Zugführer Paul Möse im ICE „Heinrich Himmler“
MTV-Moderatorin Sarah Kuttner sagte an anderer Stelle einmal, es sei doch schade, dass so jemand wie Heinz Strunk keine Seminare für Humoristen gebe. Da hatte sie ausnahmsweise recht. Denn Heinz Strunk ist für die deutschsprachige komische Szene ungefähr das, was Karl Valentin damals für München war. Strunk ist Schauspieler, Gründungsmitglied des Projekts Studio Braun und hatte eine eigene Show bei VIVA. Sein erster Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ verkauft sich immer noch prächtig, übrigens auch als Lesung auf CD.
„Mit Hass gekocht“ vereinigt nun 26 Kurzhörspiele des Ausnahmekünstlers auf einer CD, entstanden zwischen 1992 und 2004. Dabei hat Strunk alles kurzerhand selbst erledigt. Aufnahme, Schnitt, Produktion, auch und vor allem die Sprecher: 100 Prozent er selbst. Mithilfe der Technik (s. Pitching) wird seine Stimme lediglich den verschiedenen Bedürfnissen angepasst. Wie von Strunk gewohnt, erwartet den Hörer ein Einblick in die Niederungen des menschlichen Lebens. Da darf man Zeuge eines Krankenhausbesuchs werden, bei dem die Familie dem verunglückten Opa ganz eigene Weisheiten an den Kopf wirft („Vadder, immer dran denken: Airbag is kein Schmusekissen, ne!“), da wird im Titelstück die normale Ehevorhölle exerziert („Mir schmeckt das Essen nich!“ – „Wieso das denn nich?“ – „Weil du es gekocht hast!“), und der schonungslose Mitschnitt einer Analfissur-Behandlung geliefert, inklusive minutenlangem schmerzgeplagtem Gejammere. Überhaupt bringt Heinz Strunk den Furz- und Rülpswitz zu neuen Ehren. Lachen muss man darüber nicht, man kann auch von sich behaupten, sich für Texte wie „Die Hackfahne“ oder „Arschbrand“ zu schade zu sein. Meistens wird man aber doch lachen. Der breite Hamburger Dialekt Strunks tut das übrige.
„Kurzhörspiel“, das ist im übrigen ein Genre, das Strunk selbst erfunden haben dürfte. Und seinen eigenen Angaben nach hat er noch Dutzende davon in der Schublade. So werden Hardcore-Fans auch einiges auf „Mit Hass gekocht“ wiedererkennen, das bereits auf Strunks erster CD „Einz“ zu hören war, eine CD, die sich, so Strunk, „sagenhaft beschissen“ verkauft hat, sodass eine Wiederverwertung der Highlights nur recht und billig sei. Worauf man einen lassen kann.