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22. April 2014
Kristin Eckstein
für satt.org

  Junji Ito: Uzumaki. Spiral into Horror
Junji Ito: Uzumaki.
Spiral into Horror. Band 1

Carlsen, 208 S., € 7,95
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Junji Ito: Uzumaki. Spiral into Horror
Abbildung aus dem besprochenen Band.


Junji Ito: Uzumaki.
Spiral into Horror 1

Carlsen scheint auch weiterhin der primäre Ansprechpartner für Horror-Manga zu bleiben: Nachdem bereits die Manga von Yoshiki Tonogai (Doubt, Judge und Werke wie Manhole oder auch Ikigami veröffentlicht wurden, hat es nun auch der Meister des surrealen Horrors nach Deutschland geschafft. „Besser spät als nie“ möchte man sagen – denn in Japan erschienen die Kapitel des Manga bereits zwischen 1998 und 1999 im Manga-Magazin Weekly Big Spirits Comic und auch auf internationaler Ebene gehört Uzumaki spätestens seit seiner Nominierung für den Eisner Award zum westlichen Kanon des japanischen Horror-Genres. Sogar die Verfilmung des Stoffes erschien bereits 2004 in Deutschland.

Aber worum geht es überhaupt?

Nun – wie der Titel schon vermuten lässt: um Spiralen.

Die Schülerin Kirie lebt bei ihrem Vater in der eigentlich sehr besinnlichen kleinen Stadt Kurouzu. Doch die Ruhe trügt: Ihr Freund Shuichi Saito vertraut ihr an, dass sein Vater eine krankhafte Obsession für Spiralen entwickelt und eine riesige Sammlung mit Objekten dieser Art aufgebaut hat. Als die Besessenheit immer schlimmer zu werden und die Familie zu zerstören droht, wirft Shuichis Mutter kurzerhand die gesamte Sammlung in den Müll – ohne zu ahnen, was sie damit auslöst. Denn nur wenige Tage später findet sie ihren Mann in einem runden Waschbottich, selbst aufgerollt zu einer verzerrten Spirale. (Dieses alles andere als ästhetische Motiv ziert auch das Cover des ersten Bandes.) Selbst der Rauch des kurz darauf verbrannten Leichnams von Herrn Saito steigt in Schneckenlinien in den Himmel empor …

Und dies ist nur der Anfang einer Kette an grausamen und mysteriösen Geschehnissen, die das scheinbar von einem Fluch betroffene Kurouzu heimsuchen. Zunächst ist es Shuichis Mutter, die nach und nach den Verstand verliert und sich schließlich – ob der Spirale in ihrem eigenen Ohr – grausam selbst verstümmelt. Und die Spiralenobsession fordert weitere Opfer. Ob Kiries Vater, ihre MitschülerInnen oder gar sie selbst – keiner erscheint vor den Spiralen sicher.

Der erste Band besitzt aus diesem Grund eine gewisse Episodenhaftigkeit: Die einzelnen Kapitel erzählen – so scheint es zunächst – in sich geschlossene Geschichten um die Auswirkung des vermeintlichen Spiralen-Fluchs; ein übergreifender Handlungsbogen ist zunächst nicht ersichtlich. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich dies in den noch kommenden beiden Bänden, die den Manga abschließen, ändern wird. Der erste Band dient mehr als eine Art Exposé, eine Vorbereitung auf einen fulminanten Höhepunkt, der nach all diesem Spannungsaufbau unerlässlich ist.

Der Horror in Uzumaki ist ein sehr subtiler: Weniger durch Splatter, Blutvergießen oder Gewalt denn vielmehr durch verstörende Bilder wie etwa den bizarr ineinander gerollten Körper in der Holzbox, grausam auseinander gezerrte Körper und Haut oder auch die Szene, in der Frau Saito sich aus Angst vor der Spirale in ihrem Körper eine Schere in das eigene Ohr rammt, entsteht bei der Lektüre ein stetig anwachsendes Grauen. Trotz ihrer surrealen Darstellung haben die Sequenzen, auch bedingt durch Itos simplen, schnörkellosen Zeichenstil, etwas beunruhigend Reales. Gleichermaßen wirkt der Hintergrund in vielen Panels besonders abstrakt; gerade der Himmel erinnert häufig an van Goghs „Sternennacht“.

Wie die Spiralen selbst zieht die Handlung trotz ihres zunächst episodenhaften Charakters die Leserin doch immer intensiver in sich hinein; unbedingt möchte man wissen: Was verbirgt sich hinter der krankhaften Fixierung auf die Spiralen?

Aber Vorsicht! Man ist nach der Lektüre geneigt, selbst mit etwas Befremden seine Umgebung nach suspekten Spiralen abzusuchen …!