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April 2001
Thomas Vorwerk
für satt.org
Code: unbekannt
Code inconnu

Frankreich 2000

Michael Haneke: Code: unbekannt

Buch:
Michael Haneke

Kamera:
Jürgen Jürge

Schnitt:
Andreas Prochaska, Karin Hartusch, Nadine Muse

Darsteller:
Juliette Binoche, Thierry Neuvic, Sepp Bierbichler, Alexandre Hamidi, Hélène Diara, Ona Lu Yenke, Djibril Kouyate



Code: unbekannt
Code inconnu



Drei Personen, die für den Schnitt zuständig sind, bei einem Film, der zum größten Teil aus Plansequenzen besteht? Was auf den ersten Blick wie Wahsinn anmutet, hat Methode, denn auch wenn innerhalb der lose miteinander in Beziehung stehenden Szenen für den Cutter keine Arbeit anfällt, die Art und Weise, wie Haneke diese kleinen Perlen aneinanderreiht, ist umso herausfordernder, denn die Schwarzblenden zwischen den Filmstücken kommen eigentlich immer einen Lidschlag früher oder später als man erwartet.

Die “(43 …?) Fragmente einer Chronologie des Zufalls” habe ich nicht gesehen, aber auch an die zwei Haneke-Filme, die mir bekannt sind, “Benny's Video” und “Funny Games”, erinnert Hanekes Frankreich-Ausflug. Was eine Warnung für zartbesaitete Kinogänger sein könnte, aber auch ein Versprechen für Besucher, die neben einer ansprechenden Handlung und überzeugenden Darstellungen auch etwas Reflektion wünschen. “Code Inconnu” bietet viel: Moralfragen, Depressionen, Menschenwürde, Kommunikationsprobleme, Gewaltbereitschaft, Zivilcourage mit nicht ausschließlich positiven Auswirkungen, Realitätsbrechungen, Vorurteile, fünf verschiedene Sprachen (keine Ahnung, ob es eine Synchronfassung von diesem Film gibt, und wie sie funktioniert).

Ein Traktor, der über das Feld rattert, war selten ästhetischer eingefangen, eine U-Bahn-Fahrt nie verstörender in ihrer Nachvollziehbarkeit der Geschehnisse. Und Juliette Binoche beweist hier (viel besser als die Oscar-Nominierung für “Chocolat”), daß sie immer noch eine ernstzunehmende Schauspielerin ist.