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März 2007
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Marc Degens
für satt.org |
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Donjon
„Vier schwarze Türme, deren höchster von zehn Tagesmärschen Entfernung aus zu sehen ist … Eine versteckte Eisentür inmitten der stinkenden Sümpfe … Endlose, mit Moos und Salpeter bedeckte Gänge … Leitern, Lastenaufzüge, Treppen bis ins Innere der Erde … Das ist der Donjon.“ Der 1998 begonnene Comiczyklus „Donjon“ ist schon heute ein Meilenstein der Comicliteratur – und das nicht nur wegen seines beträchtlichen Umfangs. Auf fünf Serien mit insgesamt weit über dreihundert Bänden, die auf drei Zeitebenen spielen, ist das Projekt angelegt, in dessen Mittelpunkt das Geschehen um den „Donjon“, eine Art Monsterpark für Abenteurer und Glücksritter steht. Der Zyklus vermengt in oft parodistischer Weise Elemente von Computerspielen, der Fantasy-Literatur, der Manga- und Superheldencomics. Das Ergebnis ist ein an Humor, Irrwitz, Abwechslung und Einfallsreichtum beispielloses Comicvergnügen. Geschrieben, koordiniert und teilweise auch gezeichnet wird „Donjon“ von den französischen Comicstars Lewis Trondheim und Joann Sfar, tatkräftig unterstützt werden sie dabei von der Crème de la Crème der jungen französischen Comicmacherszene. Die Serie „Donjon Zenit“, die am Ende hundert Ausgaben und die Nummern 1-100 umfassen wird, schreiben und zeichnen Trondheim und Sfar allein. Die Hauptfiguren sind die zaudernde Ente Herbert und der zupackende Drache Marvin, zwei Bedienstete des „Donjon“, die gemeinsam eine Reihe schrecklich komischer Abenteuer zu bestehen haben: Prinzessin in Gefahr bringen, einen neuen Schloßdrachen kaufen, Goblins besiegen … „Zenit“ ist die phantasiereichste Serie des Zyklus mit zwei wunderbaren Hauptfiguren, die die Grenzen des Abenteuer- und Fantasy-Comics neu vermessen. Dass die Gefährten Marvin und Herbert später Todfeinde werden, zeigen Sfar und Trondheim in der direkt an „Zenit“ anknüpfenden Serie „Donjon Abenddämmerung“, die ebenfalls hundert Ausgaben und die Nummern November 200 umfassen wird. „Abenddämmerung“ berichtet vom Niedergang des „Donjon“: Der Planet Terra Amata hat aufgehört, sich zu drehen, die eine Seite ist heiß und öd, die andere kalt und finster. Dementsprechend karg und düster sind die Zeichnungen, dementsprechend wüst und trostlos die Geschichten. Die Vorgeschichte des „Donjon“ erzählen Sfar und Trondheim wiederum in der Serie „Donjon Morgengrauen“, die am Ende ebenfalls hundert Ausgaben umfassen soll, die die Nummern -99 bis 00 tragen. Im Zentrum von „Morgengrauen“ steht der junge Hyazinth, der später als so genannter „Wärter“ den Donjon leiten wird. Hyazinth kämpft maskiert als „Hemd der Nacht“ für die gerechte Sache, doch er hat sich ausgerechnet in die ebenso verführerische wie zwielichtige Alexandra verliebt. Gezeichnet wird „Morgengrauen“ meisterhaft von Christoph Blain, optisch ist sie dadurch die aufregendste der drei Hauptserien. Daneben gibt es verschiedene Satellitenserien, unter anderem „Donjon Parade“ und „Donjon Monster“. „Parade“ spielt zwischen den ersten beiden Bänden von „Zenit“ und schildert weitere, jeweils abgeschlossene Kurzabenteuer von Marvin und Herbert. In Szene gesetzt wird „Parade“ von Manu Larcenet, seine niedlichen Zeichnungen und die komischen Geschichten machen diese Serie zur gefälligsten. „Monster“ wiederum ist die abwechslungsreichste und experimentellste Serie und erzählt die Abenteuer der zahllosen Nebendarsteller des „Donjon“-Kosmos. Die Geschichten erstrecken sich über den gesamten Zeitraum der Serie und werden von verschiedenen Zeichnern in Bildern umgesetzt. In Frankreich erschienen bislang zweiunddreißig, in Deutschland fünfzehn Alben des „Donjon“-Zyklus. Nachdem der verdienstvolle Reprodukt Verlag die deutschen Rechte vom Carlsen Verlag übernommen hat, wurde der Albenausstoß zur Freude der deutschen Leser deutlich erhöht. So können sie relativ zeitnah an einem Comicereignis teilhaben, das Geschichte schreibt. Denn was die Gestaltung, den Witz, den Größenwahn und die erzählerische Qualität angeht, läßt „Donjon“ schon jetzt Comicklassiker wie „Tim & Struppi“, „Spirou“ oder „Gaston“ alt und blaß aussehen. Dieser Text erschien erstmals auf fluter.de. » Les Murmures du Donjon (französisch) |
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