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21. Dezember 2008
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Stefan Pannor
für satt.org |
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![]() Im MuseumNachts im Museum, das ist natürlich ein Kindertraum. Unbeaufsichtigt und frei herumstreunen können im Wunderland der katalogisierten Vergangenheit. Auf niemanden wirken Dinosaurierskeletts, Urmenschen und Ritterrüstungen so beeindruckend, so staunenverursachend, wie auf Kinder. „So viel Zeit haben wir nie wieder“, sagt der Junge zum Mädchen, als die beiden entdecken, dass sie im Museum eingesperrt sind, dass der Wächter sie nicht herauslässt. Was, als alle Austellungen abzuklappern, bleibt ihnen auch übrig? Seit 2007 erscheint der tägliche Comicstrip „Im Museum“ in der „Frankfurter Rundschau“, und damit ist die unendliche Geschichte der beiden herumirrenden Kinder selber schon fast museumsreif. Denn neben dem unermüdlichen Thomas Körner und seinem „Touché“ in der „taz“ und bis Jahresende noch Volker Reiches „Strizz“ in der „Faz“ gehört er zu den extrem raren Exemplaren eines täglichen deutschen Comicstrips. Während erstere Beiden sich allerdings überaus real mit deutschem Alltag und der Gegegnwart beschäftigen, sucht „Im Museum“ die Konfrontation mit der Idee, mit dem Metaphysischen. Nicht nur die Vielfalt des Museums macht dies klar, das lebende und tote Exponate beherbergt, Kafkas Käfer, Ernst Jünger, Charles Manson, Dürers „Hase“, eine Fälschung von Dürers „Hase“, die echten Hitler-Tagebücher, das weisse Kaninchen aus „Alice im Wunderland“, einen ganzen Gerichtssaal, Nietzsche zitierende Krokodile und vieles mehr. Vollkommen unbeeindruckt auch irren die beiden Kinder durch diese ganze Welt, die Museum ist, und vice versa. Besserwisserisch der Junge, ignorant das Mädchen. Kein Staunen, nirgends. „Im Museum“ möchte mit seiner Zitat- und Collagenwut ganz offenbar post- und popmodern sein, ein Führer durch die unüberschaubare und sinnlose Welt der Gegenwart. Sogar der Comic selbst ist noch ein Zitat, die Hauptfiguren erinnern an Hänsel und Gretel, aber auch an Charlie Brown und Lucy, und an wenigstens einer Stelle handeln sie, als wären sie in „Krazy Kat“, George Herrimans klassischem Comicstrip. Auch die Gestaltung der Strips verweist auf die Anfänge des Genres: die nur durch schwarze Striche voneinander abgetrennten Panels, die reduzierte Farbpalette, die mitunter überbordenden Sprechblasen. Man kann sich in der Entschlüsselung all dieser Zitaten verlieren, wenn man möchte. Zumal die Künstler auch nichts erklären. Bildung auf dem Prüfstand. Gleichzeitig jedoch ermüdet die ungeheure, ausufernde Ziellosigkeit des Strips recht schnell, die zwar Konzept ist, aber eben auch nirgendwo hin führt. Trotz eines mit der Zeit wachsenden charmanten Stamms von Nebenfiguren entsteht, konzentriert genossen, schnell der Eindruck von Angeberei: „Guckt mal, was ich alles kenne.“ Damit sind es vor allem Hommer und Bandel, die über sich selber staunen, die aus sich heraus ihr eigenes Museum für sich selbst schaffen und Exponat für Exponat darin abklappern. Wie ihre Helden auch finden sie allerdings keinen wirklichen Ausweg daraus.
Sascha Hommer & Jan-Frederik Bandel: |
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