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Dezember 2006
Stefan Pannor
für satt.org

Charles M. Schulz:
Die Peanuts-Werkausgabe


Charles M. Schulz:
Die Peanuts-Werkausgabe

Band 1: 1950 – 1952
Mit einer Einführung
von Robert Gernhardt
Carlsen Comics 2006

Charles M. Schulz: Die Peanuts-Werkausgabe

360 S., € 29,90
» amazon

Als Charles M. Schulz 1950 ein Konzept für einen Comicstrip einreichte, hätte er wohl am wenigsten gedacht, dass diese Idee noch über ein halbes Jahrhundert später und über seinen Tod hinaus Wirkung haben würde. Charles Schulz' Idee waren die „Peanuts“, hierzulande besser bekannt unter dem Namen zweier Protagonisten daraus, Charlie Brown und Snoopy.

Peanuts, Kleinigkeiten oder kleine Dinge, waren von Anfang an das Konzept. Passend zum kleinen Format der Strips zeichnete Schulz Kinder und ihre Erlebnisse, ihre Ansichten. In einem ausgesprochen simplen Stil, der weitgehend auf Details verzichtete, nie in der Perspektive die Augenhöhe der Kinder verliess und in dem tatsächlich keinerlei Erwachsene auftauchten. In seinen Hochphasen ab den 60er Jahren präsentierten sich diese Peanuts Charlie Brown, Snoopy, Lucie, Linus und all die anderen als gewitzte Boten aus einem charmanten Paralleluniversum, in dem der Geist über die Realität triumphiert. Die Peanuts funktionierten, weil sie nicht Erwachsene sind und weil nichts Erwachsenes sie aufhält. Wenige, dicke, elegant geschwungene Striche genügten, um diese Welt zu beleben.

Das manifestiert sich dann in Lucys Psychologie-Stand, in dem sie über Jahrzehnte krisenfest konstant für 10 Cent psychologische Beratung bot. Oder in Snoopy, dem Beagle, der auf dem Dach seiner Hundehütte „Krieg und Frieden“ inszenierte – vier Stunden lang, nur mit Handpuppen. Überhaupt, Snoopy … der auch roter Fliegerbaron, einsamer Soldat in den napoleonischen Kriegen und natürlich verkannter Schriftsteller war. Legendär die Eröffnungszeile aller seiner abgelehnten Bücher, „Es war eine dunkle und stürmische Nacht …“

Vom internationalen Erfolg des Comics liess sich der Künstler Schulz nie beeindrucken. Der „Peanuts“-Strip war bis zum Ende sein Werk, geschaffen im Alleingang ohne Assistenten. Schliesslich starb Charles Schulz auch gemeinsam mit seinem Strip - am 12. Februar 2000, einen Tag, bevor sein letzter Comic schliesslich erschien. Fast 50 Jahre lang hatte Schulz jeden Tag einen neuen Strip gezeichnet.

Seit 2004 erscheinen in den USA Einzelbände, die sämtliche Strips in chronologischer Reihenfolge und sorgfältig aufbereitet präsentieren. Sie werden den Händlern teilweise aus den Händen gerissen. Sicher auch, weil grade die frühen Bände viele ausgesprochen rare Strips enthalten, für deren Beschaffung umfangreiche Recherchen nötig waren. Es ist diese wunderschöne Ausgabe, die der Hamburger Carlsen-Verlag glücklicherweise eins zu eins übernimmt bei seiner dieser Tage gestarteten „Peanuts“-Edition. Ganz im Rhythmus der englischsprachigen Vorlage erscheint halbjährlich ein weiterer Band. 12 Jahre lang, wenn alles gut geht, dann liegt der grosse Traum des grossen Charles Schulz von seinen kleinen Peanuts komplett auf deutsch vor.