McCain und ein Sonderband zur Musikphilosophie aus der Reihe text + kritik … [Christina Mohr]
Kinderbuch: Patrick Lenz: Tom und der Vogel „Eine Bildergeschichte über Einfühlen, Loslassen und Träumen“ vermerkt der Covertext. Patrick Lenz’ Bilderbuch „Tom und der Vogel“ ist allerdings keinesfalls eine verträumte Geschichte. Lenz erzählt nur mit Bildern und bedient sich dabei gekonnt Erzählstrategien sowohl der Film- als auch der Comickunst … [Felix Giesa]
Jürgen Landt: der sonnenküsser Nach acht Büchern voller Kurzgeschichten legt Jürgen Landt seinen Debütroman vor, den ersten Teil einer Lebensgeschichte, Kindheit und Jugend umfassend. Der Ich-Erzähler Peter Sorgenich, der bereits in einigen Landtschen Kurzgeschichten auftaucht, ist mit dem Autor identisch … [Rüdiger Saß]
Latin.Log Folge 111: Daniel García Helder Nach über zwei Jahren wöchentlicher Gedichte aus Lateinamerika verabschiedet sich das Latin.Log mit dieser Folge. satt.org sagt "Danke schön!" …
Kinderbuch: Hermann Schulz, Tobias Krejtschi: Die schlaue Mama Sambona Den Tod in der Kinder- und Jugendliteratur zu thematisieren ist nicht neu. Autor Hermann Schulz nun versucht für das Bilderbuch „Die schlaue Mama Sambona“ einen Mittelweg zwischen drastischer Darstellung und romantisierender Aufbereitung zu beschreiten … [Felix Giesa]
Das Beste zum Schluß ... Endlich hat sich der satt.org-Literaturredakteur entschieden: Hier die Listen mit seinen liebsten Büchern aus dem Jahre 2007 – und ein erfreulicher Ausblick … [Marc Degens]
Kinderbuch: Antoinette Portis: Das ist kein Karton! Ein Karton ist nicht einfach nur eine bloße Aufbewahrungsmöglichkeit oder Verpackung. Zumindest in dem herrlichen Bilderbuch „Das ist kein Karton!“ der Amerikanerin Antoinette Portis. Mit einfachsten graphischen Mitteln erzeugt sie ein eindrucksstarkes Bild kindlicher Imagination und Spielfreude … [Felix Giesa]
Musikbücher Weihnachten 2007 Die letzte Bücherschau des Jahres 2007 legt lesenswerte Romane, informative Sachbücher und einen ambitionierten Fotoband unter den Weihnachtsbaum: Robert Mießner und Christina Mohr testlasen Joe Boyds "White Bicycles", Michael Walkers "Laurel Canyon", "All that Jazz" von Michael Jacobs und last but not least "Too much Future" von Boehlke/Gericke …
Lorenz Schröter: Das Buch der Liebe Eine lustige Mischung aus 80er-Jahre-Trash, Sex-und-Gewalt-Manga samt Transmutationen sowie Midlife-Crisis-Therapie, wie sie bunter und kruder auf Kurzromandistanz kaum vorstellbar ist … [Stan Lafleur]
ZwischenBildTexte | Hybrid und lieb Der Miniaturtext „Wo ich schon mal war, und wo ich mal hin will.“ wird von einem dreibeinigen, quasi verkehrt in der Luft stehenden Vogel begleitet. Unter ihm drei Wolken. Weiters drei Farbklekse, vielleicht Blumen? Wo könnte man hinwollen, angesichts dessen? Gibt’s Wünsche in diesem Luft-Raum, in dem die Vögel nicht mehr fliegen wollen? Man überlegt. Und Text und Bild beginnen zu wirken … [Ilse Kilic]
Stefan George. Die Entdeckung des Charisma Wer hätte gedacht, daß Stefan George aufgrund seiner Ablehnung Amerikas keine Ananas aß, daß er in früheren Jahren im Laufe eines Vormittags oft eine ganze Flasche Wein leerte und zeitlebens Dialekt sprach. „Wutz“ und „Hinkel“ ... Das paßt so gar nicht zum Bild des dämonischen Dichterfürsten mit dem medusenhaften Blick aus den tiefen Augenhöhlen … [Marc Degens]
Myriam Keil: ein platz am fenster. Gedichte Wer große Flächen der Welt wie Myriam Keil mit Sanftmut und Zärtlichkeit anschaut, kann das Leben nicht entwerten mit Stempeln und Etiketten - Klarheit und Liebe haben denselben Blick … [Frank Milautzcki]
Notverkauf aus Diskursmasse – Ein parteiischer Rundblick über aktuelle Lyrik-Neuerscheinungen Die Art des poetologischen Streits, wie er in Bella Triste geführt wird, erinnert fatal an die Scheindiskussionen auf der politischen Bühne: als müsste man sich da entscheiden zwischen der Parteinahme für „die 68er“ oder die Bewahrer traditioneller Werte … [Gerald Fiebig]
