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satt.org/SUKULTUR präsentierten:
SCHÖNER LESEN: Lesungen
und Werkstattgespräche
(Juni - November 2005)

Von Juni bis November 2005 präsentierten der SUKULTUR Verlag, der seine „Schöner Lesen"-Hefte bundesweit über Süßwarenautomaten vertreibt, und satt.org, der Internetzauberwürfel mit mehr als sechs Seiten, im Kaffeehaus Selig (Herrfurthplatz 14 in Berlin-Neukölln) einmal im Monat die Lesungsreihe SCHÖNER LESEN. Der Eintritt war frei, der Beginn um 21 Uhr. Vorher, nachher und mittendrin gab es Musik von DJ SATT.

© Gerald Fiebig

Unser erster Gast im Juni 2005 war der Augsburger Lyriker, Musiker (Jesus Jackson & die Grenzlandreiter) und Webzine-Herausgeber Gerald Fiebig (* 1973). Er hat bislang mehrere Gedichtbände veröffentlicht, zuletzt erschien der Gedichtband "geräuschpegel" im yedermann Verlag. Als Band 17 veröffentlichte Gerald Fiebig in der Leseheftreihe "Schöner Lesen" die Erzählung "Soundtracks".
Im Werkstattgespräch unterhielten wir uns über die Funktion der Popmusik in seinen Texten, klärten die Frage, ob man ihn als Popliteraten bezeichnen kann, gingen auf seine Tätigkeit als ehemaliger Herausgeber der Literaturzeitschrift "Zeitriss" (1991 – 2001) ein und sprachen über den Leonce-und-Lena-Preiswettbewerb, an dem Gerald Fiebig 2005 teilgenommen hat. Außerdem redeten wir über sein Netzlabel gebrauchtemusik.de und fragten nach den Vorzügen der Creative Commons Public License, der vieler seiner Werke unterliegen.

© satt.org

Unser zweiter Gast im Juli 2005 war der Berliner Lyriker, Türsprecher und Zeitschriftenherausgeber (Zirkular) Hel bzw. Herbert Laschet Toussaint. Er wurde 1957 in Eupen in der Provinz Lüttich geboren, also im deutschsprachigen Teil Belgiens, und zog 1989 nach Berlin und lebt seither im Stadtteil Prenzlauer Berg. Seit 1977 gibt er das Literaturmagazin Zirkular heraus, und es sind bis heute mehrere Hefte und Drucke mit seinen Gedichten erschienen, zuletzt in diesem Frühjahr der umfangreiche Gedichtband „Trostlied für Nada“ im Stahl-Verlag Krash Neue Edition. In der Reihe „Schöner Lesen“ hat Hel drei Bände mit Langgedichten veröffentlicht, zunächst 1997 als siebten Band das Heft Im Altamiracafè, dann 2001 den Klompenmeistersang und 2003 das NA55PO3M. Das NA55PO3M ist dieses Jahr neu aufgelegt worden, die anderen beiden Bände folgen in Kürze.
Mit Hel, der einer der eigenwilligsten und aufregendsten Dichter des alternativen Literaturraums und außerdem ein bedeutender Lyrik- und Literaturvermittler, Lesungsveranstalter und Mentor vieler junger Autoren ist, haben wir im Werkstattgespräch über den Wandel des Literaturstandorts Prenzlauer Berg in den letzten 15 Jahren gesprochen, über seinen neuen, von Tom Schulz zusammengestellten Gedichtband und die medienwirksame Türsprechanlagenlesungsaktion INUNDAUSWAENDIG.

© Marion Pfaus

Unser dritter Gast im August 2005 war die Berliner Schriftstellerin und Filmemacherin Marion Pfaus alias „the most unknown popstar“ Rigoletti. Im Internet betreut sie mehrere Webseiten, u.a. www.rigoletti.de und www.landessexklinik.de. Als Band Nummer 36 ist in der „Schöner Lesen"-Reihe ihr Heft „Unverblümt“ erschienen, ein Ausschnitt ihres im nächsten Jahr erscheinenden Romans „Aus den Memoiren einer Verblühenden". Neben Auszügen aus diesem Werk präsentierte Marion Pfaus an diesem Abend noch die Kurzfilme „Videobrief von Rigoletti“ (2003), „Wir aus Baden-Württemberg“ (2004) und „Learning English mit Rigoletti“ (2004).
Im Werkstattgespräch sprachen wir über die Herkunft ihres Künstlernamens, unterhielten uns über ihre Heimat Baden-Württemberg und die unterschiedlichen Arbeitsweisen beim Filmemachen und beim Schreiben. Außerdem ging es um die Unterschiede zwischen der Filmszene und dem literarischen Feld und die Möglichkeiten und Grenzen des Internetvertriebs.

