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April 2001
Jochen Müter
für satt.org
Die purpurnen Flüsse
Frankreich 2000

Mathieu Kassovitz: Die Purpurnen Flüsse

Fr. Titel:
Les Rivières Pourpres


Regie:
Mathieu Kassovitz

Buch:
Jean-Christophe Grangé

Kamera:
Thierry Arbogast

Schnitt:
Maryline Monthieux

Darsteller:
Jean Reno (Pierre Niémans), Vincent Cassel (Max Kerkerian), Nadia Farès (Fanny Ferreira), Dominique Sanda (Schwester Andrée), Karim Belkhadra (Dahmane), Jean-Pierre Cassel (Doktor Bernard Chernezé), Didier Flamand (Der Rektor), Francois Levantal (Der Anwalt)



Die Purpurnen Flüsse
Les Rivières Pourpres

Es gibt Filme, die fangen sehr gut an und verrecken dann ungefähr auf der Hälfte; genauso ist es bei "Die purpurnen Flüsse" mit dem wie immer einzigartigen Jean Reno. Er spielt einen hölzernen Polizisten namens Pierre Niemans, der im französischen Polizisten-Milieu als "Superbulle" gefeiert wird - der Zuschauer erfährt zwar nicht warum, aber permanent ziehen die Leute angesichts seiner Person tief den Hut. Niemans beginnt, in einem mysteriösen Mordfall nahe einer Elite-Universität zu ermitteln: Ein toter Professor hängt, grausam gequält und gefoltert, nackt in einem Berghang. Bei seinen Ermittlungen trifft Niemans auf eine Studentin der Universität und auf einen weiteren Polizisten, der parallel Ermittlungen in einer zunächst anderen Sache anstellt. Sie finden weitere Tote - alles langjährig Angehörige des hübsch in den französischen Bergen gelegenen Bildungsinstituts.

Mathieu Kassovitz: Die Purpurnen FlüsseNun ja: Und das war es eigentlich schon. Nicht sehr erstaunlich, eigentlich. Das Wesentliche an der franzöischen Filmkunst sind zwei Dinge: Zum ersten läßt man den Zuschauer mit all den schon zehnmal durchgekauten Thriller-Zutaten in Ruhe, die da wären: Nervige Profiler, Supercomputer und religiöse Hinweise; und zum zweiten sind die Bilder gelungen: Erdig, feucht, monumental ohne Pathos. Der Film liefert ein erstaunlich klares Bild vom heutigen Frankreich, seiner Eigentümlichkeit und seinem stellenweise derben Charme. Jean Reno selbst spielt - wie so häufig - sehr überzeugend eine einfache, klare Figur, die nichts Übertriebenes hat. Der Mann ist schlicht wunderbar; und er verdient wirklich jede Lorbeere, die man ihm zuschreiben könnte.

Der Film selbst kippt etwa ab der Mitte ins Unglaubwürdige ab. Die Universität entpuppt sich als Nazi-Kaderschmiede, die den besseren Menschen züchten will; Intellekt und gesunder Körper sollen dort miteinander verschmolzen werden, um den "neuen Menschen" zu schaffen. Absoluter Schnickschnack, totaler Papperlapapp! Darüberhinaus stellen sich die schon vorher mal erwähnte Studentin und ihre aus dem Nichts heraus auftauchende Zwillingsschwester (Würg!) als die rachelustigen Mörderinnen heraus, die ihr Leben lang (Achtung: Motiv) unter dem Leben in der Nazi-Uni gelitten hatten. Naja …


Insgesamt ist der Film empfehlenswert, weil kurzweilig und nett gefilmt und weil Jean Reno mitspielt. Der Anspruch tendiert leider jedoch aufgrund der letztendlich dünnen Story gegen Null.