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7. April 2015 | Kirsten Reimers für satt.org |
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7201 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 Monster oder Held?
Als er nach 14 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, versucht Mafiakiller Leonard March wieder Fuß zu fassen. Das fällt nicht gerade einfach, wenn man weiß, dass der ehemalige Auftraggeber sowie die Familien der 28 Todesopfer einem nach dem Leben trachten. Dazu kommt die Presse, aber auch Ghostwriter und Anwaltskanzleien, die in der Story des Killers und den Verwertungsrechten daran ein gutes Geschäft wittern. Immer wieder wird March mit seiner Vergangenheit konfrontiert, offener Hass und unverhohlene Verachtung schlagen ihm entgegen, ebenso Angst und Profitgier, nicht selten gleichzeitig. Abwechselnd wird Marchs Werdegang zum Killer aufgerollt und sein Leben in der Gegenwart geschildert, seine Versuche, mit seinen erwachsenen Kindern wieder Kontakt aufzunehmen wie auch sein Umgang mit seinen Lebenslügen. Die Morde an 28 Männern versucht er seinem Sohn gegenüber zum Beispiel damit zu rechtfertigen, dass sie selbst Dreck am Stecken hatten: »Sie waren Teil des Ganzen«, murmelte ich. Und dann lauter: »Sie kannten die Risiken und Gefahren genau wie ich. Wenn ich sie nicht umgelegt hätte, hätte Lombard jemand anderen angeheuert. Ich habe einen Job gemacht, mehr nicht.« Düster, schnörkellos und unaufgeregt Die Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart geschieht unaufgeregt, unprätentiös und nicht ohne Gewalt, mit Sinn für Absurditäten und trockenen Humor, zum Beispiel wenn March für einen Moment vom Monster zum Helden wird, weil er einen Überfall verhindert hat, woraufhin ihn die Polizei widerwillig mit Respekt behandeln muss – und March dann frech behauptet, die Cops hätten ihm bei der Festnahme 150 Dollar gestohlen, was deren Vorgesetzter ihm unwidersprochen glaubt. Ehrlich oder rechtschaffen ist in diesem Roman niemand. Lebenslügen, überhaupt Lügen sind eines der zentralen Themen von Zeltsermans »Killer«, denn nicht nur March macht sich was vor – und auch nicht nur sich selbst. Das wird konsequent durch alle Ebenen getragen. Ein wunderbar schnörkelloser, sehr gut übersetzter Noir, der in seiner Unverfrorenheit diverse Lebenslügen und Trugbilder entlarvt. |
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