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April 2008
Felix Giesa
für satt.org

Buffy – Im Bann der Dämonen

Buffy
Ein Fan-Review

Zugegebenermaßen, lange Serien mit einem feststehenden Personeninventar sind nicht jedermanns Sache. Comics zu solchen Serien sind dann wirklich nur noch etwas für die harte Sorte Fan, handelt es sich dabei doch meistens eher um Schund für einen schnellen Euro. Doch der bei Panini nun erschienene Sammelband der neuen „Buffy“-Comic-Serie ist anders. Anders, weil „Buffy“ sowieso immer schon anders war und anders, weil hier Serien-Vater Joss Whedon selbst die Fäden zieht, die generelle Richtung vorgibt und den Haupthandlungsbogen auch selber schreibt. Und zwar nicht einfach irgendeine Handlung, sondern er führt die Handlung der ersten sieben TV-Staffeln weiter. Jedoch, und hier zeigt sich das erzählerische Geschick von Whedon, macht er nicht einfach da weiter, wo das Fernsehen aufhörte, sondern er macht eine gewaltige dramaturgische Auslassung. So gelingt es ihm, sowohl den Langzeit-Fan als auch den Neuling mit in den Höllenschlund zu ziehen. Als humoristisch winkenden Zaunpfahl findet sich für diese Auslassung immer wieder eine kaum zu übersehende Dawn. Buffys jüngere Schwester ist mittlerweile eine Riesin. Warum? Das wissen selbst die amerikanischen Leser noch nicht ...

Vom Aufbau der Serie folgt Whedon dem gewohnten Ablauf: Immer wieder eine längere Geschichte, welche die Haupthandlung vorantreibt, unterbrochen von Einteilern. Diese sind teilweise von anderen Autoren getextet und auch von anderen Zeichnern umgesetzt. Ein beim amerikanischen Verlag Dark Horse durchaus übliches Verfahren, um die Hauptzeichner zu entlasten. So findet sich auch im Panini-Sammelband neben einer vierteiligen Geschichte mit „Die Kette“ eben einer dieser Einteiler. Die Handlung folgt einer namenlosen Jägerin, die als Buffy-Doppelgängerin im Untergrund den Widerstand gegen einen Dämonenfürsten organisiert. In einer literarisch beeindruckenden Verwebung von mehreren Erzählebenen erfährt der Leser von der Berufung eines scheuen jungen Mädchens, ihrer Ausbildung zur Jägerin und schließlich von ihrem Opfer für das größere Ziel. Da in dem deutschen Sammelband leider sämtliche herausgeberischen Notizen nicht miterschienen sind, erfährt der deutschsprachige Leser leider nicht, wer Janie Kleinman ist, der die Geschichte gewidmet ist. Kleinman war eine frühere Mitarbeiterin Whedons, die nach langem Kampf ihrem Krebsleiden erlegen ist. Somit wird „Die Kette“ zu einer persönlichen Reminiszenz an all die Leute im Hintergrundgeschehen und erhält so eine persönliche und erzählerische Tiefe, die beinahe allen Mainstream-Comics vollkommen abgeht. Das Joss Whedon es ganz nebenbei gelingt so relevante Topics wie „Feminismus, Krieg, soziale Verantwortung und innere Werte“ in einem Action-Dämonen-Comic unterzubringen, unterstreicht nur erneut, dass „Buffy“ etwas Besonderes ist!

Buffy The Vampire Slayer: Die Rückkehr der Jägerin
Lupe

Auch die Nutzung der comicspezifischen Möglichkeiten beherrscht Whedon ganz ausgezeichnet. Fast die ganze Seite wird von einer Pausenhofszenerie aus lange vergangenen Tagen dominiert. Der untere Abschnitt, der „Pageturner“, wird geschickt als Vorbote auf die „große“ Enthüllung genutzt ...
  Buffy The Vampire Slayer: Die Rückkehr der Jägerin
Lupe

... dass alle Jägerinnen miteinander vernetzt sind. Nur um diese Erkenntnis direkt wieder zu negieren. Das eingesetzte kleine Panel zitiert dabei den vorhergegangenen „Pageturner“ in Hintergrundfarbe und Kopfhaltung perfekt.
Abbildungen
aus dem
besprochenen
Band.


Buffy The Vampire Slayer
Die Rückkehr der Jägerin

Panini, 128 Seiten, € 14,95
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