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Oktober 2007
Stefan Pannor
für satt.org

Peter Puck: Rudi

Peter Puck: Rudi

Es gibt Auszeichnungen, von denen man noch nie etwas gehört hat. Zum Beispiel die "Goldene Lupe", die Peter Puck angeblich für seinen Comic "Rudi" erhalten hat - eine Auszeichnung des Verbands deutscher Augenoptiker. Die Begründung: "Rudi" sei dank seines vielen und klein geschriebenen Textes ohne Lesehilfe kaum zu entziffern. So steht es nachzulesen in Pucks Vita und in vielen Porträts und Rezensionen.

Es gibt natürlich weder einen Verband deutscher Augenoptiker noch eine "Goldene Lupe". Alles ausgedacht. Aber es gibt "Rudi". Und der hätte diesen Preis durchaus verdient. Nicht nur, weil man für die winzige Schrift manchmal tatsächlich eine Lupe benötigt. Seit 1985 erscheint Pucks Comicserie im Stuttgarter Stadtmagazin "Lift". Puck erzählt darin sarkastische Alltagsepisoden um den depressiven Ex-Punk Rudi und seinen Freundeskreis. Da gibt es den gedankenlosen Slacker Fred ebenso wie Siffer-Heinz mit der Zahnlücke, der genau so ist, wie er heißt.. Alle sind in ihren späten Zwanzigern hängen geblieben und versuchen sich mehr oder weniger erfolgreich mit dem Erwachsensein zu arrangieren. Meist eher weniger.

Puck, 1960 in der württembergischen Provinz geboren, inszeniert diese Männergeschichten in einem klassischen, aber ungeheuer detailreichen Strich. Der Zwang, exakt eine Seite pro Episode abliefern zu müssen, hat Puck zum Perfektionisten in Sachen Timing, Gestik und Mimik werden lassen. Seine Comics steuern nicht nur auf die finale Pointe hin, sondern sind grafische Gagkonvolute, dichtgepackt mit Pointen hochkonzentriertem schwarzen Humor.

Das Beste daran: Seit einiger Zeit erscheinen diese kurzen Abenteuer auch in großformatigen Alben (was sie etwas leichter lesbar macht), wunderbar koloriert und mit launischen Kommentaren des Künstlers zu den Episoden im Anhang.



Peter Puck: Rudi. Ehapa Comic Collection; 56 S.; € 10.00
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