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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Juli 2001
Thomas Vorwerk
für satt.org


Departure
Japan 2001

Buch
und Regie:
Yosuke Nakagawa

Kamera:
Hiroo Yanagida

Darsteller:
Keigo Heshiki, Haru Kawazu, Tomoyuki Otsuka, Hirokazu Kagawa, Kumi Fujita, Rumi



Departure





Die Geschichte kennt man aus "Diner", "American Graffiti" oder "Schule": Drei ca. 18-jährige Jungs haben die Schule hinter sich und das Leben vor sich. Eine letzte Nacht beginnen und beschließen sie gemeinsam, danach will einer nach Tokyo, ein anderer nach London, und der dritte will in der Heimatstadt bleiben. Die zwei mit Fernweh haben ihre Umzugspläne noch gar nicht den Freundinnen mitgeteilt, was in beiden Fällen etwas länger dauert. Der eine kommt nicht mit der Sprache raus, der andere trifft im Verlauf der Nacht mehrere junge Frauen, die sich für seine Freundin halten (und schließlich auch einige junge Männer, die ihn für ein Riesenarsch halten). Der dritte im Bunde hat weder Freundin noch Ambitionen, aber eine Nacht kann vieles ändern.

Um diese wegen Sujet und Umsetzung an Jarmusch erinnernde Geschichte herumdrapiert gibt es noch einen Pro- und Epilog, die die Einheit von Raum und Zeit durchbrechen, auf die ich aber nicht weiter eingehen möchte. Auffällig an diesem Film ist die Kameraarbeit. Zunächst gibt es fast zwanzig Minuten lang kaum bis keine Kamerabewegungen, jeder Shot ist mit Bedacht gewählt, die Räume erschließen sich nur durch Komposition und Perspektive. Dies ändert sich auch kaum, wenn die Kamera später aktiver wird, jede Szene scheint arrangiert, inszeniert, hier wird nichts "abgefilmt", selten ergibt sich ein Gefühl für die Umgebung, und wenn, dann an wichtigen Stellen des Films. Stattdessen zeigt die Kamera immer wieder den Nachthimmel, wo das Mondlicht die Wolken zerreißt. Dadurch hat der Film zunächst eine irreale "Entrücktheit", aber wenn wir langsam die Charaktere kennenlernen, wächst auch die Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt, bis es zum Abschied kommt.

Lakonisch-melancholische Charakterstudien, die an einigen Erzählkonventionen kratzen, und dadurch an Interesse gewinnen. Außerdem sind japanische "Coming-of-Age"-Stories halt mal was anderes als die üblichen amerikanischen Geschichten.