Janosch über die Rückseiten seines Erfolges In „Reden Sie Tacheles, Herr Janosch!“ spricht der beliebte Autor und Zeichner mit dem Journalisten Jörg Merk ungewohnt offen über die Kehrseite der scheinbar heilen Panama-Welt sowie über die Hintergründe der Janosch-Aktiengesellschaft … [Hans Ravensburger]
Musik zum Lesen: Buchmesse – Nachklapp IV Und noch eine Buchmessen-Nachlese, bei der wir im Galopp essenzielle Neuerscheinungen mitnehmen. Mit dabei: Thomas Meinecke, Tom Tonk, Wolfgang Müller, Dirk von Lowtzow, Biografien über Beck und Glenn Gould, das neue, noch nicht auf Deutsch erschienene Buch von Simon Reynolds und das "Taktlos"-Musiklesebuch … [Marc Degens | Christina Mohr]
Sonja Eismann (Hrsg.): Hot Topic. Popfeminismus heute Die Feuilletons diskutieren übereifrig sogenannte Frauenthemen - die sich doch meist in der Erörterung der Frage "Familiengründung oder Karriere?" erschöpfen. Sonja Eismann, ehemalige Intro-Redakteurin, hat den Reader "Hot Topic" herausgegeben, der zeigt, wie die Lebensrealitäten von Frauen jenseits mainstreamiger Wahrnehmung aussehen … [Christina Mohr]
Frank Apunkt Schneider: Als die Welt noch unterging John Robb: Punk Rock. Die ganze Geschichte Der Ventil Verlag brachte pünktlich zur Buchmesse gleich zwei Titel heraus, die sich auf höchst unterschiedliche Weise mit dem Thema Punk befassen. John Robb, ehemaliger Frontmann der legendären Membranes interviewte hunderte britischer Punkprotagonisten und faßte deren Erinnerungen in "Punk Rock" zusammen. Frank Apunkt Schneider hat ein Mammutwerk über Punk in Deutschland und die NDW geschrieben: "Als die Welt noch unterging" … [Christina Mohr]
Keine versteckte Botschaft. Ein Gespräch mit Peter Hein Peter Hein hat mit den Fehlfarben deutsche Punkrockgeschichte geschrieben - vor allem wegen der von Hein geschriebenen Texte, auf die sich bis heute fast alle deutschen Indie-Bands beziehen. Es ist also nicht allzu überraschend, daß es nun ein Buch von Peter Hein gibt. "Geht so" heißt es und hat (kaum) etwas mit Punk zu tun - und das ist dann doch wieder überraschend … [Christina Mohr]
Diesseits und jenseits des Skandals. Literaturvermittlung als zunehmende Inszenierung von Paratexten Kennen Sie das "Koks-Bengelchen" der jungen deutschen Literatur? Haben Sie schon mal ein "Literaturluder" gesehen? Und was stellen Sie sich unter "Fräulein-Plunder" vor? Die Antwort auf diese Fragen führt weniger zu skandalösen Dimensionen der Literatur als solchen der Literaturvermittlung; sie betrifft das alltägliche Geschäft der Vermittlung und Vermarktung von Literatur in der Mediengesellschaft … [Marc Reichwein]
Guy Helminger: Morgen war schon Direkt die erste Szene spielt sozusagen vor meiner Haustür, auf dem Parkplatz der Galopprennbahn in Köln-Weidenpesch. Das bewegt. Nicht jeder Roman beginnt vor meiner Haustür … [Stan LaFleur]
personenschaden! /chronologie einer lektüre Florian Neuner zitat anfang prosa: in schöppingen liegt schnee. ein trüber, regnerischer novembertag, daneben eine notiz: „lohaus/ text-gender“. dass es sich um eine prosa handelt, wird behauptet, sagt aber wenig über das buch … [Crauss]
Buchmesse-Nachlese Teil I: Musik zum Lesen Die Frankfurter Buchmesse hat ihre Pforten geschlossen - was bleibt? Auf jeden Fall der Eindruck, daß das Musikbuch - egal ob Biografie, Bildband, Sachbuch oder Roman - unverändert im Trend ist. Hier eine erste kleine Auswahl mit Büchern von Rob Sheffield, Pannonica de Koenigswarter, Ute Röller und Peter Guralnick … [Christina Mohr]
Gerhard Jaschke: Anfänge Zustände Gerhard Jaschke ist in „Österreich weltbekannt“ – nun ist ein Buch erschienen, das der Vielseitigkeit Jaschkes Rechnung trägt und nicht nur Lyrik und Prosa, sowie ein Stück mit verteilten Rollen, sondern auch Visuelle Poesie und Bildnerische Arbeiten beinhaltet … [Ilse Kilic]
