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22. Januar 2009
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Stefan Pannor
für satt.org |
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W.E.S.T. & Ethan RinglerZwei Serien sind beim jüngst beim frisch gegründeten Piredda-Verlag (siehe auch Rezension zu „Allein“) erschienen, die sich beide dem Genre des Spätwestern zuordnen lassen, in einem Fall allerdings gerade noch so. Das ist „W.E.S.T.“, eine Serie, die zuvor schon bei der Ehapa Comic Collection erschienen und dort nach zwei Bänden abgebrochen wurde.
W.E.S.T ist der Name eines fiktiven Sondereinsatzkommandos der US-Regierung um die vorvorige Jahrhundertwende. Das „Weird Enforcement Special Team“ kümmert sich um obskure bis okkulte Fälle ganz im Sinne der außenpolitischen Agenda der US-Regierung. Schon der Titel verweist einerseits auf die Genrebezeichnung des Western, andererseits auf typische Titel für Superhelden-Team-Serien. Und so sind denn die Teammitglieder prä-bondige Geheimagenten (nur echt mit Schnauzbart und Hut), Wissenschaftlerinnen und Revolvermänner, ein faszinierender Genre-Mix. Im ersten Band beim neuen Verlag geht es nach Kuba, das nach dem Ende des spanisch-amerikanischen Krieges von den USA besetzt ist. Die Insel verlangt politische Unabhängigkeit, Wahlen stehen an (tatsächlich erlangte Kuba 1902, dem Jahr, in dem der vorliegende Band spielt, seine Unabhängigkeit). In dieser heissen Phase der kubanischen Geschichte - in der auch die berühmt-berüchtigte United Fruit Company, heute Chiquita, mit starken wirtschaftlichen Eigeninteressen mitmischt - soll W.E.S.T. einen Revoluzzer ausfindig machen, der ganz offenbar mittels einer Zombiedroge gegen die Besatzer vorgeht. Das klingt wilder als es ist. Zwar sind die Parallelen zur aktuellen Situation im Irak vielleicht einen Tick zu offensichtlich. Hauptsächlich aber besteht das das Szenario aus dem erwartbaren wilden Mix aus ungewöhnlichen Ermittlunsgmethoden, Latin-Sex, schiessenden Männern auf Pferden, sadistischen Staatsbeamten und dergleichen mehr. Zeichner Christian Rossi hat schon bei „Jim Cutlass“ mit Jean „Blueberry“ Giraud zusammen gearbeitet, und er hat sich was die Umsetzung selbst seltsamer Skripte angeht einiges vom Altmeister abgeschaut. „W.E.S.T.“ besteht vorrangig aus ruhigen Bildern und Seitenkompositionen, setzt die exotischen Locations in Szene und bügelt damit einige Schwächen im Plot - wie etwa das überaus vorhersehbare Ende - aus. Eine Art Geheimagent ist auch der siebzehnjährige Ethan Ringler, der als Auswanderer im ausklingenden 19. Jahrhundert nach Amerika kommt. Gleichermassen rekrutiert vom FBI und einem lokalen Verbrecherring sowie auf der Suche nach seinen indianischen Wurzeln, findet Ethan sich in einem verwirrenden Sozialpanorama wieder, das von den Slums der Indianer in den Großstädten bis zur lokalen Upper-class reicht. Im Vordergrund freilich steht das reine Abenteuer. Ethan schlängelt sich irgendwie ohne grössere Blessuren zwischen den Fronten durch in dieser - von der unappetitlichen Schlusspointe einmal abgesehen - doch eher braven und sauberen Geschichte, in der zwar viel gestorben, aber wenig gelitten wird und der Obergangster fette Zigarren schmaucht. Das liest sich gut weg, bleibt aber auch nicht gross hängen.
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