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17. Januar 2012
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Andreas Keutgen
für satt.org |
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Christophe Chabouté: Ganz alleinEine einsame Möwe kämpft auf offener See gegen den Sturm, der sie schließlich zu einem ebenso einsamen Leuchtturm treibt; Wellen schlagen gegen das felsige Fundament und ein Gefühl von nasser Kälte breitet sich im Leser aus. So präsentieren sich die ersten Seiten aus »Ganz Allein« von Christophe Chabouté, einer mit ihren über 350 Seiten recht umfangreichen und dann doch schnell gelesenen Graphic Novel. Wie schon die einleitenden Worte, eine Lexikondefinition von Fantasie, suggerieren, dreht sich in »Ganz Allein« alles um Vorstellungskraft und Imagination. Ein durch sein verwachsenes Aussehen entstellter Mann lebt, wie der Titel schon verrät, ganz allein in einem Leuchtturm. Seine Eltern schämten sich Zeit ihres Lebens für ihn, nach ihrem Tod ist der Mann nun wirklich ganz allein. Ein Boot bringt ihm regelmäßig Rationen des zum Überleben notwenigen vorbei, aber es kommt nie zu einem Kontakt zwischen dem Eremiten und seinen Versorgern. Lediglich der neue Handlanger des Kapitäns steht der Situation mit Neugier und Interesse gegenüber. Die Handlung gliedert sich nun in eine Folge von immer ähnlichen Ereignissen, zum einen die Versorger, welche sich spärlich über den Leuchtturm und seinen Bewohner austauschen und dabei auch ein wenig mehr zueinander finden, zum anderen »Ganz Allein« – der Eremit – welcher seine Tage damit verbringt ein altes Lexikon zufällig aufzuschlagen und sich auf naive, aber auch kreative Weise vorzustellen, welche Realität sich hinter den Einträgen verbirgt. Schließlich führen einige unvorhergesehene Ereignisse zu einem Wandel in der Persönlichkeit der Beteiligten und eine mögliche Begegnung bahnt sich an. Ob diese schlussendlich eintritt und welche Ereignisse daraus erwachsen, soll an dieser Stelle jedoch noch nicht verraten werden. Die Bilder sind dem Sujet angemessen »nur« in schwarz-weiß gezeichnet, vermitteln dadurch eine starke Atmosphäre und sparen nicht an Details. Personen und Objekte werden lebensnah in Szene gesetzt. Auch wenn sich viele Motive oft wiederholen – Leuchtturm, Boote, die Hauptpersonen – werden die Vorstellungen von »Ganz Allein« sehr plastisch und mit Liebe fürs Detail dargestellt. Ein optischer Genuss. Leider bleibt es allerdings auch dabei, denn wirklicher emotionaler oder philosophischer Tiefgang kommt beim Lesen nur in Ansätzen auf. Die Seiten fliegen, besonders wegen des Ausbleibens von Schriftelementen, nur so dahin. Nach höchstens einer Stunde ist alles vorbei. Man blättert noch ein paar Mal durch die verschiedenen Zeichnungen, denkt ein wenig über die Situation der Figuren nach, aber auch das befriedigt nur kurz. Alles in allem ist »Ganz Allein« eine schöne Idee, die mit künstlerischem Können und Fantasie in die Tat umgesetzt wurde, den Leser aber nur für kurze Zeit zu unterhalten weiß. Danach landet der knapp dreißig Euro teure Band zusammen mit seinem schönen schlichten blauen Hardcover im Schrank und man fühlt sich ein wenig allein.
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