Artur Landsberger: Liebe und Bananen. Eine wilde Sache Neben der gekonnten Porträtierung der unseligen preußischen Tradition in der Polizei und dem Untertanengeist in der Gesellschaft, entlarvt der Roman die Mechanismen der Filmbranche, aber auch die Modebranche nimmt Landsberger gekonnt auf die Schippe … [Sigrid Gaisreiter]
Maik Lippert: im rauchglas des himmels überm gewerbegebiet Kindheits- und Jugenderinnerungen blitzen auf, verschwimmen in der Landschaft, die hinter der mit dem Ärmel frei gewischten Scheibe in einem Zugabteil fragmentarisch sichtbar wird, aus der Landschaft schält sich das Gesicht der Geliebten, deren Nähe immer wieder gesucht wird … [Achim Wagner]
Monika Maron: Ach Glück. Roman Wie bei einem Gemälde, das durch das Aufbringen neuer Farbschichten mehr Tiefe erhält, wird die Figur Johanna durch den Folgeroman noch plastischer und lebendiger. „Ach Glück“ weckt in dem Leser den Wunsch, dass die Autorin in einem dritten Buch dem Porträt weitere Pinselstriche hinzufügen wird … [Silke Winzek]
Jens Friebe: 52 Wochenenden. Texte zum Durchmachen Jens Friebe im Gespräch mit satt.org über sein Buch „52 Wochenenden“, die Schwierigkeiten des autobiographischen Schreibens und seine Zukunftsprojekte … [Marc Degens]
Jan Costin Wagner: Das Schweigen Das Beste an Wagners Schreibweise bleibt das kunstvolle Changieren zwischen großartiger Literatur und leichtem Erzählen: Seine Bücher sind Scheinkrimis, so etwas wie umgekehrte Sitzriesen … [Martin Jankowski]
Riesenmaschine. Das Beste aus dem brandneuen Universum Seit 2005 befasst sich das grimmepreisgekrönte Weblog riesenmaschine.de mit Kuriosem, Abseitigem und Faszinierendem aus Tier- und Warenwelt. Jetzt gibt es die Riesenmaschine zum Mitrumtragen, nämlich als handliches Taschenbuch - hier ein Interview mit einigen Riesenmaschine-Redakteuren … [Christina Mohr]
Stefan Heuer: honig im mund – galle im herzen Dem Burgdorfer Lyriker Stefan Heuer ist es vor Jahren passiert, dass sein Manuskript von einem namhaften Verlag abgelehnt wurde, mit der einzigen Begründung, er müsse schon in Berlin leben, um im Literaturbetrieb wirksam unterzukommen. Wenn solche Argumente die Veröffentlichungspolitik literarischer Verlage bestimmen, dann spätestens ist es Zeit eine Debatte los zu stoßen, was wir für eine Lyrik heute wirklich brauchen … [Frank Milautzcki]
Frank Schäfer: Kleinstadtblues Im "Kleinstadtblues" geht es um erwachsene Männer, die das Leben eng sehen, in den Seilen hängen, Väter werden und auch noch heiraten … [Thomas Behlert]
Zuckerbabys. Kerstin Grether im Interview Als vor drei Jahren Kerstin Grethers Roman „Zuckerbabys“ erschien, wurde ein Tabu gebrochen: zum ersten Mal stand das Thema Magersucht im Mittelpunkt eines Romans, der oberflächlich betrachtet als „Poproman“ durchgehen konnte. Kerstin Grether hat satt.org Fragen beantwortet, die sich zum Erscheinen des Hörbuchs neu stellten, aber ohnehin „around“ sind … [Christina Mohr]
Der Autor als Medienjongleur. Die Inszenierung literarischer Modernität im Internet Mit der Popularisierung des Internets seit Mitte der 1990er Jahre wurde der Ruf nach einem "Netz-Ulysses" laut, ähnlich wie von der literarischen Öffentlichkeit nach 1989 der große Wende-Roman eingefordert wurde. Die Autoren verhielten sich zunächst auch dementsprechend: Sie begaben sich ins Netz, gründeten Projekte, schrieben dort Texte, aber eben keinen "Netz-Ulysses". Auch deshalb nicht, weil das Internet für sie Nebenbeschäftigung war und blieb … [Frank Fischer]
Latin.Log Folge 79: Carlos Vicente Castro Die von Rike Bolte und Timo Berger herausgegebene Lyriksammlung präsentiert jede Woche jeweils ein Gedicht eines/r zeitgenössischen AutorIn aus Lateinamerika.
