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25. September 2008
Stefan Pannor
für satt.org

Die unglaublichen Abenteuer von Anna, Bella & Caramella

Die unglaublichen Abenteuer
von Anna, Bella & Caramella

Das „Mosaik“ erscheint aus heutiger Sicht ja nahezu unsterblich. 1955 in Ostberlin erstmals erschienen, zählt der monatliche Comic zu den langlebigsten deutschen Serien überhaupt. In zwei aufeinander folgenden Serien sind über 600 Hefte kontinuierlich seit dem Start erschienen. Nichtsdestotrotz ist natürlich auch dieses Traditionsprodukt vom Generationenwandel betroffen: alte Leser sterben aus, neue Leser müssen nachrücken.

Nur aus dieser Perspektive läßt sich der obskure Versuch eines „Mädchen-Mosaik“ erklären. Denn von der Aufmachung her erinnert das erste Heft der Serie verblüffend an das normale „Mosaik“, bis hin zum identischen Titelschriftzug. Nichtsdestotrotz soll das Heft, dass zudem auch im gleichen Format erscheint, nicht das alte „Mosaik“ ersetzen - Verwirrungen genau darüber beim Kunden und Handel sind in dieser Aufmachung allerdings vorherzusehen.

Den klassischen „Mosaik“-Leser spricht das Heftchen fraglos nicht an. Nicht nur, weil die Heldinnen Mädchen sind und damit in die traditionell männliche Domäne sowohl der Comics wie auch ihrer Leser einbrechen. Auch weil die Aufmachung sich eher an modernen Mädchencomics wie „Witch“ oder „Winx Club“ orientiert - kein Wunder, stammen die Zeichnungen doch vom Kawaii-Studio in Italien, der Heimat auch der vorgenannten Comics.

Die Geschichte ist schnell erzählt: drei Mädchen mit den gleichen Charaktereigenschaften wie die Abrafaxe - eine biestig, eine belesen, eine verfressen - kommen einem obskuren Kleinadligen zu Zeiten der K.u.K.-Monarchie in die Quere, welcher Besuch vom Kaiser höchstselbst erwartet. Natürlich geht bis hin zum Auftritt Seiner Majestät alles schief. Das Heft ist eine Abfolge mäßig witziger Slapstick-Situationen, unterbrochen von ein wenig backfischhaft-biederer Romantik, und ja, Pferde kommen auch vor. Sowie am Schluss noch ein böser Graf, der die drei Mädchen verfolgt. Fortsetzung folgt.

Was als Konzept in der Theorie gut klingt, überzeugt in der Umsetzung wenig. Zwar legen die Zeichner deutlich mehr Wert auf Dynamik, als dies im oft arg biederen regulären „Mosaik“ der Fall ist. Doch die Grafik insgesamt ist deutlich lieblos. Häufig wirken die Zeichnungen verhuscht und konzentrieren sich einzig auf die Darstellung der Figuren, während Hintergründe und Details außen vor bleiben.

Darüber hinaus bietet die nur mäßig spannende Geschichte kaum Identifikationspotential für die vermutlich angepeilte Zielgruppe von Mädchen zwischen zehn und sechzehn Jahren, die am Kiosk deutlich spannenderes und besseres Material finden.



Jens Schubert, Kawaii Creative Studio:
Mosaik - Die unglaublichen Abenteuer
von Anna, Bella & Caramella

Mosaik Verlag, 52 S.; € 3,40
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