© David Wagner

Unser vierter Gast im September 2005 war der Berliner Schriftsteller David Wagner. David Wagner wurde 1971 in Andernach (Rheinland) geboren und lebt seit 1991 als Schriftsteller in Berlin. Er studierte Komparatistik und Kunstgeschichte in Bonn, Paris und Berlin und lebte längere Zeit in Rom, Barcelona und Mexiko-Stadt. Von 1999 bis 2001 war David Wagner Pauschalist für die Berliner Seiten der FAZ, 2002 bis 2003 Kolumnist für Die Zeit. Im Jahr 2000 erschien sein Roman „Meine nachtblaue Hose“ im Alexander Fest Verlag, es folgten 2001 die Feuilletonsammlung „In Berlin“ und 2002 der Kurzgeschichtenband „Was alles fehlt". In der „Schöner Lesen"-Reihe des SUKULTUR Verlags hat David Wagner die Bände „Weiße Nacht“ (2004) und „Der Kunstschütze galt als einer der wenigen Artisten“ (2005) veröffentlicht. David Wagner wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, u.a. dem Alfred-Döblin-Stipendium (1998), dem Walter-Serner-Preis (1999), dem Dedalus-Literaturpreis (2000) und dem Georg-K-Glaser-Preis (2001). Bis Dezember 2005 ist David Wagner Stipendiat des Berliner Senats für Wissenschaft, Forschung und Kultur.
David Wagner las aus seinen beiden Leseheften, im Werkstattgespräch unterhielten wir uns über guten Stil, den Popchor Berlin und die deutsche Fußballnationalmannschaft der Schriftsteller, sprachen über David Wagners Auslandsaufenthalte, seine neuen Buchpläne und seine Erfahrungen mit Aufenthaltsstipendien.

Enno Stahl

Unser fünfter Gast im Oktober 2005 war der Kölner Schriftsteller und Verleger Enno Stahl. Er wurde 1962 in Duisburg geboren, hat Germanistik, Philosophie und Italienisch studiert und wurde 1997 mit einer Arbeit über "Anti-Kunst und Abstraktion in der literarischen Moderne" promoviert. Seit Mitte der 80er Jahre schreibt und veröffentlicht Enno Stahl Prosa, Lyrik, Essays und wissenschaftliche Arbeiten in Zeitungen, Zeitschriften und in Buchform. Enno Stahl wurde mit mehreren Preisen und Stipendien ausgezeichnet, seine letzte Buchveröffentlichung ist der Roman "2pac Amaru Hector" (2004). Gleichfalls ist Enno Stahl auch Verlagsgründer: Von 1988 bis 2003 war er Verleger des Krash Verlags, seit 2004 ist er Verleger des Stahl Verlags. Im Dezember 2003 veröffentlichte Enno Stahl in der "Schöner Lesen"-Reihe des SUKULTUR Verlags die Erzählung "Die Idioten", in diesen Tagen erscheint als Band 505 in der SUKULTUR-Leseheftreihe "Aufklärung und Kritik" sein Essay "Literatur in Zeiten der Umverteilung".
Im Werkstattgespräch sprachen wir über seine Motivation zur Gründung des Stahl Verlags, den Literaturstandort Köln und seine Erfahrungen als Mitbegründer der Rheinischen Brigaden und der Lesebühne am Brüsseler Platz. Wir diskutierten über den sozial-realistischen Roman, die politische Bedeutung von Literatur – und hörten neben Auszügen aus "2pac Amaru Hector" auch den Anfang seines neuen, noch in Arbeit befindlichen Romans und eine gekürzte Fassung seines Essays "Literatur in Zeiten der Umverteilung".

Das fröhliche Wohnzimmer: Ilse Kilic und Fritz Widhalm

Unser sechster und letzter Gast im November 2005 war das fröhliche Wohnzimmer aus Wien. Ilse Kilic, geboren 1958 in Wien, und Fritz Widhalm, geboren 1956 in Gaisberg/Niederösterreich, betreiben das fröhliche Wohnzimmer gemeinsam seit 1986. Die beiden machen allein, zusammen und mit anderen Mitstreitern Musik, schreiben Texte und produzieren Comics, Filme und Radiohörspiele. Ihre Veröffentlichungsliste ist viele Seiten lang, im Dezember 2003 erschien in der „Schöner Lesen"-Reihe als Band 19 ihre Erzählung „Im Bann der Kurvenbar", der rechtzeitig zur Lesung neu aufgelegt wurde. Des weiteren gibt es die Zeitschrift „Das Wohnzimmer", den Non-Profit-Verlag „Das fröhliche Wohnzimmer“ und gab es eine Experimentalpunkband gleichen Namens. Auf satt.org haben Ilse Kilic und Fritz Widhalm gemeinsam mit Lisa Spalt und Clemens Gadenstätter im April 2002 ein tägliches Internettagebuch geführt, daily wien, das inzwischen auch in gedruckter Form vorliegt. Ilse Kilic und Fritz Widhalm wurden mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Im Werkstattgespräch unterhielten wir uns über ihr vielfältiges künstlerisches Schaffen und ihre Verlagstätigkeit, sprachen über die Veränderungen und Kontinuitäten ihrer nun fast schon zwei Jahrzehnte währenden Arbeit, redeten über neue Vertriebsformen, die Bedeutung von Kleinverlagsmessen, die spezifischen Bedingungen des Literaturstandortes Österreich und klärten den Begriff „Neue Wiener Gruppe".

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Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts Neukölln.
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