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Mai 2008
Stefan Pannor
für satt.org

Loisel, JB Djian, Mallié: Der große Tote

Der große Tote

Ein neuer Comic von Loisel ist ja immer ein Ereignis. Die von ihm mitverfasste Serie „Das Nest“ zählte zu den herausragendsten Neuerscheinungen 2007, von seinen anderen Großtaten wie „Peter Pan“ ganz zu schweigen. Loisel ist einer der wichtigsten Comickünstler der Gegenwart.

Bei diesem Buch aber wird Augenwischerei betrieben. Zwar steht Loisels Name auf dem Cover. Kleingedruckt im Vorsatz findet sich aber die Erläuterung, dass nur die Idee von ihm stamme und er am Szenario mitgearbeitet habe. Der versierte Leser erkennt, dass sein Anteil daran nicht allzu groß sein kann. Die Dialoge sind klapperdürr und funktional, der Bildablauf in höchstem Maße konservativ. „Der große Tote“ ist ein rein handwerklicher Comic ohne herausragende Individualität und damit schon formal weit ab von Loisels sonstigen Werken.

Das zeigt sich auch im Inhalt. Die Geschichte der Studentin, die durch merkwürdige Umstände in ein seltsames Fabelreich gerät, ist weder neu, noch werden dem klassischen Sujet hier neue Elemente oder Perspektiven beigebracht. Routiniert wird eine Queste aufgebaut, deren Ziel der Frieden zwischen diversen Völkern in jenem Reich sein soll. Natürlich stört unsere Hauptdarstellerin den Frieden eher, als daß sie ihn befördert. Insgesamt aber läuft die Handlung, wenigstens in diesem ersten Band so kreuzbrav und ruhig ab, gleichzeitig aber auch so stil- und stimmungsarm, dass selbst der Cliffhanger am Ende des Bandes beinahe unbemerkt vorüberfließt.

„Der große Tote“ ist gediegenes Mittelmaß, den man sich nur holen sollte, wenn man alle anderen Comics von Loisel bereits besitzt.



Der große Tote, Bd. 01
Die Tränen der Bienen

Szenario: Régis Loisel und JB Djian
Zeichnungen: Vincent Mallié
Ehapa Comic Collection
64 Seiten; € 12,00
» ehapa
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