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April 2007
Stefan Pannor
für satt.org

Jean-David Morvan,
Philippe Buchet:

Wolverine: Saudade

Es gibt wenig amerikanischere (gemeint: us-amerikanischere) Genres als Superhelden. Seit dem Italo-Western und der erfolgreichen Einführung des hartgesottenen Privatschnüfflers auch in Großstädten auf den restlichen bewohnten Kontinenten halten die Superhelden recht einsam die Flagge des typisch amerikanischen Genres hoch.


Jean-David Morvan,
Philippe Buchet:
Wolverine: Saudade

Panini Comics/
Marvel-Deutschland

Jean-David Morvan, Philippe Buchet: Wolverine: Saudade

48 S., Hc, farbig, € 12,90
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Dabei ist das auch nur noch eine Legende. DC und Marvel arbeiten schon lange global, beschäftigen neben den üblichen einheimischen Talenten auch südamerikanische Billigkünstler und japanische Stars gleichermaßen. Die Idee einer rein in Europa produzierten Superhelden-Reihe auf bekannten Konzepten ist somit naheliegend. Zumal so manch ein Verkaufsverantwortlicher bei DC und Marvel neidisch auf die Verkaufszahlen von Comics speziell in Italien und Frankreich schielen dürfte.

Marvel spielt hier den Vorreiter. Nach dem eher seltsamen „Spider-Man in Venedig“ von Disney-Zeichner Giorgio Cavazanno eine Wolverine-Episode von Jean-David Morvan und Philippe Buchet. Ersterer hat hierzulande zuletzt drei eher wenig geglückte Auftritte als Autor der aktuellen „Spirou“-Alben absolviert. Bekannt geworden ist das Team Morvan/ Buchet aber vor allem für ihre Arbeiten im umfangreichen Kosmos ihrer „Sillage“-Serie mit Buchet als Stammzeichner.

„Wolverine: Saudade“ nun ist möglicherweise für die Verantwortlichen bei Marvel eine Mogelpackung. Spielt das Album doch gar nicht in Europa, sondern bringt den Kanadier mit den Klingenhänden direkt nach Südamerika, wo er neben den üblichen kleinen und grossen Gangstern auch obdachlosen Mutanten und einem mysteriösen Heiler und dessen Bande über den Weg läuft.

Das ist eine simple Geschichte, aber grade darin liegt ihr Vorteil. Morvan und Buchet erzählen auf 48 Albenseiten die Geschichte einer kleinen Freundschaft und einiger zufälligen Begegnungen. Vollkommen schnörkellos, sarkastisch, schmutzig und realistisch ist dieses „Saudade“ (ein spezielle portugiesische Form des Weltschmerzes), an dessen Ende Wolverine naturgemäss einsam und traurig ist.

Das ist dann auch ein wenig Privatschnüffler. Und wie Wolverine im Alleingang gegen eine Bande antritt, die eine ganze Gegend im Schach hält, hat natürlich etwas vom Western. Selbst wenn sich „Saudade“ nicht so flüssig lesen lassen würde, wie es der Fall ist, müsste man die Künstler schon für diesen frechen all-in-one-Genreklau loben.