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Juli 2007
Stefan Pannor
für satt.org

Pierre Christin,
André Juillard:
Lenas Reise

Carlsen Comics 2007

Pierre Christin, André Juillard: Lenas Reise

56 S.; € 16,00 (D)
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Pierre Christin
& André Juillard:
Lenas Reise

In einer alten Bonzenvilla am Stadtrand von Berlin, in deren Garten noch der längst kaputte Trabbi verrottet, beginnt Lenas Reise. Diese wird sie auf Schleichwegen einmal durch Osteuropa führen. Lena überbringt Geschenke von Menschen, die sie nicht kennt, an Menschen, die sie nie wiedersehen wird. Der Grund dafür interessiert sie nicht, sie führt nur einen Auftrag aus.

Mit dem nüchternen, von allen Emotionen freien Blick Lenas sieht der Leser eine Handvoll Ostblock-Ewiggestriger. Einst große Geigen im Spiel der Mächtigen, sitzen sie jetzt in ihren Ländern auf Nebenposten abgeschoben und planen … ja, was eigentlich? Lena ist es egal, dem Leser nicht – daraus erwächst die Spannung des Bandes.

Dabei ist die Rolle, die die willfährige Lena dabei spielt, für die Erzählung beinahe nebensächlich. Mit fast journalistischer Klarheit schildern die beiden seit Jahrzehnten versierten Comickünstler Christin und Juillard die große Tour einer Frau durch das Hinterland des ehemaligen Stalinismus abseits gängiger Tourismusrouten. Weniger ein Thriller als viel mehr ein Zeitbild von bestechender Klarheit und grafischer Finesse. "Lenas Reise" ist ein Blick in die verrotteten Teile der Seele Osteuropas.