Lobo / Road Runner Special #1
(Bill Morrison, Kelley Jones)
DC Comics, $ 4,99, Autor: Bill Morrison, Zeichner: Kelley Jones, Bill Morrison, Koloristin: Michelle Madsen, Lettering: Rob Leigh, Saida Temofonte, 38 Comic-Seiten plus Cover.
Aktuell hat man bei DC so ein paar Sonderhefte rausgehauen, in denen immer Figuren von den Looney Tunes mit welchen aus dem DC Universum interagieren, also bewirbt sich Bugs Bunny bei der Legion of Superheroes, Wonder Woman ärgert sich mit dem Tazmanian Devil herum oder die beiden Marsianer teilen sich ein Heft.
Das Crossover zwischen Elmer Fudd und Batman hat zwar auch ein gewisses Potential, aber wirklich angefixt hat mich nur Lobo Road Runner, nicht zuletzt, weil das von Kelley Jones gezeichnet ist und ich für einen kleinen Moment sogar dachte, bei dem auf dem Cover als Autor gefeatureten »Morrison« könnte es sich um Grant Morrison handeln, dessen Animal Man #5 (»The Coyote Gospel«) ja einst einen Koyoten namens Crafty (fast dasselbe wie »wily«, dt. gerissen, der Grund, warum der Koyote auf den Vornamen »Wile E.« hört) wie einen Märtyrer aufwertete, der für die Sünden der Menschheit wieder und wieder von Trucks überrollt, von Felsen erschlagen oder Schluchten herunterfiel. Damals gehörte DC Comics nur noch nicht zum Warner-Konzern und man konnte die Entlehnung der Figur nicht ganz so offensichtlich sogar mit aufs Cover setzen, ohne die Rechtsabteilungen zu bemühen.
© 2017 DC Comics & Warner Bros. Ent. Inc. All rights reserved.
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Bill Morrison kennt man vor allem als treibende Kraft hinter den Simpsons Comics, und der gibt sich reichlich Mühe, die charakterlichen Ähnlichkeiten zwischen den zwei Figuren, von denen der eine sich nach dem spanischen Wort für Wolf benennen ließ, während der andere im Comic mit einem Wolf verwechselt wird, herauszuarbeiten, was hier sogar dazu führt, dass der außerirdische Hitman Lobo und der bei ACME als »Customer of the Month« geführte Koyote im Grunde ihre Aufträge austauschen, was Wile E. auf einige Mitglieder des Green Lantern Corps treffen lässt, während Lobo, mit einer Regenerationsgabe beschenkt, die selbst Wolverine neidisch machen würde, feststellen darf, was bei der Futterjagd so alles schief gehen kann.
Diese Prämisse weiß Kelley Jones (The Sandman »Season of Mists«, Batman »Knightfall«, weitere hübsche Sachen mit Deadman, Dracula, Wikingern und Zombies) dankbar anzunehmen, indem er die aus den Chuck-Jones-Cartoons bekannte Vogeljagd mit etwas mehr mayhem, aber den bekannten Gags ausfüllt. Ich persönlich hätte mir das 30 Seiten lang anschauen können, aber man hat sich halt für eine Backstory entschieden und auch noch den alten Fehler wiederholt, dem Kojoten die Gabe zu sprechen zu geben. Das hat Chuck Jones in exakt einem Film mit Bugs Bunny zusammen gemacht - und dann nie wieder.
Ich muss zugeben, dass ich über die Vorgänge, die zwischen Lobo und irgendwelchen Green Lanterns abspielen, nicht informiert bin, wodurch die Interaktion für mich wenig hergab. Auf die Gefahr, etwas zu spoilern, ist es aber so, dass Wile E. es schafft, sich einen grünen Energiering zu organisieren ... und falls es jemals zu einem zweiten Heft kommen sollte, könnte immerhin dies sehr interessant werden.
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In den dreißig Seiten (plus Cover), die von Kelley Jones gezeichnet wurden, gibt es aber schon noch ein paar nette Gags am Rande, wovon mir am besten der Kurzauftritt einer Warner-Figur in einer Glassäule der ACME Laboratories gefiel - auch, wenn ich nicht wirklich verstehe, warum dieses Haustierchen einem als Wüstenbewohner verkauft wird.
Die Feinabstimmung zwischen der durchaus weit zurückliegenden Historie des Kojoten und einer implizierten origin story hakt etwas, und auch der Titel der Geschichte, »Fast and fraggy-ous«, der übrigens nichts mit Van Diesel, sondern natürlich mit Chuck Jones zu tun hat, hätte noch eine Spur feingeistiger ausgefallen sein, aber bis auf die Kakteen, die die Buchstaben Y-I-K-E-S bilden, bekommen zumindest Roadrunner-Fans so einiges geboten.
Am Ende des Heftes hat Bill Morrison noch mal selbst den Bleistift gewetzt, und hier kommt dann tatsächlich die Rechtsabteilung zu Worte, wenn Bugs Bunny als ihr Vertreter den immer auf Einhaltung von Verträgen erpichten Lobo daran erinnert, dass er noch acht Comicseiten füllen muss, wofür Lobo, immer noch auf der Jagd nach dem vermaledeiten Vogel, u.a. mal eben den Hoover Dam »fraggt«.
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Weit entfernt vom Grant-Morrison-Klassiker, aber für Leute wie mich, der kurz nach Chuck Jones' Tod gemeinsam mit dem Freundeskreis noch mal die tollsten Filme des oft von Tex Avery überschatteten Animationsgenie sah, ein absolutes Muss.
Den Comic gibt es übrigens in zwei Versionen, mit einem Cover von Jones (Kelley, nicht Chuck) und einem Variant-Cover von Bill Morrison. Meine Präferenz sollte offensichtlich sein.
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