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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Juni 2007
Stefan Pannor
für satt.org

Die Lepso-Trilogie:
Wim Vandemaan:
Totentaucher

(Lepso-Trilogie Bd. 1)
Fantasy Productions 2006
Wim Vandemaan: Totentaucher
Tb, 320 S.; € 9,00
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Christian Montillon:
Die acht Namenlosen

(Lepso-Trilogie Bd. 2)
Fantasy Productions 2007
Christian Montillon: Die acht Namenlosen
Tb, 320 S.; € 9,00
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Michael M. Thurner:
Befreiung in Camouflage

(Lepso-Trilogie Bd. 3)
Michael M. Thurner: Befreiung in Camouflage
Fantasy Productions 2007
Tb, 320 S.; € 9,00
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Die Rudyn-Trilogie:
Achim Mehnert:
Die Psi-Kämpferin

(Rudyn-Trilogie Bd. 1)
Fantasy Productions 2007
Achim Mehnert: Die Psi-Kämpferin
Tb, 300 S.; € 9,00
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Rüdiger Schäfer:
Das Sphärenrad

(Rudyn-Trilogie Bd. 2)
Fantasy Productions 2007
Rüdiger Schäfer: Das Sphärenrad
Tb, 320 S.; € 9,00
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Titelbilder von
Arndt Drechsler.

Atlan ist tot,
lang lebe Atlan

Perry-Rhodan-Ableger:
Zum Auftakt der neuen
Atlan-Taschenbuchreihe

Schon seit einigen Jahren gehören die allherbstlichen Taschenbuchstaffeln zur Perry-Rhodan-Serie zu den Höhepunkten nicht nur der Serie selbst, sondern auch des deutschen Science-Fiction-Schaffens an sich. Vieles von dem, was die wöchentliche Heftserie aktuell nicht oder nur ungenügend leistet, findet sich in den bei Heyne erscheinenden Taschenbüchern. Farbige, lebenspralle Geschichten und plastische Charaktere machen viele dieser Bände zu exemplarischen Beispielen für modernen Pulp.

Insofern ist auch die Umstellung der Atlan-Heftserie auf Taschenbuch-Format naheliegend. Der Rhodan-Ableger hatte in seinem zweiten Anlauf nach der Einstellung Ende der 80er Jahre immerhin mehrere Miniserien und sechzig Ausgaben einer fortlaufenden Serie geschafft, ehe ihn der erneute Serientod Mitte 2006 ereilte. Bedauerlich, da vor allem zum Schluss der Serie ein deutlicher Aufschwung zu bemerken war.

Die neuen Taschenbücher erscheinen fortan in Lizenz bei Fantasy Productions. Der Verlag ist bisher vor allem durch Romane zu den Spielen BattleTech und Shadowrun bekannt geworden. Mit Autoren wie Leo Lukas und Hermann Ritter tummeln sich unter den Autoren der Reihe auch einige Rhodan-Aktive. Insofern ist Fantasy Productions ein naheliegender Partner für dieses Projekt.

Vorsichtigen Auftakt der Atlan-Taschenbücher bildet die Lepso-Trilogie, deren erster Band Totentaucher von Wim Vandemaan (d.i. der Wissenschaftsjournalist Hartmut Kasper) verfasst wurde und Ende Oktober 2006 erschien. Vandemaan hatte vorher zwei Hefte zu Atlan beigetragen, die nicht nur zum Besten der neuen Serie gehörten, sondern auch zu den besten Heftromanen der letzten Jahre. Beispielgebend waren die Ökonomie und Durchdachtheit der Handlung, die sprachliche Vielfalt und der leicht ironische Umgang mit den Sujets, die bei den zwei Heften aufhorchen liessen.

Totentaucher stellt dahingehend leider eine Rückentwicklung dar. Geschildert werden die Abenteuer des unsterblichen Arkoniden in seiner Phase als Chef der United Stars Organisation, einer Art interstellarer Geheimdienst, der Bedrohungen für Perry Rhodans Solares Imperium beseitigen soll, bevor sie entstehen. Atlan persönlich verfolgt einen seltsamen Fall – die galaxisweite Übertragung seiner Ermordung auf dem Planeten Lepso, der gefährlichsten Spiel- und Drogenhölle der Galaxis.