Werner Bräunig: Rummelplatz Arbeiter und Funktionäre, Wismut und Wodka: Ein vor über vierzig Jahren geschriebenes, für beamtete Leser zu realistisches Porträt Nachkriegsdeutschlands, liegt endlich in seiner vollständigen Fassung vor. Ein Text, der gefeiert werden sollte … [Robert Mießner]
Andrej Belyj: Glossolalie. Poem über den Laut Das Buch wirkt wie eine Aufzeichnung von Assoziationen, die im Nachhinein in einen systematischen Zusammenhang gebracht werden. Die „Glossolalia“ ist eine Symphonie der Imagination, unterstützt durch Philologie, (zuweilen gebrochene) Etymologie, Linguistik und Esoterik. Als Ziel hat er einen neuen Menschen durch eine neue Wissenschaft (der Kunst) im Sinn … [Dominik Irtenkauf]
Wo Haushaltsgeräte zum Sterben hingehen Das Hamsterrad indes dreht sich weiter, es wirft ja noch Perlen vor die Säue! Neue Gedichtbände, für die, die keine Gedichtbände kaufen … [Tom Schulz]
Perry-Rhodan-Ableger: Zum Auftakt der neuen Atlan-Taschenbuchreihe Geschildert werden die Abenteuer des unsterblichen Arkoniden in seiner Phase als Chef der United Stars Organisation, einer Art interstellarer Geheimdienst, der Bedrohungen für Perry Rhodans Solares Imperium beseitigen soll, bevor sie entstehen. Atlan persönlich verfolgt einen seltsamen Fall – die galaxisweite Übertragung seiner Ermordung auf dem Planeten Lepso, der gefährlichsten Spiel- und Drogenhölle der Galaxis … [Stefan Pannor]
Treffen junger Magazine: 2./3. Juni 2007 Junge Literaturzeitschriften? Das sind diese Heftchen mit den Autoren drin, deren Debüts dann ein paar Jahre später Furore machen. Eine Ankündigung …
Thomas Hettche: Woraus wir gemacht sind „Relevanten Realismus“ forderte Thomas Hettche 2005 in der Zeit. In seinem Roman „Woraus wir gemacht sind“ zeigt er, was er sich darunter vorstellt: Eine gelungene Mischung aus Gesellschaftskritik und philosophischer Reflexion … [Nele F.C. Schüller - neue Mitarbeiterin]
Max Goldt: QQ Wolfgang Herrndorf: Diesseits des Van-Allen-Gürtels Ijoma Mangold von der Süddeutschen Zeitung wunderte sich unlängst auf der Leipziger Buchmesse lautstark, dass es ja doch deutsche Literatur gebe, die sowohl anspruchsvoll als auch lustig sei … [Tina Manske]
Junge Lyrik und ihre Verlage Enno Stahl über Lyrik heute, den Markt, die Chancen und speziell über die Auor/inn/en Adrian Kasnitz, Monika Rinck, Tom Schulz, Achim Wagner sowie die Verlage Yedermann Verlag und Kookbooks …
Antje Rávic Strubel: Kältere Schichten der Luft In diesem Roman spielt die Sprache die Hauptrolle, die Sprache und das Licht, das irisierende Licht des schwedischen Sommers, das jede Bewegung mit einer Bedeutung versieht … [Tina Manske]
Ingo Schulze: Handy - dreizehn geschichten in alter manier Es ist Literatur, deren Wesen im Erzählen liegt - in der literarischen Perspektive auf das Leben, die durch nichts anderes ersetzt werden kann. Der typische Schulze-Sound … [Martin Jankowski]
Kerstin Grether: Zungenkuss. Du nennst es Kosmetik, ich nenn es Rock'n'Roll Dieses Buch war dringend nötig! Bücher, die sich mit Popsozialisation aus männlicher Sicht befassen, gibt es mehr als genug. Jetzt erscheinen bei Suhrkamp Kerstin Grethers Texte über Popmusik aus den Jahren 1991 - 2006 … [Christina Mohr]
Neue (alte) Musikbücher Nach der Buchmesse ist vor der Buchmesse: kaum schliesst die Frankfurter Messe ihre Tore, wird in Leipzig schon alles für die Frühjahrsbücherschau vorbereitet. Aber irgendwann müssen die ganzen Bücher ja auch mal gelesen werden, das kann schon mal einen Moment dauern. Hier eine kleine Auswahl halbwegs aktueller Musikbücher … [Christina Mohr]
Welt im Spiegel - Spiegelwelten Oft hat man ja nicht viel zu lachen, es sei denn ein Cartoonist nimmt sich der Welt in Wort und Bild an … [Sigrid Gaisreiter]
Blätterwald 3 Die Praxis, Auszüge von Theaterstücken abzudrucken, ist ungebräuchlich – obwohl das Verfahren bei Romanen und größeren Prosawerken oft angewendet wird. Es scheint daher Vorbehalte gegen diese Textgattung zu geben. Für die Gattung Lyrik erfüllen die Literaturzeitschriften allerdings eine lebenswichtige Funktion … [Marc Degens]
Über die Reisebeschreibungen von Patrick Leigh Fermor In diesem Tempo kommt der Autor nie nach Istanbul, denkt man, wenn man dieses ungewöhnliche Buch zu lesen beginnt. Und man behält recht … [Adrian Kasnitz]
