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9. Oktober 2009 | Marc Degens für satt.org |
Verlag sucht AutorAls Programmleiter eines kleinen, aber feinen Hauses bin ich stets auf der Suche nach geeigneten Manuskripten von neuen, unverbrauchten Stimmen. Ein ansprechendes Äußeres ist für Schriftsteller von heute kein Nachteil mehr ... Ganz im Gegenteil, das Auge liest bekanntlich mit. Und so wurde mein Entdeckerdrang geweckt, als ich neulich in meinem Postfach eine E-Mail mit der Betreffzeile "Nur die Liebe fehlt?" erhielt: Seit vielen Jahren tummle ich mich in der deutschen Literaturszene, doch der abgebildete Literat war mir unbekannt. Ein gutes Zeichen – denn sogleich witterte ich die Chance, ein neues Talent an unseren Verlag zu binden. Doch wie sollte ich an den Literaten herantreten? Ich hatte ja nur ein Bild, keinen Namen? In meiner Not wandte ich mich per E-Mail an einige befreundete Literaten: "Meine Lieben, ich suche einen neuen Leseheft-Autor. Kennt jemand den unten abgebildeten Kollegen?" Die Anzeige sendete ich als Datenanhang mit. Als erstes antwortete mir der Freiburger Schriftsteller und Systemfeind Dietmar Dath ("Die Abschaffung der Arten"): "Schatz, aber natürlich. Das ist Jean-Paul Sartre (NACH der Augen-, Ohren, Nasen-, Hals-, Stirn- und Komplettkörperoperation). Schreibt jetzt nur noch Westernheftchen. Aber mit so Anspruch drin u.ä. – Love dda". Ich hatte einen Namen: Jean-Paul Sartre. Aber Dietmar Dath irrte sich: Jean-Paul Sartre war bereits seit 29 Jahren tot. Wikipedia ist nicht fehlerlos, aber in diesem Fall schien das Online-Lexikon Recht zu haben. Neue Hoffnung keimte auf, als mir der Schweizerdegen und Berliner Schriftsteller Martin Z. Schröder ("Allgemeine Geschäftsbedingungen") antwortete: "Mein Lieber, der Freizeitkoch sieht Jörg Haider ein bißchen ähnlich, nimm doch den, außerdem verkaufen sich Rezepte besser. Der Literat ist aber auch interessant, er verbringt viel Zeit an seinen Haaren. Leider kenne ich ihn nicht. Möchtest Du vielleicht mit mir ein neues Leseheft machen? Ich habe einen Text (den man zwar arg kürzen müßte, was aber gut möglich ist), den ich auch über mein Blog publik machen kann, weil es ums Drucken mit Studenten geht. Dazu könnte man typografische Illustrationen setzen. Ich sehe fast so gut aus wie die Jungs von ElitePartner, wirke sogar jünger als der Kardiologe und könnte mit einem 32er Maulschlüssel im Maul posieren. Allerdings besteht Mangel an Haaren. Sei behütet! Martin". Wer kann solchen Argumenten schon widerstehen? Das Manuskriptangebot nahm ich natürlich an, doch hielt ich einen weiteren Programmplatz für den unbekannten Literaten offen. Als nächstes schrieb mir die Berliner Schriftstellerin Iris Hanika ("Treffen sich zwei"): "Lieber Marc, ich glaube, das ist kein Literat, sondern ein Yogalehrer mit Zusatzausbildung in Tantra-Massage. Er wäre aber eine Recherche wert; schau dich doch mal in Schöneberg um oder schreib an Elite-Partner! Bist du wieder im Lande? Grüße an Alexandra, euch beiden alles Liebe von Iris". Ich war gerade tatsächlich im Lande, aber fuhr mit Alexandra am nächsten Tag auf dem Fernradweg von Berlin nach Kopenhagen. Eine langwierige Recherche in Schöneberg war deshalb nicht möglich. Kurz war die Antwort des Züricher Schriftstellers und Arztes Daniel Ketteler ("Das Knacken in der Rille"): "ich hab mich verliebt ... d". Ich gehe davon aus, daß sich Daniel Ketteler in den unbekannten Literaten verliebt hat und