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Juli 2007
Stefan Pannor
für satt.org

Global Frequency
Planet in Flammen


Global Frequency:
Planet in Flammen

Warren Ellis (Autor), G. Leach, G. Fabry, S. Dillon, R. Martinez, J. J. Muth, D. Lloyd (Zeichner)
Panini 2007

Warren Ellis & Diverse: Global Frequency - Planet in Flammen

140 S. Sc in Farbe, € 16,95

Vor einigen Jahren zählte Warren Ellis einmal zu den grossen Hoffnungen des US-Comics, und das nur wegen einer einzigen Serie: „Transmetropolitan“ war ein William-Gibson-meets-Hunter-S.-Thompson-Gemisch, Cyberpunk und Gonzo-Journalismus, rotzig, ordinär, sentimental, clever und witzig.

Ziemlich sicher wurde Ellis überschätzt. So unterhaltsam, letztlich aber belanglos wie alles, was Ellis vor „Transmetropolitan“ geschrieben hatte, war auch das meiste nach Beendigung dieser Serie. Störend erwies sich vor allem das endlose Ausbreiten von Ideen, bis sie dünner waren als ein guter Pizzateig. „Authority“, die Geschichte eines ultrabrutalen Superheldenteams, das letztlich sogar gegen Gott antritt, hätte etwa ganz witzig werden können, wäre zwischen dem seitenlangen High-Tech-Gemetzel auch Charakterarbeit sichtbar gewesen. Und „Planetary“, eine Serie, bei der eigentlich keiner so genau weiss, worum es geht, bot zwar wunderschöne Genre-Hommagen an die Welt des Pulp, enthielt Elemente einer übergreifenden Story aber nur in homöopathischen Dosen.

Zwischen diesen besseren Arbeiten veröffentlichte der umtriebige Britte noch ein paar belanglose Marvel-Comics, ein paar geschmacklose Horrorcomics, und trieb sich viel im Netz herum. Anders gesagt: eigentlich konnte man Ellis getrost unter dem eigenen Radar langfliegen lassen.

„Global Frequency“ macht zumindest wieder ein wenig Hoffnung. Sicher, die fortlaufende Serie ist kein überragendes Werk, und speziell der Techno-Babble, in den Ellis seit geraumer Zeit vernarrt ist, nervt irgendwann nur noch. Trotzdem gibt es hier so eine Art Geschichte, ja sogar Geschichten. Denn „Global Frequency“ ist ganz klassisch: jedes Kapitel enthält eine abgeschlossene Episode über eine gigantische Bedrohung, die von den eintausendundeins Mitarbeitern der Global Frequency gelöst werden.

Das ist erwartungsgemäss eine Freak-Show: Menschen verwandeln sich in Schwarze Löcher oder werden von Alien-Viren befallen, die sich durch Kommunikation übertragen. Unter mindestens einer landesweiten Bedrohung legt die Global Frequency nicht los. Dennoch sind die Geschichten halbwegs dicht, in ihrem bekloppten Größenwahn charmant und ganz in klassischer Pulp-Tradition werden alle Probleme erst auf der letzten oder vorletzten Seite gelöst.

Aufsehenerregender als die handfeste Erzählweise ist die Auswahl der Zeichner – für jedes Kapitel ein anderer. Gleich zu Beginn geht’s in die Vollen, David Lloyd („V for Vendetta“), Steve Dillon („Preacher“), Jon J Muth („M – eine Stadt sucht einen Mörder“, Adaption des gleichnamigen Films) sind nicht nur bekannte, sondern auch markante Zeichner, die die Episoden mit ihrem eigenen Stil abseits des Action-Mainstreams prägen. Allein wegen der Zeichner lohnt sich Band eins dieser Serie, auch wenn man Ellis' größenwahnsinnige Geschichten vielleicht nicht in endlos vielen Ausgaben lesen möchte.