Benjamin Kunkel: Unentschlossen Teil 1 ist scharf beobachtet und brillant geschrieben - große Literatur, die in Sound und Inhalt zuweilen durchaus an Salingers „Fänger im Roggen“ oder Douglas Couplands „Generation X“ heranreicht. Teil 2 des Buches ist zumeist schlecht geschriebener Stand-up-Schwachsinn fürs linksurbane Universitäts-Prekariat … [Martin Jankowski]
Isabel Bolton: Der Weihnachtsbaum Gleich einem Spiel mit ziehenden Figuren wechselt Bolton beständig die Szenerie. Diese Passagen erinnern an Henry James' Technik der indirekten Charakterisierung von Personen … [Sigrid Gaisreiter]
Werner Rügemer: Der Bankier. Ungebetener Nachruf auf Alfred Freiherr von Oppenheim Neu ist inzwischen, dass immer mehr Bücher verboten werden, weil sich Einzelne durch deren Erscheinen in ihrer Privatsphäre verletzt sehen. Interessant wird es jedoch, wenn politisch kritische Äußerungen dem Verdikt verfallen, wie im Falle von Werner Rügemers neuem Buch “Der Bankier” … [Enno Stahl]
Cees Nooteboom: Tumbas. Gräber von Dichtern und Denkern Einen Dialog führt der Dichter Cees Nooteboom mit verstorbenen Kollegen, deren Grabstätten er, zusammen mit seiner Lebenspartnerin, der Fotografin Simone Sassen, auf der ganzen Welt besuchte … [Sigrid Gaisreiter]
Laurence Sterne: Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman Sterne ist ein Meister darin, den Verlauf der Geschichte zurückzudrängen, Zeit zu dehnen, zu komprimieren und auszusetzen. Später wird das Prinzip, die Stauchung der Geschichte, von Denis Diderot in Jacques der Fatalist wieder aufgenommen … [Sigrid Gaisreiter]
Klaus Ferentschik: Pataphysik. Versuchung des Geistes Ferentschik hat den Schlüssel zu lauter Luftschlössern, einer großartigen Collage und Montage sorgfältig konstruierter Täuschung. In der Literatur ist alles möglich, aber nur dort … [Sigrid Gaisreiter]
Die zehn besten Texte aus den Feuilletons des Jahres 2006 Janina Turek, Willi Winkler, Rechtschreibreform, Tate Modern, Bachmann-Preis, "Spiralblock-Affäre", Emphatiker & Gnostiker, GraSS, Analverkehr, Ein Jahr Große Koalition … [Frank Fischer]
Charles Bukowski: Irgendwo in Texas Hf Coltello: Außenrolle Doppelläufer Untergrund-Literatur gestern und heute soll in dieser kleinen Hörbuchschau das Thema sein. Und wer eignete sich besser dafür zu zeigen, was Untergrund-Literatur einmal war, als unser aller geliebter Cheftrinker und -tunichtgut Charles Bukowski … [Tina Manske]
Holm Friebe, Sascha Lobo: Wir nennen es Arbeit. Die digitale Boheme oder Intelligentes Leben jenseits der Festanstellung Nachdem Begriffe wie Generation Praktikum und urbanes Pennertum eher die Missstände einer gut ausgebildeten, aber arbeitslosen Gruppe junger Akademiker beklagten, sorgt eine neue Bezeichnung dieser Menschen für bessere Laune: Digitale Boheme … [Sibylle Sassenholz]
Brehms Tierleben & Holz' verschwundene Tiere Vor Brehm verbeugt sich auch Holz. Sein Zoo zeugt von Entdeckerfreude an der Vielfalt und Vielgestalt, nun in einer großartigen Ausgabe, fein strichelt Ensikat jedem Tierchen sein Pläsierchen … [Sigrid Gaisreiter]
Reiche Ernte 12 Romane, Gedichtbände und Anthologien von Autoren aus dem SUKULTUR-Verlag … [Marc Degens]
Es waren einmal … Zahl und Zombie Wie einem Neuköllner Problemkid in zwei Absätzen ein durch und durch literarischer Text gelingt, der gleich mal mehrere weltliterarische Themen abhandelt … [Frank Fischer]
Dath total - Dietmar Dath im Interview Dietmar Dath, für dessen Werke schon Verlage gegründet wurden, ist nicht nur einer der außergewöhnlichsten, sondern wahrscheinlich auch der produktivste junge deutsche Schriftsteller. Mit Dietmar Dath sprach Marc Degens über die Arbeit, das Leben, das Schreiben und seinen neuen Roman "Dirac" … [Marc Degens]
Genie trifft Wahnwitz: Daniel Kehlmann zu Besuch in Göttingen „Ich habe keine Ahnung.“ Mit dieser überraschenden Aussage begann der Erfolgsautor Daniel Kehlmann die zehnte Poetikvorlesung des Literarischen Zentrums Göttingen … [Inger Ellen Spurgat und Mandy Sasse]
Ursula Heuenkamp, Peter Geist (Hg.): Deutschsprachige Lyriker des 20. Jahrhunderts Bücher über moderne Lyrik, über zeitgenössische gar, sind rar. Deswegen ist jede Veröffentlichung dieser Art erst einmal gutzuheißen. So auch dieser umfangreiche Band … [Tobias Lehmkuhl]
