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12. September 2010 | Florian Günther für satt.org |
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Alles andere als intimIm Vorwort zu Michael Arenz’ gerade erschienenen Lyrikband »Die Vulgarität der davongeschwommenen Felle« heißt es gleich zu Beginn: »Wer freilich ein Gedicht preisgibt, dem ist es um Intimität zu tun. Der will keine Stadien füllen und auch keine Botschaft hinausplärren, die jetzt Message heißt, sondern eine Saite anreißen eines immer rarer werdenden Instruments, das als unauffällige, nicht selten vernachlässigte Kostbarkeit versteckt liegt zwischen Stille, Konzentration und Kontemplation.«
Wenn dem so ist, frage ich mich, warum veröffentlicht Michael Arenz dann seine Gedichte? Wenn ihm an Intimität gelegen ist, reicht es doch vollkommen, sie seiner Frau, seinem Hund oder seinen Freunden (zu denen ich mich durchaus zähle) vorzulesen. – Nein, ich meine, wer an die Öffentlichkeit geht, muß auch – wenigstens theoretisch – bereit sein, in Stadien zu lesen; er muß Kostbarkeiten mit allen – auch dem vermeintlichen Pöbel – teilen können und eine Botschaft haben, die er, wenn er clever ist, in der Hinterhand behält. Darüber hinwegzutäuschen, daß die überwiegende Zahl deutscher Lyriker keine über den eigenen Freundeskreis hinausreichende Leserschaft finden, den Mangel also kurzerhand zur Absicht erklären müssen, hilft da nicht weiter. – Und ist auch nicht in Arenz’ Sinne. Weder er noch seine Gedichte haben es nötig, so zu tun, als ginge es hier nur um eine auserwählte Leserschaft. Denn natürlich sind sie es wert, von einem breiteren Publikum gelesen zu werden, und natürlich wäre ihnen das ausdrücklich zu wünschen, eben weil sie etwas zu sagen und zu erzählen haben und Inhaltsleere nicht durch Taschenspielertricks kaschieren brauchen, wie allzu viele Zeitgenossen. Sie sind klar, verständlich, nachvollziehbar und doch auf eine hinterfotzige Weise raffiniert. Denn sie bleiben (fast) unbemerkt an einem kleben; beißen sich – und sei es nur als flüchtige Erinnerung – in einem fest; das nackte und tatsächliche Leben immer im Blick; die Straße, die Menschen, die eigenen, auch intimen Gefühle. Und – ja zum Teufel! – sie haben eine Botschaft, die es für jeden einzelnen von uns zu entdecken gilt. Warum auch nicht ...? Versagen geht Im oben bereits zitierten Vorwort von Gerhard Köpf wird auch aus einem Brief von Seneca an Lucillus zitiert (im Gegensatz zu Köpf begnüge ich mich hier mal mit der deutschen Übersetzung): »Das ist nicht für die vielen, sondern nur für dich. Wir sind einer dem anderen Theater genug.« Ich kann Michael Arenz und der Edition Silver Horse nur dafür danken, daß sie die Gedichte dennoch einer etwas breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Einer Öffentlichkeit, die Gedichte dieser Qualität dringender denn je bedarf. |
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