Italienisch für Anfänger
Italiensk for Begyndere
Hat mir dieser Film gefallen? Hmm, ich glaube, da muß ich erstmal in die Kirche gehen und kurz darüber nachdenken … Si!
Andreas (Anders W. Berthelsen) hat vor einem halben Jahr der Prüfung zum Pfarrer bestanden. Etwa gleichzeitig ist seine Frau "von ihm gegangen". Nun arbeitet er zwischenzeitig als neuer Pfarrer in einer ziemlich heruntergekommenen (zumindest, was den Kirchenbesuch angeht) Gemeinde. Sein Vorgänger, ein verbitterter alter Mann, der schon mal den Organisten von der Balustrade schubst, ist nicht zufrieden mit seiner Arbeit.
Karen (Ann Eleonora Jørgensen) arbeitet allein in einem kleinen Friseursalon, der nicht besonders floriert. Von den wenigen Kunden werden einige noch vertrieben, wenn Karens Mutter, die neben gesundheitlichen Problemen auch noch ziemlich offensichtlich suchtkrank ist, sie mal wieder an ihrem Arbeitsplatz besucht.
Olympias (Anette Støvelbæk) Probleme liegen ähnlich. In einer kleinen Konditorei arbeitet sie als (ziemlich tolpatschige) Verkäuferin und wenn sie abends nach Hause kommt, beschimpft sie ihr Vater, der den lieben langen Tag nur vorm Fernseher sitzt.
Finn (Lars Kaalund) "wohnt" sozusagen in einem Fußballstadion und führt auch den großkotzig als "Stadionrestaurant" bezeichneten kleinen Imbiß. Leider zeigt er wenig Feingefühl im Umgang mit den Kunden, weshalb sein bester, ein paar Jahre älterer Freund, Jørgen Mortensen (Peter Gantzler), der in einem Hotel arbeitet, ihn feuern soll, was diesem nicht leicht fällt, undschließlich auch von dessen Vorgesetzten übernommen wird. Aus Solidarität und anderen Gründen kündigt auch Giulia (Sara Indrio Jensen), die italienische Kellnerin.
Ein wenig Abwechslung in den trüben Alltag führt diese Personen nach und nach in einen Italienischkurs für Anfänger, doch schon während der ersten Stunde, die wir als Zuschauer miterleben, verstirbt der Lehrer, der so gerne seine weiblichen Schüler Sätze über Doppelzimmer in Venedig sprechen hört.
"Italiensk for Begyndere" ist eine romantische Komödie, doch als Dogma-Film spielen hier auch diverse realistische Probleme mit herein. Die Versorgung der anstrengenden Eltern, Kündigungen, Gottesdienste, die gestört werden, das Leben in dieser dänischen Kleinstadt ist nicht die große Verheißung, und auch der Italienisch-Kurs, wo zwar größtenteils Frauen, aber auch einige Männer etwas Exotik suchen ("hört sich wirklich ekelhaft an"), soll geschlossen werden …
Aufmerksamen Lesern dieser Rezension wird aufgefallen sein, daß ich drei weibliche und drei männliche Charaktere vorgestellt habe. Natürlich gibt es noch andere Sprechrollen in diesem Film, aber die Konstellation der Charaktere ist nahezu klassisch, man fühlt sich an die Liebeskomödien von Shakespeare erinnert, nur daß hier andere Probleme das Zusammenkommen der Liebenden verhindern, etwa Altersunterschied, Sprachbarriere, unterschiedliches Taktgefühl, noch nicht abgelaufene Trauerzeiten, Impotenz, Minderwertigkeitskomplexe, naja, warum ausgerechnet mir dieser Film soviel Spaß gemacht hat, hat persönliche Gründe, aber auch die anderen Kinobesucher verließen den Saal mit einem Lächeln, weil er eigentlich jeden anspricht, denn bei drei Lovestories kann man natürlich ganz unterschiedliche Arten der Liebe thematisieren, und weil der Film trotz aller Romantik und Komik immer auch Sozialkritik übt, kann ihn auch niemand für kitschig halten, nur weil er ein Happy End hat.