nun direkt auf der ElitePartner.de-Plattform Ausschau nach ihm hält. Vielleicht konnte Daniel Ketteler sogar den mitgeschickten Gutschein für die 14 Tage-Gratissuche einlösen? Aber als Arzt und Schweizer hat er das wahrscheinlich gar nicht nötig. Leider scheint seine Suche nicht von Erfolg gekrönt gewesen zu sein, jedenfalls habe ich bislang noch kein positives Signal aus Zürich vernommen. Die bislang letzte Antwort bekam ich vom Neusser Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Enno Stahl ("Diese Seelen"). Er teilte den Verdacht, den schon Iris Hanika geäußert hatte: "der sieht viel zu gut aus für einen autor. weil autor bedeutet, wie du weisst, bier und zigaretten. also der mann ist mannequin und sonst nichts. q.e.d." Um endlich Gewissheit zu bekommen, folgte ich Iris Hanikas Rat und wandte mich per E-Mail direkt an ElitePartner.de: "Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Marc Degens, ich bin Verleger und Herausgeber der Leseheftreihe "Schöner Lesen" und immer auf der Suche nach neuen Texten. Gestern erhielt ich eine Email mit einer Anzeige ihres Unternehmens (anbei als Forward und JPG). Darin warben Sie mit dem Konterfei eines Literaten – er sieht interessant aus und ich könnte mir vorstellen, mit ihm gemeinsam ein Buchprojekt zu realisieren. Können Sie mir vielleicht seinen Namen nennen oder diese Anfrage an ihn weiterleiten? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Herzliche Grüße aus Berlin, Marc Degens". Bereits siebzehn Minuten später bekam ich eine Antwort, die ich voller Aufregung las: "Sehr geehrter Kunde, vielen Dank für Ihre Nachricht! Wir kümmern uns um Ihr Anliegen und melden uns schnellstmöglich bei Ihnen. Während der letzten Wochen haben sich sehr viele neue Mitglieder bei ElitePartner.de angemeldet. Deshalb ist das Aufkommen an Anfragen zurzeit sehr hoch. Wir bitten Sie daher um Geduld, wenn die Beantwortung Ihrer E-Mail länger als üblich dauert. Bitte sehen Sie in der Zwischenzeit von weiteren Anfragen zum gleichen Thema ab. Für Ihre Geduld möchten wir uns bereits jetzt bedanken! Mit freundlichen Grüßen 'Ihr ElitePartner.de-Team'" Ein hohes Aufkommen an Anfragen? Viele neue Mitglieder? Die Mail versetzte mich in Unruhe. Waren schon andere Verlage an dem unbekannten Literaten dran? Mir blieb nichts anderes übrig als abzuwarten. Zwei Tage später erhielt ich eine weitere Antwort von ElitePartner.de: "Sehr geehrter Herr Degens, vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir können leider nicht für Sie an andere Mitglieder E-Mails verschicken. Unser TÜV-Zertifikat für geprüfte Qualität, Sicherheit und Transparenz beinhaltet auch die Geheimhaltung von personenbezogenen Daten. Wir hoffen, Ihnen weitergeholfen zu haben. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Suche nach Ihrem ElitePartner, Lasse Lüders/Kundenservice". Nein, weitergeholfen hat mir diese Antwort nicht. Und ich war fast schon so weit, die Suche aufzugeben, als ich fünf Tage später in meinem Postfach eine neue Email mit der Betreffzeile "Nur die Liebe fehlt?" und einen Link auf folgende Seite fand: Der Literat liebt also Musik! Das ist ein wertvoller Hinweis – und ich entschloss mich, mit dieser neuen Erkenntnis an die Öffentlichkeit zu treten: Bitte, liebe Leser, sollten Sie den Musik liebenden Literaten kennen, zögern Sie nicht, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Hier noch einmal sein Bild: |
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