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Mai 2008
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Felix Giesa
für satt.org |
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Die Nominierungen des
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Max und Moritz-Preis 2008 Die Nominierungen
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So langsam aber sicher schickt das wichtigste Comicfestival im deutschsprachigen Raum, der Comic Salon Erlangen, seine Vorboten aus. Wenn am 22. Mai die Comicwelt nach Erlangen schaut, dann auch, weil dort traditionell der „Max und Moritz-Preis“ verliehen wird. Anfang letzter Woche wurden nun die Nominierungen bekannt gegeben. In sieben Kategorien wurden KünstlerInnen und Werke benannt, sowie bereits ein Spezialpreis und ein Sonderpreis vergeben. Das besondere – und vor allem überraschende – an dieser Liste ist, dass sie vor herausragenden Titeln regelrecht überquillt!
So findet sich in der Sparte „Bester deutschsprachiger Comic-Künstler“ neben Reinhard Kleist und Isabel Kreitz mit Anke Feuchtenberger nach zehn Jahren endlich auch wieder die Vorreiterin der deutschen Comic-Avantgarde der 1990er Jahre. Musste sie sich 1998 gegen Bernd Pfarr geschlagen geben, hat sie dieses Jahr sicherlich Chancen auf eine, wenn auch verspätete, Auszeichnung. Ähnlich stark zeigen sich die Titel für den „Besten deutschsprachigen Comic“. Hier dürfte sich die Jury vor allem mit einer Entscheidung zwischen dem beeindruckenden Debüt „Liebe schaut weg“ von Line Hoven und Reinhard Kleists Biografie „Cash – I see a darkness“ schwer tun.
Wie geschickt die Verteilung der einzelnen Titel auf die diversen Kategorien ist, kann man sehr gut in den Sparten „Bester Internationaler Comic“ und „Bester Szenerist“ ablesen. Es scheint fast so, als habe man die Titel so verteilt, dass sich die Preisverdächtigsten nicht in die Quere kommen können – was nur zu begrüßen ist.
Lediglich befremden müssen auf den ersten Blick die „Besten Comics für Kinder“. Isabel Kreitz herrliche Adaption des Kästner-Klassikers „Der 35. Mai“ ist schließlich schon vor dem letzten Comic-Salon erschienen und David Petersens gefällige Mittelalterfabel um die Wachtruppe einer Mäusegesellschaft ist beinahe exakt mit den Nominierungen erschienen. Ganz aus dem Rahmen fällt die Nominierung von „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ von Brian Selznick. Je nachdem welche Maßstäbe man anlegt, was denn überhaupt ein Comic ist, scheint bei diesem Titel, dessen Platz auf der Auswahlliste sicherlich dem Literaturkritiker Denis Scheck geschuldet ist, sicherlich Diskussionsbedarf hinsichtlich der Nominierung zu bestehen. Wenn man jedoch bedenkt, dass Selznick für seine filmische Geschichte aus doppelseitigen Bildern und gedrucktem Text über die Anfänge des Films und die Geheimnisse der frühen Automaten im Januar mit dem renommierten Bilderbuchpreis der American Library Association, der „Caldecott Medal“, ausgezeichnet wurde, so kann man darin fast den Willen erkennen, parallel zur Nominierung von Gipis „5 Songs“ als Bilderbuch durch die Jury des „Deutschen Jugendliteraturpreises“, die Grenzen zwischen avancierten Bilderbuch und Comic zu verwischen.
Der „Spezialpreis der Jury“ geht dieses Jahr mehr als gerechtfertigt sowohl an Hansrudi Wäscher („Sigur“, „Tibor“, „Falk“) als auch an Hannes Hegen („Mosaik“), für „ihre Pionierleistungen für den deutschen Comic in West und Ost“. Den „Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk“ erhält in diesem Jahr Alan Moore, dem nach wie vor in Deutschland eine nur schwache Rezeption zukommt. Erstmals wird in diesem Jahr auch ein „Nachwuchs Preis“ ausgelobt, für den jedoch im Vorfeld keine Nominierungen bekannt gegeben werden.
Es dürfte also spannend werden, wenn am 23. Mai im Markgrafentheater zu Erlangen die Gewinner auf der „Max und Moritz-Gala“ bekannt gegeben werden!
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