Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Juli 2001
Thomas Vorwerk
für satt.org


Almost Famous
USA 2000

Buch
und Regie:
Cameron Crowe

Kamera:
John Toll

Darsteller:
Billy Crudup, Frances McDormand, Kate Hudson, Patrick Fugit, Philip Seymour Hoffman, Anna Paquin



Cameron Crowe hat uns schon mit “Singles” und “Jerry Maguire” ganz gut unterhalten, und da er für das Drehbuch zu “Almost Famous” immerhin einen Oscar bekommen hat, war man einigermaßen gespannt auf diese autobiographisch inspirierte Geschichte des angehenden Musikjournalisten William Miller (Patrick Fugit), der im Tourbus einer Rockband seine (nicht unbedingt sexuelle) Unschuld verliert.

Doch zuvor lernen wir erstmal sein Elternhaus kennen. Seine alleinerziehende Mutter (Frances McDormand) hat alles genau geplant, bis Williams Schwester auszieht. Nicht, ohne zuvor ihre Beweggründe mithilfe eines von der Mutter verpönter Rocksongs zu veranschaulichen (wie revolutionär: Simon & Garfunkel) und dem kleinen Bruder die Plattensammlung, gut unterm Bett versteckt, zu hinterlassen.

Der Rest ist vorprogrammiert: Billy entdeckt die Musik und schreibt darüber, bis er entdeckt wird und vom “Rolling Stone”, wo man ihn für einen reifen Herrn hält, auf Tour mit der aufstrebenden Band Stillwater zu gehen.

Auch wenn sein Vorbild Lester Bangs (Philip Seymour Hoffman) ihn davor warnt, keine Freundschaft mit den Musikern zu beginnen, weil ihn dies als Kritiker kompromittieren würde, gehört er schon bald zur Familie, ebenso wie einige junge Mädchen (nennt sie bloß nicht Groupies), die es bevorzugen, berühmte Freunde zu haben. Eine von ihnen, “Penny Lane” (Kate Hudson) hat es Billy angetan, doch nicht nur er wird im Verlauf des Films feststellen, daß das Rockgeschäft viel mit Illusionen zu tun hat.

“Almost Famous” ist fast eine Farce und fast eine Tragödie. Und beinahe richtig gut, aber die Geschichte bleibt zu sehr an der Oberfläche, was zunächst auch noch zum Abbild des Showbusiness passt, aber im Verlauf des Films ist vieles zu betulich, zu freundlich, um einen wirklich mitreißenden Film abzugeben. Was ja bei den früheren Filmen von Crowe nicht völlig unähnlich war. Vielleicht will er es einfach allen recht machen, wie auch der Journalist im Film, und vergisst dabei, daß man auch mal anecken muß. Nicht gleich “Viel Feind, viel Ehr”, aber zumindest viel mehr …

Und Anna Paquin wird in diesem Film völlig als Staffage verschenkt, was ich ihm auch übel nehme.