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5. September 2010
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Felix Giesa
für satt.org |
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»Die großen Künstler des Comics«Bücher über Comics haben fast immer ein Problem: neben den Texten sollte es Anschauungsmaterial geben. Denn wem nützt eine noch so ausgefeilte Beschreibung einer Comicseite von Anfang des 20. Jahrhunderts, wenn man sich diese nirgends anschauen kann. Mit »Die großen Künstler des Comics« ist nun im Edel Verlag ein Coffee-table-book erschienen, dass mit seinem großen Format und der aufwendigen Ausstattung an einen Ausstellungskatalog erinnert. In mehrseitigen, kenntnisreichen Essays stellt der Autor Klaus Schikowski einzelne Comicschaffende vor, gelegentlich aber auch Teams, wie die Schöpfer von Superman oder Asterix. Dabei schlägt er einen illustren Bogen von den frühen Zeitungscomics bis in die Gegenwart des modernen Autorencomics. Neben der Ausstattung ist der Unterschied zu solchen Büchern wie Andreas Platthaus‘ »Im Comic vereint – Eine Geschichte der Bildgeschichte« oder Andreas C. Knigges »50 Klassiker: Comics« der Unterschied in der Anlage. Ersterer betrachtet Zeichner und Werke in einem kunst- und gesellschaftshistorischen Zusammenhang, zweiter stellt 50 Comic-Werke hermetisch vor. Klaus Schikowski nun nimmt sich gezielt die Künstler des Comics vor, diejenigen also, die hinter den Werken stehen. Dabei geht er streng chronologisch vor und teilt dabei sogar Will Eisners Schaffensphase auf; »Ein Vertrag mit Gott« gehört schließlich in eine ganz andere Phase des Comics als sein »Spirit«. Wer nun wirklich die »großen Künstler des Comics« sind, darüber herrschte noch nie Einigkeit, Schikowskis Buch wird daran nichts ändern. Das muss es aber auch nicht, denn jedwede Auswahl muss schließlich subjektiv bleiben. Unbestreitbar werden die Zeichner aus den Aufbruchsjahren sein, Rudolph Dirks, George Herriman u. a., bei den jüngeren und jüngsten Zeichnern wird es sicherlich andere Ansichten geben. Jedoch erfüllt die gebotene Auswahl eine umfassende Einführung in die Vielfalt des Comics und das ist ja auch das Hauptanliegen des Buches. Das Format der prägnanten Essays ist immer das gleiche. Es werden biographische und schaffensrelevante Punkte angesprochen und anekdotenhaft ausgeführt. Dabei sind sie gut lesbar und geben eine Andeutung dessen, was noch hätte alles geschrieben werden können, wenn denn nur mehr Platz gewesen wäre. Um diesem großen Wissen Raum zu schaffen, finden sich nämlich außerdem in jedem Kapitel große Sprechblasen, die zusätzliche Informationen zu Künstlern, ihrem Werk oder ihrem Einfluss auf den Comic und andere Comiczeichner ausführen. Überraschen mag lediglich, dass sich mit Osamu Tezuka und Jiro Taniguchi nur zwei Mangaka in der Auswahl finden. Beide sind sicherlich wahre Schwergewichte, aber eigentlich bedarf der Manga eines eigenen Coffee-table-books dieser Machart. Zu vielzählig und vielfach hierzulande gänzlich unbekannt sind die großen Künstler des Manga. Das alles ist wie gesagt begleitet von umfangreichem Bildmaterial, ohne das hier der Fehler anderer Bücher über Comics gemacht wird, die oftmals den Eindruck einer Mimikry erwecken. Suchte man Schwächen an diesem Buch, fände man kaum welche, die man dem Autor ankreiden könnte. Dennoch finden sie sich, besonders in der teilweise verkorksten Typographie, weniger wäre hier mehr gewesen, und der Schriftgröße, die hingegen größer hätte ausfallen dürfen. Abgesehen davon erhält man eine wahre Bildfundgrube des Comics, bereichert um eine gelungene Geschichte seiner Künstler.
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