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November 2007
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Stefan Pannor
für satt.org |
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Laska Grafix - Luzie aus der HölleTobi Dahmen - SperrbezirkAufgrund des vielfältigen Engagements des Verlages Schwarzer Turm im Manga-Bereich (u.a. „Paper Theatre“) sind die klassischen westlichen Comics bei diesem Kleinverlag etwas ins Hintertreffen geraten. Dabei war der Schwarze Turm einmal sowas wie eine Bastion des deutschen Independent-Comic. Hier wurde Mawil entdeckt (“Strandsafari“), hier gab es „Geschichten aus den 90ern“ von Fabian Stoltz, Comics von Geier und von Klaus Cornfield sowie im internationalen Bereich von Stan Sakai, Jason und David Lapham. Gut, aber weitgehend unverkäuflich. Einzig die Anthologiereihe hält noch leidlich die Stange des Independentcomics hoch. Um so schöner, dass der Verlag in diesem Herbst zeitgleich zwei schmale Bändchen mit Indie-Perlen veröffentlichte. „Luzie aus der Hölle“ trägt dabei zwar das Manga-Signet des Verlages, hat seine Quellen aber mindestens ebenso stark bei westlichen Superhelden-Comics und bei europäischen Klassikern. Luzie ist die Tochter des Höllenfürsten, und ihre Odyssee durch die neun Kreise der Verdammnis ist nicht tragisch, sondern komisch. Begleitet von ihrem Dämonenhund Sam stolpert sie angenehm unbesorgt von einer Todesgefahr in die nächste. Die hier enthaltenen Episoden erschienen ursprünglich in den Magazinen „Neox“ und „Magic Attack“. Exklusiv enthalten ist ein Abschlusskapitel, das Luzies Geschichte abrundet, und einige ganzseitige Pin-Ups. Wie stets erweist sich das Künstlerduo hinter Laska, Elke Reinhart und Gerhard Schlegel, als meister der leichtfüssigen Ironie. Bild- und Storyzitate werden der Kurzodyssee nicht aufgedrückt, sondern generisch mit dieser verwoben - so, als hätten Akira Toriyama und Jack Kirby tatsächlich gemeinsam gearbeitet. Quietschvergnügt, wuchtig und schnell. Extrem störend allerdings sind die unzähligen Rechtschreibfehler in diesem Band - mehr als in jedem anderen Comic, den ich in den letzten Jahren gelesen habe. Da offensichtlich am Computer gelettert wurde, wäre es eigentlich ein leichtes gewesen, hier Abhilfe zu schaffen. So endet „Luzie aus der Höhle“ als zwar unterhaltsamer, aber verstörend fehlerbehafteter Comic. Ein Problem, das Tobi Dahmen nicht hat. Der inzwischen in Düsseldorf ansässige Comiczeichner erzählt von seiner Kindheit in der Provinz - Wesel am Niederrhein. Zwischen die kurzen Episoden gestreut sind autobiografische Skizzen aus seine Zeichnerkladde. Und das ist tatsächlich geglückt, mehr als geglückt. Dabei sind nicht die Geschichten interessant, sondern die Art, wie sie erzählt werden. Kindheitsurlaube und Diskobesuche auf dem Dorf sind nun mal selten wirklich spannend. Autobiografische Comics stehen ja fast immer vor dem gleichen Problem. Sind sie zu spezifisch auf das Erzählen des Erlebten angelegt, rutschen sie leicht zur Nabelschau ab. Sind sie zu offen und allgemeingültig angelegt, wirken sie oft beliebig. Dahmen nun ist der Meister der Balance zwischen diesen beiden Polen. Indem er die Position der größtmöglichen Distanz zum Erzählten einnimmt, vermeidet er Weinerliches oder Selbstbemitleidendes. Gleichzeitig wird klar, dass es in „Sperrbezirk“ um ihn, und nur um ihn geht. Perfekte Symbiose gehen diese beiden Extreme gleich zu Anfang in einer Geschichte ein, in der Dahmen seine Kindheitserinnerungen im Rahmen eines Interviews mit ihm erzählt. Das erinnert in seiner trockenen, gleichwohl kreativen Machart an die Meister des autobiografischen Comics, an Joe Matt und Chester Brown, die ähnlich nüchtern zu erzählen verstehen. Für grade mal fünf Euro ist der Band zudem ausgesprochen preiswert. Sicher einer der besten Independent-Comics des Jahres. Laska Grafix - Luzie aus der Hölle |
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