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Dezember 2007
Felix Giesa
für satt.org

Akinsiku (Text) und Siku (Zeichnungen): Die Bibel


Akinsiku (Text) und Siku (Zeichnungen): Die Bibel
Im Text (auch im Originaltext) ist die Rede von fünf Königen. Das im Bild dann lediglich vier Leichen an den Bäumen baumeln ist schlichtweg ärgerlich. Ebenso das Dazudichten, dass die Könige von Aasvögeln gefressen werden. Josua hat die Toten in die Höhle legen lassen, in der sie sich vor den Israeliten versteckten.

Akinsiku (Text) und Siku (Zeichnungen): Die Bibel
Die graphische Umsetzung nimmt sich der Opfer des göttlichen Zorns an und gesteht ein, dass dieser Zorn auch Menschen traf. Ein Umstand der nur selten thematisiert wird.

BIBELMANGA


Die Bibel als Comic? Selbstverständlich, kann hier nur die Antwort lauten. Schließlich sind bildliche Ergänzungen zur heiligen Schrift nun wirklich nichts Neues; das bekannteste Bildwerk zur heiligen Schrift dürfte mit Sicherheit Gustave Dorés Versuch sein, den gesamten Bibeltext zu illustrieren. Aber auch sprachliche Anpassungen an die heutige Zeit sind durchaus nicht verwerflich, wie der immense Erfolg der Volxbibel in jüngster Vergangenheit bewiesen hat. Dennoch hat man im Zusammenhang mit Bibelbearbeitungen in Comicform immer ein reichlich ungutes Gefühl. Das dürfte mit der Art und Weise zusammenhängen, wie solche Comics in den USA zur Nachwuchsgewinnung eingesetzt werden (ein Umstand der in „Die Simpsons“ bereits entsprechend aufgegriffen wurde). Wie ist nun aber die im Ehapa-Verlag erschienene Bibel im Mangastil von Zeichner Siku und Autor Akinsiku zu bewerten?

Bei der Auswahl der Geschichten fällt direkt auf, dass zumindest hierbei kein Experiment eingegangen wurde und so finden sich der Schöpfungsbericht, der Auszug aus Ägypten, Texte aus der Zeit der Landnahme und ähnliches aus dem Alten Testament. Aus dem Neuen Testament sind es ebenfalls die bekannteren Geschichten und auch Gleichnisse. Dies ist für das erklärte Ziel der Künstler, nämlich „dazu anzuregen, mehr in der Bibel zu lesen“, durchaus verständlich, denn dadurch wird ein hoher Wiedererkennungswert erreicht. Auch ist die Wahl des Mangastils durchaus angemessen und passt besonders zu den Erzählungen aus der kämpferischen Zeit der Landnahme ganz wunderbar. Allerdings ist die Umsetzung teilweise kritisch zu sehen.

So z.B. in der Darstellung des Josua Textes. Ausführlich wird die Eroberung der Stadt Jericho geschildert. Problematisch und textkritisch sehr fraglich ist die folgende Schilderung der Schlacht bei Gibeon. Hier heißt es lediglich, dass „der Krieg grausam war“ und „am Morgen, als die Sonne stillstand, versickerte das Blut der fünf Armeen im heissen Wüstensand.“ Was war an dieser Schlacht so grausam und warum stand die Sonne still? Diese Stelle ist für das Alte Testament so bedeutend, da Gott auf die Stimme Josuas hörte und in den Kampf eingriff. Josua forderte das Einhalten der Gestirne, damit die Israeliten ihre Rache an den Feinden nehmen konnten und nicht vom Einbruch der Nacht unterbrochen wurden – und Gott gewährte diese Bitte. Hier haben die beiden Künstler einen theologisch bedeutsamen Text dermaßen verändert, dass seine Relevanz nicht mehr zu erkennen ist. Was bleibt ist die Reduktion auf die Actionelemente. Damit werden Siku und Akinsiku ihrem eigenen Anspruch aber nicht gerecht. (Vgl. auch Abbildung 1).

Nicht immer nachzuvollziehen ist der Seitenaufbau. Teilweise wird die Handlung erst horizontal auf der rechten Seite fortgesetzt, bevor sie in der unteren linken Seitenhälfte angelangt. Als Leser stutzt man daher an einigen Stellen immer wieder. Hingegen treffen die Comicbilder zumeist sehr genau die Szenerie und können teilweise den Text sehr gut ergänzen. In etwa als die Plagen Ägypten heimsuchen. Der Zeichner Siku eröffnet hier einen Blick auf die Ägypter, der diese als Menschen zeigt, die ebenfalls leiden. Ein klarer Vorteil gegenüber der „klassischen“ Bibel (vgl. Abbildung 2). Autor Akinsiku bedient sich für die Dialoge einer Alltagssprache und in den Blocktexten verwendet er eine annähernd „biblische“ Sprache. Es gelingt ihm so, das Alltägliche innerhalb der biblischen Texte vorzustellen und korrespondiert so auch gut mit dem flotten Zeichenstrich.

„Die Bibel“ von Akinsiku und Siku wird mit Sicherheit ihre Leser finden und diese begeistern können. Denn, und das hat der Erfolg der „Volxbibel“ gezeigt, es besteht ein großes Interesse an den Texten der Bibel und moderne, überarbeitete Fassungen sind durchaus gefragt.



Akinsiku (Text) und Siku (Zeichnungen): Die Bibel
Ehapa Comic Collection, 224 Seiten, € 15,-
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