Anzeige: |
satt.org | Literatur | Comic | Film | Musik | Kunst | Gesellschaft | Freizeit | SUKULTUR |
April 2008
|
Felix Giesa
für satt.org |
|
|
Hamburger Pop-SchuleDaniel und Oleg sind eine WG. Sie leben in Hamburg, auf DER Schanze. Das verpflichtet natürlich. Zumindest denkt Daniel so und erteilt jedem seinen weisen Ratschlag. Schließlich ist er die In-Crowd und weiß, wo der Hase lang läuft. Oleg hingegen ist mehr so der Slacker, der immer Videospiele zockt und auf Ninja-Tunes steht. Wer das Hamburger Fanzine „Jackpot Baby!“ kennt, ist den beiden sicherlich schon begegnet. Ansonsten hatten sie bereits in der letzten Nummer von „Panik Elektro“ einen kurzen, eindrucksvollen Auftritt. Wie sieht es nun aus im Hamburger Schanzen-Viertel, dem Place-to-be für alle Szenegänger des weiten Feldes Popkultur? Es ist ein hartes Pflaster, für jeden der mindestens konform, wenn nicht sogar geil sein will. O-Ton Daniel: „Äy Mann, wir sind hier Schulterblatt, wenn wir da auf unserem Balkon Platten spielen, hört uns die ganze Straße. Ninja Tunes äy ... das kannste in Barmbek machen!“ Dem voran ging eine umfangreiche Abhandlung über genau das, WAS geht: Le Tigre, Flying Luttenbachers, Kolossale Jugend, Notwist oder auch mal Bernd Begeman. Wer sich selber in diesem Dunstkreis aufhält und dabei kein so verbohrter Style-Nazi wie Daniel ist, der hat in „Daniel & Oleg“ eine wohltuende selbstreferentielle Szenestudie, die sich selber enttarnt und gerne mal ordentlich persifliert. Für alle anderen stellt sie die perfekte Einführung in das dar, was derzeit in Sachen Indie-Pop-Kultur angesagt ist.
Wem das nicht reicht, der dürfte von den feinen minimalistischen Schwarz-Weiß-Zeichnungen komplett begeistert sein. Vom Stil her im Ansatz ein noch stärker reduzierter Moebius, wie man ihn z. B. aus „Fumetti“ kennt. Finden sich bei Moebius noch Raum, Schatten und Bewegungslinien, ist hier die Darstellung nur auf die Figuren reduziert. Inventar findet sich lediglich, wenn es die Handlung erfordert. Graphisch wird somit der oftmals experimentellen Musik ein Gegenpol gesetzt. „Daniel & Oleg“ wird von Olli Ferreira und René Roggmann gemacht. Die beiden leben nicht in einer WG. Mit Sicherheit der beste Zwerchfell-Titel seit „Dirt Girl“ und der beste Indie-Comic im letzten Jahr!
Olli Ferreira, René Roggmann: |
satt.org | Literatur | Comic | Film | Musik | Kunst | Gesellschaft | Freizeit | SUKULTUR |