Blätterwald 2 Ein Leser wunderte sich über mein Lob eines vorgestellten Literaturmagazins. Der Gesprächsverlauf zeigte, daß wir an der „Zeitschrift für junge Literatur“ zwar dieselben Punkte bemängelten – trotzdem blieb ich bei meinem günstigen Gesamturteil und konnte sogar meine im Fall von Literatur- und Kulturzeitschriften grundsätzlich waltende rosinenpickenden und schönfärbenden Urteilsmaßstäbe überzeugend verteidigen … [Marc Degens]
Ariane Grundies: Am Ende ich Sie ist aus Stralsund und liebt das Meer. Weil sie in Berlin lebt, bleibt ihr nur der Wannsee. Auf dem Wasser, in der Stille fallen Ariane Grundies (27) dann diese atemraubend abgeklärten Geschichten ein wie der interessanteste Debütroman im Herbst … [Jost Kaiser]
Stefan Heuer: favoritensterben Der nüchterne Blick Stefan Heuers macht mitunter trunken. Darin liegt ein Widerspruch, aber darin liegt auch die Wahrheit. Stefan Heuer schreibt sehr selten „ich“, etwas häufiger „dich“ und meistens schreibt er sehr „dicht“ über unsere Welt, die ganz die seine ist … [Herbert Hindringer]
George Lindt: Provinzglück "Provinzglück" heißt der halbwegs autobiographische Roman von George Lindt, Betreiber von Lieblingslied Records. Auf seinem Label hat Lindt nun ein auf dem Buch basierendes "Rundum-Glücklich-Paket" geschnürt, das eine große Plattenfirma niemals veröffentlichen würde. Hier ein Interview mit George Lindt … [Christina Mohr] Gerhard Henschel: Gossenreport. Betriebsgeheimnisse der Bild-Zeitung Henschels Buch ist gedacht für all die, die uns einmal nachfolgen werden: als Mahnmal dessen, was in heutiger Zeit alles möglich war, im übrigen auch als Anstoß zu einer Debatte darüber, ob die Pressefreiheit uns diesen Sumpf wert ist. So gesehen liefert „Gossenreport“ auch einen wichtigen Beitrag zur laufenden „Unterschichten-Debatte“ … [Tina Manske]
Christoph Ransmayr: Der fliegende Berg Dass es sich dabei um eine Reise in den Tod handelt, macht der Autor – daran hat man sich schon fast gewöhnt - von der ersten Zeile an klar: „Ich starb / 6840 Meter über dem Meeresspiegel / am vierten Mai im Jahr des Pferdes.“ … [Patrick Baumgärtel]
Lisa Moos: Das erste Mal und immer wieder Autobiographische Schilderung einer Prostituierten. Lisa Moos schrieb das Manuskript eigenhändig, mit schriftstellerischem Stil und Verve, suchte einen Literaturagenten, und dieser bot das Buch dem Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf an, und dort zögerte man keinen Augenblick … [Hartmuth Malorny]
Matthias Zschokke: Maurice mit Huhn Der Roman ist un livre sur rien (Flaubert), ein Buch, in dem es um nichts geht, in dem der Roman um sich selbst kreist und sich auf seiner eigenen Metaebene abspielt … [Dorothea Kenneweg]
Die Ausdifferenzierung und Professionalisierung der Theaterkritik zwischen 1870 und 1933 Für die Ausdifferenzierung der Theaterkritik war die Einführung der Gewerbefreiheit in Preußen 1869 eine ebenso notwendige Voraussetzung wie die enorme Expansion des Zeitungswesens. Mit ihr tritt an die Stelle des ungebundenen Publizisten der angestellte Journalist. Das Amt des Kritikers wird jetzt zu einem Beruf … [Gunther Nickel]
Florian Illies: Ortsgespräch Sentimentale Menschen werden bei der Lektüre dahinschmelzen. Unsentimentale Menschen jedoch werden dieses Buch spätestens bei dem Satz „Wenn die ersten Flocken im Apfelsaft herniederfielen, dann war der Winter nicht mehr weit“ irritiert zur Seite legen und sich fragen: was will uns der Autor sagen … [David Wagner]
Peter Stamm: An einem Tag wie diesem Wie viele andere Figuren ist Andreas ein permanent Müder. Alle zwei Wochen trifft er sich mit einer seiner beiden Geliebten Nadja und Sylvia; die eine ist geschieden, die andere Mutter dreier Kinder. Dabei ereignet sich jedesmal die „Wiederholung des immer gleichen Abends, der immer gleichen Nacht, ohne sich je näher zu kommen“ … [Patrick Baumgärtel]
Wolfgang Welt: Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe Ein Sonderfall der Popliteratur ist die Enthüllungs- und Bekenntnisliteratur von Autoren, die dem literarischen Feld zwar nahe stehen, aber vorrangig nicht als Schriftsteller wahrgenommen werden. Stilprägend sind etwa die Gesprächsprotokolle des ehemaligen März-Verlegers Jörg Schröder, die Schlüsselromane von Joachim Lottmann oder die schnörkellose Tagebuchprosa von Wolfgang Welt … [Marc Degens]
Kultur & Gespenster Man darf auf die nächsten Ausgaben von „Kultur & Gespenster“ sehr gespannt sein. Neben der Mainzer „Testcard“, welche sich schwerpunktmäßig mehr der Musik widmet, könnte „Kultur & Gespenster“ im Bereich literarisch-bildkünstlerisch motivierter Kulturwissenschaft eine echte Lücke ausfüllen … [Enno Stahl]
