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April 2008
Adrian Kasnitz
für satt.org

Wer ist on, wer ist off?
Le Off du livre de Bruxelles.

Le Off du livre de Bruxelles.

Zeitgleich zur belgischen Buchmesse in den Brüsseler Messehallen Tour & Taxis fand vom 4. bis 9. März 2008 in einem linken Kulturzentrum nur ein paar Schritte von den Offiziellen entfernt, die erste Ausgabe der alternativen Buchmesse LE OFF statt. Rund 150 meist belgische und französische Verlage waren den Organisatoren rund um die Verlage Editions Biliki und Maelström gefolgt und nach Brüssel gekommen oder hatten zumindest Bücher dorthin geschickt. Diese wurden an thematisch geordneten Tischen ausgestellt und zum Verkauf angeboten. Das erinnerte an eine gut sortierte Buchhandlung. Den anwesenden Verlegern wurden die Mühen abgenommen und man sah sie überall verstreut und in Gespräche vertieft.

Eröffnet wurde die Bücherschau mit einer Buch-Prozession durch die europäische Metropole, die mit riesigen Rollen aus geshredderten Büchern auf die alternative Messe aufmerksam machen sollte. Das Off, in das sich die jungen und Klein-Verleger gestellt sehen, ist u.a. ein finanzielles. Für einen eigenständigen Auftritt auf der offiziellen Foire du livre fehlt einfach das Geld. Aber auch die Presse ignoriert die jungen Kreativen konsequent. Im letzten Jahr hatten sich einige der jungen Verlage (die Editions Biliki gibt es beispielsweise es erst seit drei Jahren) zusammengetan und sich einen winzigen Stand geteilt. Um die Aufmerksamkeit zu erregen, mussten sie sich schon damals spektakuläre Aktionen einfallen lassen wie die „Die-In“ genannten Proteste vor Ständen des Verlagskonzerns Hachette und des Fernsehsenders RTBF. Diese rein ökonomische Randständigkeit wollten die engagierten Verleger nicht mehr hinnehmen und gründeten in der Folge die Gegenveranstaltung.

Neben der Buch-Ausstellung unterhielt ein Programm aus Lesungen, Diskussionen, Performances und Konzerten das zahlreiche junge Publikum. Erst nach Mitternacht, wenn die Bar geschlossen wurde, verstreuten sich die Besucher heimwärts. So sehr die Messe auch international besetzt war, ein Element fehlte nun doch. Kamen zwar Gäste aus Italien, um zu debattieren, oder aus Deutschland, um eine Anthologie mit neuer deutschsprachiger Lyrik in Übersetzung vorzustellen, blieb das Flämische ganz außen vor. In Gent, so hieß es, finde das flämische Äquivalent dazu statt. Dass man eine solche Veranstaltung gemeinsam angehen könnte, liegt beiden Parteien derzeit fern. Damit bewegt man sich nun ganz auf offizieller Ebene.



» www.le-off.be
» myspace.com/le_off