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Januar 2007
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Stefan Pannor
für satt.org |
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Joann Sfar,
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Donjon Monster 1: Hans-Hans der Schreckliche (Zeichner: Mazan) Reprodukt 2006 48 S., € 12,00 » amazon |
Fantasy zu parodieren, ist grundsätzlich recht einfach. Tragen doch die diversen Kernmuster der Fantasy (der schwertschwingende Überheld, der mächtige Recke, der ewige Sucher) bereits den Keim zur Parodie in sich. Anders gesagt: ein „Conan“ ist ernst, aber nicht ernstzunehmen. Weil aber nicht nur die Muster der Fantasy, sondern auch die dazugehörigen Muster der Parodie schon sehr oft durchgespielt wurden, ist es schwer geworden, hier noch etwas wirklich neues beizutragen.
„Donjon“ gehört zu den wenigen neuen Konzepten der Parodie. Sfar und Trondheim gehen in ihrer seit einigen Jahren laufenden Serie den Weg des Burlesken und gnadenlos Übertriebenen. Schon die Grundidee macht schwindeln – besser noch: lachen, ob ihres herrlichen, selbstironischen Grössenwahns. Dieser Donjon ist bevölkert mit jeder Art von Monster, unzähligen dusseligen Magiern und bekloppten Helden. Ein hochkonzentriertes Vielvölkergemisch der Fantasy, ein unzerstörbarer Turm von Babel. Drei parallel laufende Serien um den gewaltigen Kerker der Monster, jede 100 Bände lang, sollen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Donjon schildern.
Kern der Satire ist also der Größenwahn der Fantasy. Wie Tolkien in akribischer Manie seine Mittelerde entwickelte, bosseln Trondheim & Sfar am Donjon. Nur eben ohne sich oder das ganze Projekt überhaupt ernstzunehmen. Denn selbst diese zwei Fleißigsten des modernen französischen Comics könnten so ein gewaltiges Pensum an Geschichten gar nicht bewältigen.
Um dem ganzen aber die Krone aufzusetzen, haben die Künstler ihr „Donjon“-Universum für andere Künstler geöffnet. Und das noch dazu in eigenen Serien, die unabhängig von den drei Hauptserien laufen. Was aus satirischer Sicht dem Größenwahn die Krone in die Stirn haut, ist inhaltlich leider nur bedingt geglückt. War die „Donjon Parade“ noch von akzeptabler Qualität (die Bände enthielten Nebengeschichten direkt aus dem Zentrum der Serie), so zerfasern Anspruch und Ansatz bei den ersten zwei Bänden der jüngst gestarteten „Donjon Monster“ fast völlig.
Donjon Monster 2: Die Armeen der Tiefe (Zeichner: Killoffer) Reprodukt 2006 48 S., € 12,00 » amazon |
Geschildert werden sollen in dieser Reihe die Abenteuer von Nebendarstellern der Serie. Wobei der Begriff „Nebendarsteller“ sehr frei interpretierbar ist – es reicht wohl schon, wenn der Kopf der Figur mal irgendwo in einem Wuselbild eines andren „Donjon“-Bandes auftauchte. Das heißt natürlich nicht, daß die Geschichten schlecht sind. Aber leider, so gut wie „Donjon“ ist, so schlecht sind die „Donjon Monster“.
„Hans-Hans der Schreckliche“, gezeichnet vom Bildpoeten Mazan, ist nur eine weitere Queste einiger nicht sonderlich interessanter obskurer Monster hin zu einem vorhersehbaren Ziel. Die Geschichte wirkt über alle Maßen in die Länge gezogen. Interessante Subplots werden im Vorübergehen aufgelöst. Die Charaktere bekommen nie einen Hauch von Farbigkeit.
Und auch bei „Die Armeen der Tiefe“ lässt sich über die Geschichte vorrangig schlechtes sagen. Immerhin ragt der von Killoffer gezeichnete Band heraus als mit Abstand düsterster, graphisch verstörendster der ganzen Serie. Die unendlich vielen finster-wuseligen Details, Killoffers verstörende Linienführung sind hochgradig … nun, faszinierend. Leider bleibt auch hier die Episode um einen Unterwasserkrieg zweier Tentakelvölker belanglos, vorhersehbar. Rechne mit dem Schlimmsten, und es passiert.
So bleiben bei beiden Bänden (vor allem bei „Die Armeen der Tiefe“) im Grunde nur die Zeichnungen, die faszinieren können. Zu wenig für ein Album, zu wenig für das hohe Niveau der „Donjon“-Hauptserien.
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