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April 2007
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Stefan Pannor
für satt.org |
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Paul Hornschemeier:
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Paul Hornschemeier: Komm zurück, Mutter Carlsen Comics 2007 128 S., Hc, farbig, € 16,00 » amazon |
Sollte dieses Buch den Aufkleber bekommen „Dies ist keine Autobiographie“? Vielleicht. Die letzten Jahre sensibilisierten den Leser durch einige ausgesprochen intensive autobiographische Comics voll mit extremen persönlichen Erfahrungen. Beispielgebend seien hier „Mutter hat Krebs“ von Brian Fies und Marjane Satrapis bisher zwei Bände „Persepolis“ genannt. Die Gefahr ist also hoch, dass auch Hornschemeiers sehr persönliches, stets in der ersten Person erzähltes Comicdrama um den Tod der Mutter eines siebenjährigen Jungen für eine solche gehalten wird.
Thomas Tennant lebt nach dem Tod seiner Mutter gemeinsam mit dem Vater allein im Haus der nun zerstörten Familie. Es ist eine Geschichte des Verfalls: die Wohnung verkommt, der Vater kapselt sich mehr und mehr von der Realität ab und der Sohn verzückt sich in Hoffnungen, seine Mutter würde nur ein grosses, langes Versteckspiel betreiben.
Als grossen Handlungsbogen beschreibt Hornschemeier dieses Verfallsprozess, fast ständig aus der Rückblicksperspektive des kleinen Thomas, der Jahre später die Geschichte zusammenfasst. Und wie jede lange zurückliegende Erinnerung bekommt auch diese Geschichte so Lücken, hängt sich an scheinbar beliebig vom Gehirn gespeicherten Details auf. Menschen kommen vorbei und gehen wieder, Kleinigkeiten wie ein Knopf werden rückblickend zu Dingen von eminenter Wichtigkeit, während anderes im Nebel der Erinnerung verschwimmt.
Hornschemeier beherrscht die grosse Kunst, Echtheit vorzutäuschen, indem er den Ablauf der Ereignisse eben nicht detailiert (pseudo-)rekonstruiert. Ein Leben in der Katharsis, ein Leben nach dem Tod – für die, die nicht gestorben sind, eine ganz persönliche Hölle. Viele Kleinigkeiten, aber nichts Kleines.
Dies ist keine Autobiographie. Aber grade darin liegt die Kunst von „Komm zurück, Mutter“. Ein ganz aussergewöhnliches Werk.
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