Hal Foster:
Prinz Eisenherz
Nein, mit dem Mittelalter hat diese Serie nichts zu tun. Gleich auf den ersten Seiten schlägt sich der (zu dem Zeitpunkt noch knabenhafte) Prinz mit einer mehrfach mannsgrossen Riesenechse. Vergleichbares Gewürm sollte später auch noch auftauchen, dazu Gestalten wie der „Herr der Zeit“.
Aber Fantasy, wie man sie heute versteht, ist das auch nicht. Hal Foster, der nach seinem Kurzauftritt als „Tarzan“-Zeichner seinen „Prinz Eisenherz“ 1937 kreierte, legte viel Wert auf Zeitkolorit, auf soziale, kulturelle oder wirtschaftliche Details. Sein Artus mit der blitzblanken Rüstung ist historisch unkorrekt – seine Darstellung der Waffenproduktion, der Essgewohnheiten, der Ritterkleidung ist es nicht. In einem Niemandsland der Genre-Unbestimmbarkeit also macht sich dieses raumgreifende Ritterepos breit, von Anfang an mit langem Atem geplant und von seinem Schöpfer über 50 Jahre konsequent am Laufen gehalten.
Es ist vor allem pure Ästhetik, die das Vergnügen an der Lektüre der „Eisenherz“-Episoden ausmacht. Die Lebensgeschichte des sich vom Knappen zum Herrscher von Thule hocharbeitenden Prinzen ist fraglos spannend, die Episoden abwechslungsreich und voll lakonischem Humor. Aber allzuweit über das Niveau von Hollywoods seinerzeit üblichen Historienspektakeln erhebt sich die Geschichte inhaltlich selten.
Sehr wohl aber grafisch. Foster schöpft aus dem Vollen. Nicht nur anatomisch korrekte Kampfstudien, sondern auch atemberaubend schöne, abwechslunsgreiche Landschaften, unglaublich clevere Perspektiven, perfekt ausgewogene detailreiche Einzelbilder. Auch die kreative Seitengestaltung, die allem dargestellten den nötigen Raum liess, war ihrer Zeit weit voraus.
Fosters grafischem Genie wurden die bisherigen deutschen Ausgaben nur selten gerecht. (Und wenn doch, dann scheiterten sie daran, selbst für Sammler unbezahlbar zu sein.) Verkleinert, schwarz-weiss, ummontiert, geschnitten, mitten drin abgebrochen – die Liste der Fehler ist lang. Der angestrebte Mittelweg des neugegründeten Bocola-Verlages scheint da Sinn zu machen. Zwar „nur“ im Albenformat, also knapp halb so gross wie die originalen Zeitungsveröffentlichungen ab den 30er Jahren. Aber dafür aufwendig restauriert, vor allem hinsichtlich der Farbgebung, die sich jetzt wieder stärker der Originalkolorierung annähert. Dazu ausgesprochen sorgfältig gedruckt und in einer dem Klassiker-Status angemessenen dezent-edlen Umschlaggestaltung. Und selbst die Preisgestaltung ist für heutige Verhältnisse akzeptabel: 20 Euro für über 100 grossformatige Seiten im Hardcover sind gute preisliche Mittelklasse heutzutage.
Somit eine nicht nur für Geniesser empfehlenswerte Ausgabe eines der essentiellen Comics des vergangenen Jahrhunderts.