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September 2007
Sigrid Gaisreiter
für satt.org

Ausgerechnet Bananen

Artur Landsberger:
Liebe und Bananen.
Eine wilde Sache

Roman
Weidle Verlag 2006

Artur Landsberger: Liebe und Bananen. Eine wilde Sache

267 S., geb., 21,00 Euro
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Bananen waren in den 1920er Jahren ein großes Thema in Film und Tanz. Legendär ist etwa Josefine Bakers Bananenschurz, aber auch Charles Bowers' Slapstickeinlagen im Film "Ausgerechnet Bananen", der sich 1927 um die Erfindung einer Chemikalie dreht, die Bananen rutschfest machen sollte. In diesen Zusammenhang gehört auch der ebenfalls 1927 erschienene Roman "Liebe und Bananen" von Artur Landsberger. Der Roman erzählt, eingebettet in ein turbulentes Verwechslungsspiel, von der Entstehung und den Dreharbeiten eines fiktiven Films.

Artur Landsberger (1876-1933) war zu seiner Zeit ein erfolgreicher Schriftsteller, der auch Filmdrehbücher verfaßte. Landsberger erkannte früh das Potential des jungen Mediums Film und liebte dessen Milieu. In diesem siedelte er seinen Roman Liebe und Bananen" an, der verschlüsselt mit damaligen Film- und Theatergrößen spielt. Auch formal erinnert der Roman an filmische Techniken, in ihm herrscht ein ungeheures Tempo mit schnellen Schnitten und vielen kleinen Szenen. Die Geschichte ist banal, aber grandios in Szene gesetzt. Es kommen drei Parteien nebst Familienanhang zusammen, die sich beruflich mit Bananen beschäftigen: Der Großimporteur Sülstorff in Hamburg, der Plantagenbesitzer Paul G. Olem auf Sumatra und der Obsteinzelhändler Max Pika in Berlin. Dort sind Bananen knapp geworden. Pika ist dem Ruin nahe, Sülstorff der ihn beliefert, hat Rechnungen an Olem nicht bezahlt. Dieser schickt seine Tochter Djojo nach Hamburg, reist ihr unter falschem Namen nach, wie umgekehrt der Filius von Sülstorff sich nach Sumatra aufmacht. Missverständnisse multiplizieren sich, am Ende sitzen alle im Gefängnis. Um nicht den Überblick zu verlieren, ist dem Buch eine Zeichnung der Belegung der Gefängniszellen beigefügt.

Interessant sind am Roman die vielen Details. Landsberger hat ein unnachahmliches Gespür für die Zeichen der Zeit. Neben der gekonnten Porträtierung der unseligen preußischen Tradition in der Polizei und dem Untertanengeist in der Gesellschaft, entlarvt er die Mechanismen der Filmbranche. Aber auch die Modebranche nimmt Landsberger auf die Schippe. Landsberger schafft es immer wieder, witzige Szenen einzubauen, die sich erstaunlich aktuell ausnehmen. "Liebe und Bananen" ist ein herrliches Lesevergnügen, ein Tanz um die gelbe Frucht. Damit man sich dabei nicht im Kreise dreht, gibt es ein informatives Nachwort von Till Barth, der auch die realen Vorbilder der Kunstfiguren aufschlüsselt.