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20. Juli 2014 | stefan heuer für satt.org |
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Unbuntbereich des Kapitalismus. Peggy Neidels Lyrikdebüt weißBeim Lesen von Peggy Neidels im Poetenladen Verlag erschienenem Lyrikdebüt muss ich unweigerlich an meinen ehemaligen Kunstlehrer denken. Nicht, dass sie beide offensichtliche Gemeinsamkeiten hätten; Auslöser ist ausschließlich der Titel ihres Buchs: weiß. Ein zunächst mal simples Wort, aus dem sich jedoch problemlos ein über Jahre hinziehender Streit ergab, in dessen Verlauf mein Kunstlehrer nicht von seiner Behauptung abweichen wollte, Weiß und Schwarz seien keine Farben – wobei jeder, der sich auch nur etwas, über Johannes Itten hinaus, mit der Farbenlehre beschäftigt hat, weiß, dass Schwarz und auch Weiß eigenständige Farben des Unbuntbereiches sind, die ausdrücklich nicht als das Fehlen von bunten Farben zu verstehen oder auf dieses zu reduzieren sind (was selbstverständlich ebenso für die Skala der Grautöne gilt).
Ich hatte mich darauf eingestellt, dass weiß eventuell eine gemischte Tüte sein könnte, gefüllt mit den besten Gedichten der letzten Jahre, ein stilistischer und vielleicht auch thematischer Mix. Aber nix da! weiß ist kein Sammelsurium, sondern ein extrem homogener Gedichtband auf hohem Niveau, der einem sehr eigenen Ton folgt, vielschichtig und tief, und bereits einen Sound hat, den viele erst mit ihrem soundsovielten Buch erreichen.
eine schicht nach der anderen werfen sie mir über Überschüttet mit Material, das der Entfremdung dient; ein- und ausgeschaltet wie eine Maschine; wie betäubt und darauf angewiesen, dass die Schuhe den Weg finden. Und: „... // wenn es kein schicksal gibt / wer ruiniert hier eigentlich wen?“
Gerhard Falkner resümiert in seinem 1993 erschienenen Text- und Porträtband
Über den Unwert des Gedichts: „Ein Gedicht zerbricht nicht am Schmerz, wohl aber an der Heuchelei.“
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