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April 2007
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Stefan Pannor
für satt.org |
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52
Größenwahn als Marketingfaktor: nichts läuft derzeit besser im US-Superhelden-Business als riesige Crossover, die sich wie ein Lindwurm durch dutzende Serien eines Verlages winden und in denen die bekannten Helden gegen übermässige Gefahren antreten. Meist erweisen sich diese Geschichten als viel Lärm um Nichts. Aber die Fans stehen drauf. So auch bei „52“, einer Serie, die zwar nicht als klassisches Grosscrossover gelten kann. Aber einem solchen entsprang. Die „Infinite Crisis“ (auf deutsch in sieben Heften bei Panini) verwirbelte das gesamte Universum des DC-Kosmos und ein paar Paralleluniversen dazu. Hinterher machten sämtliche Serien bei DC einen Handlungssprung um ein Jahr nach vorn. Was war in diesem Jahr geschehen? Antwort darauf gibt „52“. Eine „Echtzeitserie“: jede Woche erscheint ein Heft, das exakt die Handlung einer Woche des verlorenen Jahres wiedergibt. Größtenteils vier, zeitweise aber deutlich mehr, Handlungsstränge beleuchten das komplette DC-Universum. Die Helden – vorrangig solche aus der zweiten Liga – werden in einer grossen Hatz auf Rätsel und Antworten selbst in die entferntesten Ecken des Superhelden-Imperiums geschickt. Nicht nur auf der Erde, sondern auch tief im Kosmos, in Paralleldimensionen und im Jenseits. Dabei wird viel geliebt und gestorben, es gibt reizvolle Außerirdische und verrückte Wissenschaftler. Die Handlungsstränge werden immer wieder miteinander verknüpft, und am Ende wird das alles einen Sinn ergeben – verspricht der Verlag. „52“ ist somit klassische Pulp-Unterhaltung im modernen Gewand. Geschrieben wurde die Serie gleich von vier kommerziellen Schwergewichten des momentanen Mainstream-Comics. Der Krimiautor Greg Rucka, der Esoteriker Grant Morrison sowie die beiden Vielschreiber Geoff Johns und Mark Waid erzeugen eine interessante, manchmal aber auch verwirrende Mischung. So ist es nicht immer leicht, jedem Handlungsstrang immer zu folgen, mitunter nur aufgrund der Vielzahl der Figuren. In „52“ taucht wirklich nahezu jede Figur auf, die bei DC eine Rolle spielt oder einmal spielte. Auf der anderen Seite stehen einige wirklich überraschende und angenehm zu lesende Handlungsstränge, allen voran die von Krimispezi Rucka gestaltete Ebene um die Ex-Polizistin René Montoya und die Mega-Verbrechensorganisation Intergang. Die Schizophrenie der Serie macht ein eindeutiges Urteil schwer. 252“ ist manchmal ein genuss und manchmal eine Qual zu lesen. Gezeichnet wurde die wöchentliche Serie von fast jedem, der bei DC grade erreichbar war. Auch grafisch bietet die Serie also einen interessanten Überblick über das, was der Verlag derzeit zu bieten hat. Kommerziell hat sich das Experiment der wöchentlichen Superhelden-Soap jedenfalls ausgezahlt. Beinahe jedes Heft der Serie fand sich in den Top-10-Verkaufcharts. Auf Deutsch erscheint diese Serie leider nicht wochenaktuell, sondern in Form sechs dicker Sammelbände, so dass der Soap-Charakter etwas flöten geht. Ebenso fehlen leider die Cover der Serie mit ihren reisserischen Headlines. |
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