Die Handlung zielt natürlich stark auf Altleser ab, die sich die nicht übermässig billigen Taschenbücher leisten können. Zeitlich ist die gesamte Trilogie in der Frühzeit der Rhodan-Serie angesiedelt, Lepso selbst war damals öfter Schauplatz swowohl von Perry Rhodan wie auch Atlan.

Vandemaan scheint vor allem Probleme mit dem Umfang des Romans zu haben, der bei diesem Taschenbuch knapp das Dreifache des herkömmlichen Heftromans beträgt. Viel zu oft schweift der Autor ab, lässt umständliche Erklärungen (vor allem aus dem Bereich der Naturwissenschaften) einfliessen oder baut unnütze Ellipsen in die Handlung ein – unterhaltsame, aber in Bezug auf die Haupthandlung sinnlose Episödchen, die in ihrer Häufung die Handlung zerfasern.

Deutlich geglückter ist Christian Montillons Fortführung des Handlung in Die acht Namenlosen. Montillon, der eigentlich vom Horrorroman (Professor Zamorra) kommt und bei Basteis SF-Serie Sternenfaust schon mal deutlich am Sujet gescheitert war, hat sich in den letzten Jahren überraschend gut und gründlich in die Rhodan-Materie eingearbeitet. Zwar weisen seine Romane weiterhin deutliche erzählerische Mängel auf, insbesondere sind seine Charaktere selten deutlich mehr als Pappkameraden.

Dafür beherrscht er den klassischen Pulp. Die acht Namenlosen ist ein typischer Abenteuerroman, ein Pageturner, der mit dem Titel zwar kaum zu tun hat (aber das hat Totentaucher auch nicht – ein allgemeines Problem der jungen Taschenbuch-Serie?), dafür aber Schurken, Mutanten, Gefahren und exotische Schauplätze bietet. Zwar bringt das Buch die Handlung der Trilogie keinen Schritt voran, liest sich dafür aber, wenn man bereit ist, sich auf diese Form der Unterhaltung einzulassen, ausgesprochen flüssig.

Die undankbare Aufgabe, den einmal begonnen Handlungsstrang zu Ende zu bringen, obliegt Michael Marcus Thurner, von dem auch das Gesamt-Exposé der Trilogie stammt. Und hier geschieht leider das, was auch in der Heftserie allzu oft geschah. Nachdem in den vorherigen Romanen wenig Erhellendes über das Rätsel des Atlan-Doppelgängers preisgegeben wurde, muss Thurner nun viele wichtige Informationen dazu auf einmal unterbringen – und das auch noch in eine Action-Handlung verpacken.

Daran scheitert Thurner. Befreiung in Camouflage, das Finale der Trilogie, ist so wirr wie der Titel unverständlich. Zwischen der kompletten Geschichte eines Volkes, bizarren interdiemnsionalen Raumschiffen, bösartigen Sklavenjägern und tatsächlich sogar Atlans Ritt auf einem Alienwal-Penis geht jede Stringenz verloren. Hier geht es offenbar wirklich nur noch darum, die Trilogie bis zum Ende durchzupeitschen. Natürlich muss man bedenken, dass die Handlung der Trilogie innerhalb kürzester Zeit entwickelt wurde – zwischen dem Ende der Atlan-Heftserie und dem Drucktermin für das erste Taschenbuch standen nur wenige Monate. Dennoch ist das Ergebnis Lepso-Trilogie allenfalls mittelmässig. Da aber Atlan, wie Perry Rhodan auch, sich auf eine gewachsene Fanbasis stützen kann, stehen die Taschenbücher vorerst wohl auf festen wirtschaftlichen Füssen. Gleich im Anschluss an Lepso startet die Rudyn-Trilogie, die fast direkt an die Lepso-Romane anschliesst und Atlan an einen weiteren klassischen Schauplatz der frühen Rhodan-Serie bringt.