Die Purpurnen Flüsse
Les Rivières Pourpres
Es gibt Filme, die fangen sehr gut an und verrecken dann ungefähr auf der
Hälfte; genauso ist es bei "Die purpurnen Flüsse" mit dem wie immer
einzigartigen Jean Reno. Er spielt einen hölzernen Polizisten namens Pierre
Niemans, der im französischen Polizisten-Milieu als "Superbulle" gefeiert
wird - der Zuschauer erfährt zwar nicht warum, aber permanent ziehen die
Leute angesichts seiner Person tief den Hut. Niemans beginnt, in einem
mysteriösen Mordfall nahe einer Elite-Universität zu ermitteln: Ein toter
Professor hängt, grausam gequält und gefoltert, nackt in einem Berghang. Bei
seinen Ermittlungen trifft Niemans auf eine Studentin der Universität und auf
einen weiteren Polizisten, der parallel Ermittlungen in einer zunächst
anderen Sache anstellt. Sie finden weitere Tote - alles langjährig Angehörige
des hübsch in den französischen Bergen gelegenen Bildungsinstituts.
Nun ja:
Und das war es eigentlich schon. Nicht sehr erstaunlich, eigentlich. Das
Wesentliche an der franzöischen Filmkunst sind zwei Dinge: Zum ersten läßt
man den Zuschauer mit all den schon zehnmal durchgekauten Thriller-Zutaten in Ruhe, die da wären: Nervige Profiler, Supercomputer und religiöse Hinweise;
und zum zweiten sind die Bilder gelungen: Erdig, feucht, monumental ohne
Pathos. Der Film liefert ein erstaunlich klares Bild vom heutigen Frankreich,
seiner Eigentümlichkeit und seinem stellenweise derben Charme. Jean Reno
selbst spielt - wie so häufig - sehr überzeugend eine einfache, klare Figur,
die nichts Übertriebenes hat. Der Mann ist schlicht wunderbar; und er
verdient wirklich jede Lorbeere, die man ihm zuschreiben könnte.
Der Film selbst kippt etwa ab der Mitte ins Unglaubwürdige ab. Die
Universität entpuppt sich als Nazi-Kaderschmiede, die den besseren Menschen
züchten will; Intellekt und gesunder Körper sollen dort miteinander
verschmolzen werden, um den "neuen Menschen" zu schaffen. Absoluter
Schnickschnack, totaler Papperlapapp!
Darüberhinaus stellen sich die schon vorher mal erwähnte Studentin und ihre
aus dem Nichts heraus auftauchende Zwillingsschwester (Würg!) als die
rachelustigen Mörderinnen heraus, die ihr Leben lang (Achtung: Motiv) unter
dem Leben in der Nazi-Uni gelitten hatten. Naja …
Insgesamt ist der Film empfehlenswert, weil kurzweilig und nett gefilmt und
weil Jean Reno mitspielt. Der Anspruch tendiert leider jedoch aufgrund der
letztendlich dünnen Story gegen Null.