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März 2007
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Stefan Pannor
für satt.org |
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Arvid Nelson, Eric J: Rex Mundi
Mit dem Erfolg von Dan Browns „Sakrileg“ vor Augen, der deutschen „Wir sind Papst!“-Hysterie im Kopf und Umberto Ecos Weltbestseller „Der Name der Rose“ als ferner Nachhall in den Ohren, weiss man: sakrale Action kommt an beim Publikum. Inzwischen hat fast jeder Belletristik-Verlag mindestens ein Werk in der Backlist, dass sich irgendwie mit kirchlichen Verschwörungen beschäftigt, häufig untertreffen diese Browns „Sakrileg“ noch um Längen. Mit „Die Offenbarung“von Paul Jenkins und Humberto Ramos erschien 2006 auch schon eine Comicgeschichte aus diesem Themenkreis bei Carlsen. „Rex Mundi“ - der lat. Ausdruck für „König der Welt“ - schwimmt da mit seinen allmächtigen Inquisitoren, geheimnisvollen Schriften in Kirchenkrypten und Verschwörungen in höchsten Regierungsrängen natürlich auf dieser Welle mit. (Ebenso greift der deutsche Verlag mit der jetzigen Veröffentlichung natürlich der angekündigten Verfilmung der Serie voraus.) Es ist den beteiligten Künstlern allerdings hoch anzurechnen, dass sie nicht einfach eine weitere Mystery-Episode aus den Kellern des Vatikans produziert haben. „Rex Mundi“ spielt in einer historischen Alternativwelt, in der die Reformation nie stattfand und Magie möglich ist. Auch das ist nicht neu. Randall Garret hat mit seinem (im englischen Sprachraum recht populären) Episoden um den magischen Ermittler „Lord Darcy“ bereits vor Jahrzehnten ein ähnliches Szenario entworfen. Wir schreiben das Jahr 1933, und auch in dieser Welt kündigt sich ein Krieg an – der aber in diesem Fall von Frankreich begonnen werden könnte. Der Arzt Saunieré versucht den Diebstahl einer mysteriösen Schriftrolle aufzuklären – eine Spur, die ihn in höchste Regierungskreise, in das Bett einer ehemaligen Freundin sowie möglicherweise auf die Spur des Heiligen Grals führt. Lobenswert ist die Sorgfalt, mit der Nelson und sein Zeichner diese Welt entwerfen. Jedem Kapitel des Comics (im Original erscheint die Serie in Heftform) sind sorgfältig produzierte fiktive Zeitungsausschnitte beigegeben, die die Welt von „Rex Mundi“ weiter ausleuchten und der ablaufenden Handlung zusätzliche Informationspuzzlesteinchen hinzufügen. Ähnlich wie in „Watchmen“ wird hier mit viel Liebe zum Detail eine Parallelwelt entworfen, die dem Leser andrenfalls weitgehend unverständlich bliebe. Parallelen zur Gegenwart – etwa, dass das Motiv für den heraufdämmernden Krieg die Ölvorräte im Osten sind – sind dabei sicher beabsichtigt. Nachteilig ist, dass die Handlung – die auf wenigstens drei Ebenen parallel läuft und diverse Verknotungen aufweist – so erschreckend langsam abläuft. Am Ende des ersten Bandes, immerhin 180 Seiten, weiss der Leser nur so ungefähr, wohin die Handlung gehen soll. Auch die Frage, ob oder wie die Autoren die verschiedenen Plots um Liebe, Krieg und Katholizismus am Ende zusammenführen wollen, bleibt interessant. |
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