Gottfried Benn: Ich falle ja nicht „unter das Gesetz“! Es war vorauszusehen, dass aus Anlass des 50. Todestages von Gottfried Benn nicht nur der Dichter im Mittelpunkt stehen wird, sondern auch, wie Helmut Lethen es nennt, „Benns Verbrechen“ … Vier Benn-Novitäten geben neue Antworten auf alte Fragen … [Gunther Nickel]
"Ich bin doch keine Gewächshauspflanze!" satt.org-Autorin Ní Gudix sprach während der Leipziger Buchmesse mit dem Musiker und Schriftsteller Phil Shoenfelt über Australien, die Sechzigerjahre, Prag, Drogen, Punk, den Roman JUNKIE LOVE und Frank Bröker. Hier das lesenswerte (ungekürzte!) Interview … [Ní Gudix]
Uwe Timm: Der Freund und der Fremde Uwe Timms Erzählung über seine Freundschaft zu Benno Ohnesorg reflektiert die Biographie hinter der Ikone der 68er Protestbewegung mit literarischen und philosophischen Gesten - von Cocteau bis Camus, von Bonnard bis Betty Blue. „Der Freund und der Fremde“ ist mitnichten ein politisches Buch für Alt-68er im Vorruhestand … [Michael Stolzke und Nikolai Wojtko]
Cool Britannia. Junge Literatur aus Großbritannien „Das Problem bei unseren jungen Schriftstellern ist, dass sie alle um die 60 sind“, bemerkte dereinst W.S. Maugham, doch die englische Literatur hat sich geändert – wie so vieles – denn es gibt sie überall, die wütend schreibenden Autoren, erstens, um mit Rebellion Aufmerksamkeit zu erzeugen, zweitens, um Zeichen zu setzen, dass man nicht so ist, wie es das Geschäft verlangt … [Hartmuth Malorny]
Blätterwald 1 Die Vielfalt an kulturellen Zeitschriften aus dem alternativen Literaturraum ist in Deutschland derzeit so groß wie lange schon nicht mehr. satt.org stellt einige davon vor … [Marc Degens]
augsburg brecht connected – Bertold Recht Festival in Augsburg Der 50. Todestag Bertolt Brechts ist Anlass für ein großes Lyrik-Festival in seiner Geburtsstadt Augsburg. Da der Verfasser dieses Beitrags selbst Teilnehmer des Festivals war, wäre jeder Versuch einer objektiven Berichterstattung zur Unglaubwürdigkeit verurteilt. Statt dessen skizziert er einige subjektive Schlüsse, die er aus den von ihm besuchten Lesungen ziehen konnte … [Gerald Fiebig]
John Burdett: Der Jadereiter Wer Bangkok als gewöhnlichen Touristenort zu kennen glaubt, der bekommt mit diesem Buch tiefe Einblicke darin, warum die Metropole funktioniert: Korrupte Polizisten gehören zum Alltag, ebenso das Geschäft der bezahlten Liebe und des Drogenhandels … [Hartmuth Malorny]
Grimme-Preis, Bachmann-Preis, Weltherrschaft: Die Zentrale Intelligenz Agentur verändert unser Leben Wenn man der aktuellen Anzeige auf der Homepage der Universalfirma glauben darf, liegt der ZIA-Weltherrschaftsanteil derzeit bei drei Prozent. Das ist kein schlechtes Ergebnis für eine Gruppe von jungen Kreativen, die sich vor knapp fünf Jahren in Berlin zusammengefunden hat … [Marc Degens]
Markt Literarisch. Herausgegeben von Thomas Wegmann Mit den soziologischen und ökonomischen Zusammenhängen des Literaturbetriebs beschäftigt sich der Sammelband „Markt Literarisch“ … [Johannes Springer]
Thomas Kling: Gesammelte Gedichte Vor etwas mehr als einem Jahr ist Thomas Kling gestorben. Im April erschienen nun die „Gesammelten Gedichte“, herausgegeben von Marcel Beyer und Christian Döring. Enno Stahl sprach mit Christian Döring, der Kling seit den 80er Jahren als Lektor betreute … [Enno Stahl]
Andreas Gläser: DJ Baufresse Der rote Faden in Gläsers Geschichtensammlung ist der Durchschnittsmensch Baufresse, gefangen zwischen Kleinfamilie, merkwürdigen Jobs und Freizeitvergnügen. Das ist bei Gläser natürlich in erster Linie Fußball … [Frank Willmann]
Heinz Strunk: Mit Hass gekocht Lachen muss man darüber nicht, man kann auch von sich behaupten, sich für Texte wie „Die Hackfahne“ oder „Arschbrand“ zu schade zu sein. Meistens wird man aber doch lachen. Der breite Hamburger Dialekt Strunks tut das übrige … [Tina Manske]
Thomas Kapielski: Anblasen Thomas Kapielski, so West-Berlin wie der Checkpoint Charlie, steht Künstlern wie Martin Kippenberger oder Werner Büttner nahe – sein Schaffen ist oft eine Meta-Kunst, die auf originelle und ironische Weise die Bedingungen ihrer Entstehung und Rezeption thematisiert … [Marc Degens]
