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Juli 2007
Stefan Pannor
für satt.org

Gerlinde Althoff & Christoph Heuer:
Klaus Kordons »Der erste Frühling«


Gerlinde Althoff, Christoph Heuer:
Klaus Kordons »Der erste Frühling«

Carlsen Comics 2007

Gerlinde Althoff & Christoph Heuer: Klaus Kordons »Der erste Frühling«

240 S.; € 14,90 (D)
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Änne ist zwölf, als sich der Krieg dem Ende nähert. Zwischen zerbombten Häusern, Kriegskrüppeln und sporadischen Lebensmittelzuteilungen erwartet und befürchtet sie den Einmarsch der Alliierten in Berlin. Der Alltag der letzten Kriegstage ist hart, Fanatismus, Fatalismus und Verzweiflung machen sich ebenso breit wie wachsender Widerstand, vor allem aber Chaos. Ein Leben auf Abruf; nie weiss man, wer abends noch nach Hause kommt oder von Fliegerbomben getroffen, in Ruinen verschüttet, von Gestapo oder Wehrmacht exekutiert, von marodierenden Banden oder Deserteuren ermordet wurde.

„Der erste Frühling“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Klaus Kordon, eigentlich Schlußstück einer Trilogie. Für den Comic wurde der umfangreiche Roman auf eine der Haupthandlungsebenen reduziert. Vieles was im Roman breiten Raum bekommt, findet hier nur andeutungsweise statt. Dadurch holpert die Erzählung manchmal ein wenig, müssen die Comickünstler doch trotz aller Kürzungen mit einem überaus umfangreichen Figurenarsenal aus Nazis, Kriegsheimkehrern, Russen und Exilkommunisten balancieren.

Weil darum vieles nur angerissen werden kann, gleicht „Der erste Frühling“ an manchen Stellen einer Soap unter besonderen Umständen. Zum Sittenbild einer zerstörten Stadt reicht es noch nicht ganz, zu stark ist dafür das Geflecht der durch verschiedene Umstände miteinander verbundenen Personen.

Die historische Detailgenauigkeit, die nüchtern-beobachtende Weise, mit der das eingebombte Berlin und der Kriegsalltag dargestellt werden, hilft allerdings über viele dieser Holper und das gelegentlich etwas unüberschaubare Figurenarsenal hinweg.

Und wäre das Thema nicht in den letzten Jahren so massiv von Kino und Fernsehen ausgeschlachtet worden, dass sich allmählich eine gewisse „Kriegs“-Müdigkeit breitmacht, „Der erste Frühling“ könnte uneingeschränkt als großartiger grafischer Roman zur jüngeren Geschichte gesehen werden. So bleibt leider auch der unangenehme Beigeschmack, dass sich Kriegsgeschichten irgendwie gut verkaufen – wie ja am Carlsen-Programm der jüngeren Zeit („Barfuss durch Hiroshima“, „Adolf“) auch zu sehen war.