Chocolat
Immer wieder zeigt es sich, daß es sich auszahlt, wenn man mit geringen Erwartungen ins Kino geht. Hier ging ich nicht davon aus, daß ich bei jedem Auftritt von Johnny Depp (oder Juliette Binoche) in verzückte Seufzer ausbrechen würde, kümmerte mich wenig um die oscarprämierten oder zumindest -nominierten Darsteller, und der Name des Regisseurs bürgt zwar für gutes Handwerk, aber wohl kaum für meisterhafte Filmkunst.
Und schon in den ersten Einstellungen zeigte mir Hallström, daß er mit der Atmosphäre seines französischen Dörfchens ähnliche Bemühungen in Filmen wie "Sleepy Hollow" oder "The Crucible" übertrumpft. Hier funktioniert eine infernale Kamerafahrt, die bei der Miller-Verfilmung nur aufgesetzt wirkte, die zumindest computerbearbeitete Flugaufnahme und die Morgennebel wirken um einiges überzeugender als bei Tim Burton. Und vor allem geht es hier trotz roter Mäntel und Gottlosigkeit gar nicht um Untote oder vom Teufel bessessene Hexen, sondern einfach um eine progressive Frau in einem hinterwäldlerischen Nest.
Zugegeben, die Begeisterung der ersten Einstellungen hält sich nicht lang, zu offensichtlich sind viele der Entwicklungen. Naja, ich hatte ja auch nicht viel erwartet …
Ach ja, eines noch: Nicht nur bei diesem Film, auch bei "Traffic" fiel mir auf, daß man sich wohl nicht darauf verlassen kann, bestimmte Szenen aus dem Trailer auch im Film wiederzusehen. So ist die Sexszene hier sehr viel subtiler als im Werbefilmchen und auf die Massenproduktion von Drogen-Puppen wird man bei "Traffic" lange warten. Vielleicht im Director's Cut ;-)