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9. Oktober 2008
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Stefan Pannor
für satt.org |
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![]() Spong: TaraNatürlich können nicht nur Amerikaner über Beziehungs- und Lebenskrisen zeichnen. Ralf König exerziert das ja bereits seit Jahren vor. Und bei der jüngeren Garde, wie Flix und Mawil, hat man gelegentlich den Eindruck, es geht um gar nichts anderes mehr. (Auch wenn dieser Eindruck objektiv gesehen natürlich täuscht.) Ein wenig im Fahrwasser dieser Erzähler, aber auch von weiteren Nordamerikanern wie Alex Robinson oder Craig Thompson, schippert Spong, der mit bürgerlichem Namen Frank Plein heisst. „Tara“ ist nicht sein erster Comic, wohl aber sein bis dato umfangreichster. Mit 120 Seiten ist das eine ausgewachsene Graphic Novel, wie sie immer noch viel zu wenige deutsche Comickünstler wagen. Hierfür und für den Mut, so ein dickes Teil im Eigenverlag zu veröffentlichen, Hut ab. Der Umfang des Bandes aber ist zugleich seine Schwäche. Spong erzählt die Geschichte dreier frustrierter Kölner zwischen dreissig und vierzig, allesamt Single und auf der Suche: Steffen, unsterblich verschossen in eine Disko-Bekanntschaft, Regina, hormonell überlaufend, und Arne, geplagt von der Angst, einen zu kleinen Penis zu haben. Dieses Drei- bzw. nach Hinzukommen der Diskobekanntschaft Viereck aus Freundschaft und Liebe wird durch ein recht schön dargestelltes Netz alltäglicher Ereignisse von Einkaufen bis Disko zusammengehalten. Liebe tut zwar häufig mal weh, fehlende Liebe noch öfter. Sie trägt aber nicht immer eine lange Erzählung. Weil der Geschichte also außer ein wenig recht alltäglichem Liebesleid das Konfliktpotential fehlt, versucht Spong in die Tiefe der Charaktere zu tauchen - und scheitert. Die diversen Rückblicke und Abschweifungen von der Haupthandlung erweitern zumeist nur das Wissen um die Figuren, nicht aber das Verständnis für sie. Einzige Ausnahme ist hier Regina, deren nahezu verzweifeltes Anrennen gegen das Single-Dasein angenehm abwechslungsreich tragikomisch portraitiert wird. Darüber hinaus bleiben Spongs Knollenmännchen recht blaß - anders als die von Ralf König. Dass der nämlich explizites Vorbild ist, merkt man leider fast das gesamte Buch über. Zu viele Sequenzen wirken wie Ralf König in Hetero, nur nicht ganz so treffsicher. Das ist schade, denn vom eher halbherzigen Schluss abgesehen ist „Tara“ sicher kein schlechter Comic. Er hat seine warmen und witzigen Seiten, und er ist trotz gelegentlicher Anfälle von Jammerigkeit nicht ganz unehrlich, was das derzeitige Lebensgefühl über Dreissig angeht. Ihm fehlt nur auf der anderen Seite der im Titel beschworene „Marterpfahl, der Leben heisst“ und etwas Eigenständigkeit, um wirklich gut zu sein.
Spong: Tara |
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