Tanja Dückers, Bertram Denzel: Mehrsprachige Tomaten. Reisen im Kopf. Man weiß trotz wiederholtem Hören nicht, was einem besser gefällt: die Musik oder die Texte, die Tanja Dückers angenehm unangestrengt und unprätentiös spricht. Wahrscheinlich ist es aber doch das Zusammenspiel aus beidem, das den Reiz ausmacht … [Tina Manske]
Ror Wolf: Gesammelte Fußballhörspiele Wolfs Collagen sind Verdichtung und somit die dichterische Darstellung der Faszination Fußball in all ihren Facetten – den tragischen wie den komischen … [Dirk Martschin]
Ralf Bönt: Berliner Stille In „Berliner Stille“ präsentiert uns Ralf Bönt die Dinge, wie sie nun einmal sind in Post-Hartz-IV-Deutschland. Da gibt es nichts zu lachen … [Patrick Baumgärtel]
Tanja Dückers: Der längste Tag des Jahres Auf der Suche nach den verlorenen Gemeinplätzen: Tanja Dückers’ neuer Roman „Der längste Tag des Jahres“ entpuppt sich als literarische Fata Morgana … [Patrick Baumgärtel]
Ror Wolf: Gesammelte Fußballhörspiele So rasant ist kaum ein Fußballspiel, und selbst mit den schnellen Schnitten heutiger Musikvideos können Ror Wolfs Fußball-Hörspiele aus den 70er Jahren durchaus mithalten. Sie legen ein Tempo vor, das nur wenige Radio-Produktionen seither eingeholt haben … [Tobias Lehmkuhl]
Paul Auster: Die Brooklyn-Revue Das Leben ist unvorhersehbar, es kann gut gehen, man kann Pech haben und beides findet oft unabhängig von den eigenen Bemühungen statt. Wenn das Buch eine Botschaft übermittelt, dann wohl diese: Löse dich von dem Irrglauben, du könntest die absolute Kontrolle über dein Leben erlangen und genieße die Entlastung, die diese Einsicht in sich birgt … [Silke Winzek]
Frank Bröker: BAR WARS Er schwurbelt nicht, er schwätzt nicht, er trendspricht nicht. Und dieses hypermorphe Flirren dazwischen, dieses kühle Schwirren der Negation, das tut richtig gut … [Ní Gudix]
Hœricht 7 Vorstellung aktueller Hörbücher mit Texten von Theodor Fontane, Wolfram Fleischhauer, Candace Bushnell, Bibiana Beglau und Stefan Jäger, Ingeborg Bachmann, Homer, Gert Heidenreich und Anton Tschechow … [Tobias Lehmkuhl]
Die Hörspielreihe "sprechtheater:«" Hochklassige Theaterproduktionen zum Hören im eigenen Wohnzimmer: das bietet die Hörspielreihe "sprechtheater.«" aus dem Henschel Verlag. Drei neue Ausgaben der hoch unterhaltsamen Tonträger seien Euch hiermit wärmstens ans Herz gelegt … [Tina Manske]
Hunter S. Thompson: The Rum Diary Man kann das Buch gerne mit einer Flasche Rum genießen, on the rocks, weil es fließt, und wenn man schnell genug trinkt und im Fluss der Sprache liest, zergehen die Eiswürfel weniger als der Schweiß … [Hartmuth Malorny]
Theo Breuer: Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000 "Aus dem Hinterland" trägt den Untertitel "Lyrik nach 2000" und kann bereits nach Durchsicht des Registers als die umfassendste Publikation zu diesem Thema zumindest im deutschsprachigen Raum gelten … [Gerald Fiebig]
Daniel Dubbe: Tropenfieber Natürlich ist "Tropenfieber" ein Kriminalroman. Auf Seite 6 werden die Personen der Handlung aufgeführt: Privatdetektiv Karter, Dr. David Kassowitz, Raymond Lemercier, General Rasolofo sowie die junge und schöne Sylvie … [Hartmuth Malorny]
Uljana Wolf: kochanie ich habe brot gekauft. Gedichte. Uljana Wolfs Sprache ist sparsam und genau. Das ist alles. Und das ist viel … Knappe Verse, die selbst zwischen zwei kleinen Worten die Perspektiven tanzen lassen. Jedes Wort, jede Silbe kümmert sich um das selbst gesetzte Thema des Texts … [Martin Jankowski]
Volker Strübing: Das Paradies am Rande der Stadt Hier handelt es sich um einen höchst unterhaltsamen Roman, der bei allem Witz sehr ernsthafte Fragen zu Themen wie Arbeit, Privatisierung, Genpatenten, globalem Kapitalismus, Religion und virtueller Realität aufwirft … [Gerald Fiebig]
Die 15 Lieblingsbücher 2005 Ausgewählt von satt.org-Literaturredakteur Marc Degens. 1. Die salzweißen Augen. 2. Auf Wiedersehen, Dr. Winter. 3. Europa … [Marc Degens]
Almut Klotz und Rev. Christian Dabeler: Aus dem Leben des Manuel Zorn Nichts ist wie es scheint, aber eins ist sicher: Aus dem Leben des Manuel Zorn ist ganz gewiß kein "Poproman", auch wenn sich die Autoren Almut Klotz und Christian Dabeler seit vielen Jahren in der hiesigen Musikszene tummeln. Unheimlich, spannend und sprachlich virtuos ist dieser Roman eine der Überraschungen zum Jahresende … [Christina Mohr]
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