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27. November 2008
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Stefan Pannor
für satt.org |
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Hell's KitchenGangster gehen immer. Die Serienkiller- und Vampirwellen kommen und gehen, die Geschichten über Amerikas Prohibition und den damit verbundenen Aufstieg des organisierten Verbrechens, bleiben bestehen, in kleinem, aber stetigem Fluss. In Deutschland hat zuletzt der Erfolg der „Torpedo“-Taschenbuchreihe von Jordi Bernet bei Cross Cult den Marktbedarf bewiesen. Pünktlich zu deren Ende kommt bei Ehapa „Hell's Kitchen“ - gleicher Handlungsort, nahezu gleiche Handlungszeit, nur mit dem Unterschied der großformatigen frankobelgischen Albenreihe in Farbe, die vom Verlag in einem Band veröffentlicht wird. Nach einem Gangsterüberfall auf die Bäckerei seiner Eltern sieht sich der 13jährige Anthony plötzlich in der Verantwortung für seine sechs Geschwister, die er irgendwie zwischen Waisenhaus und Mafiaanfechtungen durchbringen will. Weil er zudem auch noch in die angeheiratete Tochter eines Gangsters verschossen ist, fängt er einen Psychokrieg an, in dessen Verlauf sich die kriminellen Parteien New Yorks, die Iren, Italiener und Chinsesen, sehr bald gegenseitig abmetzeln. Das mag man als Prämisse gerade noch so akzeptieren. Wie aber dann die Erzähler ein Versatzstück nach dem anderen aus der unteren Trivialschublade kramen, ist kein schöner Anblick mehr. SM-fanatische Gangster und kannibalistische Mafiosi, hyperneurotische Killer und Kung-Fu-versierte asiatische Superkämpfer - und das ist alles ernst gemeint und nur der Anfang. So watet die Geschichte über 200 Seiten in einem Meer aus Blut die vorhersehbare Strecke entlang. Denn natürlich dreht sich, wie immer in solchen Mafia-Reissern, alles um Familiengeheimnisse, um Väter und Söhne und Töchter, um Kinder und Kindeskinder von Rache und Erbansprüchen, und nicht um Geld und Gier. Trivialer lässt sich das organisierte Verbrechen kaum noch erklären. Am Ende steht Anthony vor dem Überpaten schlechthin, und der erklärt ihm, nudelfressend, wie Anthony mit seiner minderjährigen Freundin die Blutlinie der Mafiosi aufrecht zu erhalten habe. Balla-balla mit viel baller-baller.
Damien Marie (Autor), |
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