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November 2006
Stefan Pannor
für satt.org


Flix: Mädchen
Carlsen Comics 2006

Flix: Mädchen

128 S., € 10,00
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Flix: Mädchen

Er befände sich im Leerlauf seiner eigenen Biografie, sagte Flix anlässlich der Buchveröffentlichung von „Held“. Das Buch war die Comic-Autobiografie des Künstlers, von seiner Geburt bis zu seinem Tod. Und so ehrlich und echt wie die Vergangenheit, so fiktiv war dementsprechend die darin erzählte Zukunft. Inklusive einiger übersprungener zukünftiger Jahre, über die Flix nichts in seinem Büchlein erzählt.

Flix: Mädchen
(Abbildung aus dem besprochenen Band.)

Irgendwo in diesem erzählerischen Freiraum ist ihm der Absprung gelungen. „Mädchen“ ist, ebenso wie der Vorgänger „Sag was“ eine konsequente Fortschreibung von „Held“. Wieder geht es um Felix, Flix' alter ego, der als Künstler in Berlin in wechselnden Beziehungskisten lebt. So weit, so echt. Aber ist das Geschilderte noch autobiografisch? Zweifel sind angebracht, Flix selbst schweigt sich im Buch dazu aus.

„Mädchen“ schildert in seinem Kern eine hochkonzentrierte Sommer-Liebesgeschichte aus Berlin, die sich innerhalb von 24 Stunden abspielt. Felix, der Gestresste, trifft mitten in höchster Zeitnot die hinreissende Esther und lässt Deadlines Deadlines sein. Gemeinsam streifen sie durch die Stadt, reden und schweigen und reden erneut und haben sich einfach lieb.

Ein langer Sommertag in Berlin, mit einer bezaubernden neuen Frau, in den Parks und Freibandanlagen – natürlich hat diese Vorstellung ihren romantischen Reiz. Und am besten ist Flix, wenn er exakt dieser Romantik freien Lauf lässt. Momente von bezaubernder Stille und Zärtlichkeit entstehen so. Sie tragen dieses Garn. Denn die Geschichte selbst birgt natürlich wenig Überraschungsmomente und entwickelt sich von der ersten Seite an so, wie der erfahrene Leser es auch erwartet.

Schwieriger wird es da schon, wenn Flix versucht, lustig zu sein. Anders als in den Vorgängerbänden wirkt der Humor gelegentlich verkrampft und gewollt, klingen die Dialoge ein wenig zu bekannt, um wirklich hinreissend zu sein. Hier bleibt Flix am deutlichsten hinter seinen eigenen Maßstäben zurück. Und natürlich sind es exakt diese Dialoge, ebenso wie der eine oder andere massive „Zufall“ in der Handlung, die am autobiografischen Charakter des Werks zweifeln lassen.

Natürlich hat diese Unbestimmtheit ihren Reiz. Doch andererseits: wäre diese Liebesgeschichte echt, man würde sie bewundern für ihre elegante Unwahrscheinlichkeit. Als Fiktion wirkt sie eine Spur zu plump. Als ultimatives Beziehungskistenbuch von Flix bleibt damit „Sag was“ erst einmal weit vorn.