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Mai 2008
Stefan Pannor
für satt.org

Grant Morrison, Frank Quitely: WE3

Grant Morrison,
Frank Quitely:

WE3

Grant Morrison ist für zwei Dinge bekannt: seine großen Action-Blockbuster, wie etwa seine ausufernden Episoden für die „JLA“ und die „X-Men“. Und für seine bizarren, esoterischen Titel mit häufig eher geringem Massenappeal. Neben den jüngst endlich auf deutsch gestarteten „Invisibles“ wären hier vor allem seine Frühwerke „Animal Man“ und „Doom Patrol“ zu nennen.

Irgendwo zwischen diesen beiden Polen lungert ein gigantisches Werk - unzählige Comicstrips, Kurzgeschichten, Miniserien, die häufig nur von eingefleischten Fans des schottischen Autors wahrgenommen wurden. „WE3“ zählt dazu, ist aber hinsichtlich seines Bekanntheitsgrades die große Ausnahme. Die im Original dreiteilige Miniserie wurde nicht nur von der Kritik hochgradig lobend aufgenommen, sondern gilt auch spätestens seit ihrem Erscheinen in Paperbackform als Dauerseller.

Wie bei den meisten seiner Miniserien erfindet Morrison das Rad nicht neu. Die in „WE3“ erzählte Geschichte der drei Tiere, die in einem Versuchslabor zu gefährlichen Kampfmaschinen umoperiert wurden und denen die Flucht gelingt, erinnert an die Werke von Richard Adams. Maßgeblich an dessen Roman „Die Hunde des schwarzen Todes“, von dem „WE3“ eine Art eingedampfte und mit Hochtechnologie versehene Fassung darstellt. Anders als Adams geht Morrison allerdings kaum auf die Charaktere seiner Flüchtlinge ein. Sie sind im Grunde einfach nur Hund, Katze und Hase, markant durch die High-Tech-Rüstung, in die sie eingesperrt sind, die Elektroden am Schädel und ihre Fähigkeit, in begrenztem Umfang zu reden.

Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf Action. Frank Quitely, sonst bekannt für aalglatte Superhelden-Comics, ist auf ungewohntem Terrain zu sehen. Nicht nur, weil er mit einem realistischen Setting arbeitet. Statt epischer Panels arbeitet Quitely hier vorrangig mit vielen kleinen Bildern und mit experimentellem Bildaufbau, der die Sichtweise der drei Tiere nachahmt. Die Flucht der Tiere vor ihren Häschern, die die drei hochgerüsteten Tiere wiederhaben wollen, wird mit wenigen Worten, aber effektiv und dynamisch im Bildablauf dargestellt.

Je mehr die Geschichte an Action gewinnt, desto mehr verliert sie leider auch an emotionalem Gehalt. Morrison und Quitely sind viel zu verliebt in die ballernden Geschoße, Sniper-Lasergewehre und hochgehenden Bomben. Erst kurz vor Schluß werden den Tieren ein paar private Momente gestattet und ihnen somit Kontur verliehen.

„WE3“ ist ein Buch mit einer richtigen Botschaft, leider verkauft in der falschen Form eines hohlen Action-Krachers.



Grant Morrison, Frank Quitely: WE3
Panini Comics, 100 S.; € 12,95
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Grant Morrison, Frank Quitely: WE3
WE3 © Grant Morrison und Frank Quitely