Justice League Dark: Im Dunkeln (Peter Milligan, Mikel Janin, TPB mit Heft 1-6 der Serie, Panini Comics, ca. 144 Seiten, € 16,99, limitierte Ausgabe (222 Exemplare): € 20) »Verlag »amazon
Erlangen 2012:
Die Comics, Teil 4:
Dunkle Gerechtigkeit
Justice League Dark: einer der 52 Neuanfänge bei DC, der zusammen mit Swamp Thing und Animal Man (beide auch bei Panini geplant) den dunkleren Teil des DC-Universums, der zwischenzeitig als Vertigo ausgelagert wurde, wieder einbeziehen soll. Wie viele Konzepte bei DC hat auch hier Alan Moore viel bei den Anfängen mitgeholfen. Swamp Thing war ja anfänglich (in den Zeiten von Len Wein und Berni Wrightson) eine reine Horrorserie, bei der die Interaktion mit dem »normalen« DC-Universum eher überschaubar war. Doch Alan Moore wollte, nachdem er Swamp Thing ähnlich spektakulär wie Frank Miller Daredevil vom Steuerabschreibungsobjekt zum Kult-Verkaufsschlager hochgepäppelt hatte, auch mit den Möglichkeiten des DC-Universums spielen. Das begann mit zögerlichen Auftritten von Jason Blood alias The Demon, doch es dauerte nicht lange, da wütete Swampy durch Gotham City und kämpfte gegen Batman, es gab ein Superman-Special mit Swamp Thing und bei der Odyssey durch das All gab es Ausgaben, die dem Leser mit oder ohne intimes Wissen über Adam Strange oder Green Lantern viel Vergnügen bereiteten. Bei einem Crisis-Crossover stand Swampy schon mal mit Hawkman, Batman und dem Phanton Stranger zusammen auf dem Cover, und die wohl komplexeste Storyline unter Moore brachte den von Moore geschaffenen John Constantine zusammen mit Blood, Baron Winter von der obskuren Serie Night Force, Deadman sowie Zatara bzw. Zatanna zusammen, um gegen über- oder unterirdische Mächte anzutreten.
Und Constantine, Deadman und Zatanna sind nun auch etwa die Hälfte des seltsam zerstrittenen Teams, das sich in den ersten sechs Heften erst einmal zusammenfinden muss. Gefickt eingeschädelt: John Constantine behält weiterhin seine Vertigo-Serie Hellblazer (die Milligan ebenfalls schreibt), die JLD-Version ist aber ein verjüngter JC - der Relaunch macht's möglich. Außerdem dabei: Shade the Changing Man, eine etwas spinnerte Steve-Ditko-Erfindung, aus der Milligan bei der dritten Welle der British Invasion einen Überraschungserfolg machte, der zusammen mit Neil Gaimans The Sandman insbesondere auch weibliche Leser motivierte (nicht weil Shade gut aussieht, sondern weil seine Mitstreiterinnen die überzeugendsten weiblichen Figuren diesseits von Love & Rockets darstellten - sozusagen eine Variante von Terry Moores Strangers in Paradise, die mit weniger Soap-Elementen auskam, dafür aber politisch und gesellschaftlich interessante Themen anschnitt - so wie Alan Moore ein Jahrzehnt zuvor bei Swamp Thing). Die anderen Figuren sind Dove (von Hawk and Dove), Madame Xanadu und Enchantress - unterschiedlich stark auf Eye Candy dressiert - sowie Mindwarp, eine weitere Figur, mit der Autor Milligan bereits vertraut ist, während ich, der in den letzten zehn Jahren so gut wie nichts aus dem DC-Geschehen mitbekommen habe, mich mit ihr erst anfreunden musste.
Rein graphisch überzeugt die Serie durchaus, der Spanier Mikel Janin liefert gute (aber nicht überdurchschnittliche) Mainstream-Qualität, die mich in ihren besten Momenten an Kevin Nowlan (die hochgezogene Oberlippe) erinnert, und die Möglichkeiten in der farbigen Postproduction (ich tippe mal so, dass Ulises Arriola dafür zuständig ist) schaffen es immerhin, dass Shades »M-Vest« nun visuell das schaffen kann, was in den alten Shade-Heften schlichtweg noch nicht möglich war. Aus dem Munde eines Puristen und Nostalgiker, der seine Comics auch gern in schwarzweiß liest, ist das schon ein großes Kompliment.
Doch kommen wir zur Geschichte. Ich befürchte, dass die Übersetzung einiges zunichte gemacht hat (Übersetzer Josef Rother gibt sich viel Mühe, aber ich bin generell kein Freund von Übersetzungen und habe schon ein Problem, wenn ich »Shade der Wandler« lesen muss), aber auch Peter Milligan hat entweder einiges verlernt - oder ich bin einfach nicht mehr in der Lage, mich auf langgewalzte Blödsinnsplots einzulassen. Als ich vor vier Jahren für meine Magisterarbeit alte Moore- und Gaiman-Hefte erneut las, hat es mich wieder mitgerissen, aber ich befürchte, selbst die alten Shade-Hefte reißen mich heutzutage nicht mehr mit, wie es damals mal war. Und in der JLD-Version, bei der man übrigens nicht das gefühl hat, dass Milligan seine Figuren locker-flockig wie bei den X-Statix über die Klinge springen lassen darf, muss irgendwie alle vier Seiten etwas spektakuläres wie in einem Bruckheimer-Film passieren, bis sich die interessanteren Figuren dann mal wieder unterschiedlich gelungene Dialoge liefern - und so etwas wie Spannung oder Interesse will sich einfach nicht einstellen. Vom Jeff-Lemire-Run von Animal Man habe ich auch schon viel Gutes gehört, aber wenn man Buddy Baker in den 27 Heften (1x Secret Origins) von Grant Morrison kennen gelernt hat, kann eigentlich alles nur eine Enttäuschung sein.