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März 2008
Stefan Pannor
für satt.org

Ed Brubaker, Sean Philips:
Criminal Band 1 – Feigling

Ed Brubaker, Sean Philips: Criminal Band 1: Feigling

Ed Brubaker kennt man derzeit wohl vor allem als Autor der aktuellen „Captain America“-Serie, in der er den Helden auflagenfördernd umbringen konnte. Daneben schreibt „Daredevil“ und die „X-Men“. Superhelden allesamt.

Daß Brubaker eigentlich ein Krimiautor ist, geht dabei oft etwas unter. Begonnen hat er seine Karriere mit dem autobiografischen „Lowlife“ über seine Erlebnisse als Kleinkrimineller, später brachte ihm „An Accidental Death“ die erste Eisner-Nominierung ein. Auch in Folge schaffte er es, sich immer wieder seine eigenen Krimi-Nischen zu schaffen: „The Fall“ (dt. bei Reprodukt) mit Jason Lutes oder „Scene of the Crime“ (dt. bei Speed) zählen neben seinen bekannten Arbeiten z.B. an „Batman“ zu den besten Werken des Autors.

Mit „Criminal“ erklimmt Brubaker nun die nächste Stufe. Eine fortlaufende Serie, aber ohne Helden. Und dass im doppelten Sinn. „Criminal“ erzählt von Verbrechern. Fiktive kleine Epen aus der Großstadt über Taschendiebstahl und Drogenschmuggel, Korruption und Prostitution. Die Serie hat keinen roten Handlungsfaden. Ähnlich wie Millers „Sin City“ bildet sie einen Teppich aus vielen einzelnen Geschichten, die nur lose miteinander verknüpft sind. Ein Bild des Verbrechens quasi.

Das zu zeichnen, steht ihm Sean Phillips bei, der für diese Serie einen dreckigen, verwaschenen Strich gewählt hat. Mit Brubaker zusammen hat er schon das grandiose vierbändige „Sleeper“ (dt. demnächst bei Cross Cult) und „Gotham Noir“ (dt. bei Panini) produziert - und man sieht dem Comic an, daß hier zwei verwandte Geister zusammenarbeiten.

„Criminal“ ist weit weg von jeder marktschreierischen Gewalt, obwohl Gewalt natürlich eine tragende Rolle spielt in dieser Serie. In langen Einstellungen rücken sie das Wesen der portraitierten Kriminellen ins Blickfeld. Und auch wenn es ihnen dabei mitunter an Tiefenschärfe oder Aufrichtigkeit mangelt, wie in Band eins der Serie (jener Meisterkriminelle, der ums Verrecken nicht töten will, aber muß, ist einfach ein unnützes, leicht verlogenes Klischee), so bietet der Comic doch eine reizvolle Darstellung von Verbrechern als Menschen. Ähnlich wie die Mafiosi durch die „Sopranos“ werden Kriminelle durch „Criminal“ entmystifiziert.



Ed Brubaker, Sean Philips:
Criminal Band 1: Feigling

Panini Comics, 144 S., € 14,95;
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